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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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ist mit den Hausbewohnern? Kennen Sie sie?«
    Craig schwieg lange. Dann blickte er langsam auf. Anscheinend war er meilenweit weg gewesen. Als hätte er tief geschlafen. Er sah aus, als wüsste er nicht, wer die Männer waren, wer er war, was geschehen war.
    Aber er sagte: »Nein. Im Parterre wohnt ein älteres Ehepaar. Ich weiß nicht, wie sie heißen.«
    »Brian und Audrey Purkiss.« Der DS hatte sein Notizbuch hervorgeholt und überflog eine Seite. »Sind sie das?«
    Craig schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen es nicht? Nicht einmal den Namen? Steht der denn nicht an der Klingel? Haben Sie das nicht bemerkt? Wie lange ist es her, dass Sie die Wohnung gekauft haben?« Er traktierte den jungen Mann mit Fragen, die ihn wie Maschinengewehrfeuer trafen.
    Serrailler mischte sich erneut ein. »Wir haben mit Ihren Nachbarn gesprochen. Niemand war an dem Nachmittag zu Hause. Brian und Audrey Purkiss waren unterwegs. Das Haus war leer. Aber wer auch immer ins Haus kam und zu Ihrer Wohnung hinaufging, hatte entweder die Codenummer, um die Haustür mit dem Zahlencode zu öffnen, oder hat an der Wohnung geklingelt. Und Melanie hat ihn entweder von oben hereingelassen, oder sie kam hinunter, um ihm die Tür zu öffnen.«
    »Das würde sie nicht tun«, sagte Craig im selben Moment, als der Sergeant einwarf: »Oder ihr. Ihm oder ihr.«
    Serrailler beachtete ihn nicht. »Craig?«
    »Wem sollte sie die Tür aufmachen?«, fragte Craig.
    »Tja, einer Freundin. Ihrer Schwester? Oder ihrer Stiefschwester? Es muss doch jede Menge Leute geben, die sie gern in ihrer Wohnung begrüßt hätte.«
    »Ja, aber … natürlich gab es die – aber keinen, der sie umbringen würde. Niemand mit einer Waffe.«
    »Das würde sie nicht wissen, oder? Sie würde ja nicht wissen, dass die Person, die an der Tür klingelte, eine Waffe hatte.«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Ich möchte, dass Sie noch einmal zurückdenken … Wir müssen jedes kleinste Detail wissen, das Ihnen bedeutsam erscheinen mag. Oder merkwürdig.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Etwas, was sie vielleicht gesagt hat. Eine Person, die sie erwähnt haben könnte. Oder auch ein Vorkommnis, worauf sie sich bezogen hat.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Denken Sie weiter nach, Craig.«
    »Wo ist Ihr Büro?«, fragte Whiteside.
    »Ship Street.«
    »Dort waren Sie den ganzen Nachmittag, ja?«
    »Zum größten Teil. Das hab ich denen aber schon gesagt.«
    »Mir nicht. Waren Sie den ganzen Nachmittag dort?«
    Craig Drew sah jetzt zu Serrailler hinüber, wie ein Kind, das sich hilfesuchend nach einem Elternteil umsieht.
    »Craig, bitte verstehen Sie, dass wir alles wissen müssen – wenn auch nur, um es aus dem Weg zu schaffen. Haben Sie im Büro zu Mittag gegessen?«
    »Ja. Ich bin rausgegangen zu
Dino’s
, dem Café um die Ecke. Ich habe mir ein Sandwich und einen Kaffee geholt. Eine Banane habe ich auch gekauft, wenn Sie es genau wissen wollen, ich habe alles mitgenommen und am Schreibtisch gegessen.«
    »War jemand bei Ihnen?«, fragte Whiteside.
    »Ja. Wir waren zu dritt – nein, zu viert. Wir bleiben in der Regel über Mittag im Büro … Hin und wieder ist jemand mit einem Kunden unterwegs und zeigt ihm ein Objekt … Stephen war weg. Die anderen waren alle da.«
    »Später?«
    »Ich habe mich auf den neuesten Stand gebracht – ich war weg gewesen und hatte verpasst, was verkauft worden war, was hereingekommen war … Man muss sich auf dem Laufenden halten. Die eigenen Objekte, die der anderen …«
    »Den ganzen Nachmittag? Wollen Sie damit sagen, dass Sie den
ganzen
Nachmittag dort waren?«
    Was soll die Aggressivität?, fragte sich Serrailler. Warum behandelte Whiteside den Mann wie einen Hauptverdächtigen? Manchmal war eine aggressive Befragung angesagt. Hier nicht.
    »Nein. Ich war unterwegs, um mich mit einer Kundin zu treffen – um ihr ein Objekt zu zeigen. In dem Neubaugebiet in Ciderholes.«
    »Wie heißt sie?«
    »Es war eine Miss Bradford …«
    »Und Miss Bradford wird uns das bestätigen?«
    »Ich weiß nicht … ich denke, schon … Ich weiß nicht, was passiert ist.«
    »Passiert?«
    »Sie ist nicht gekommen. Ich fuhr hin und habe eine halbe Stunde gewartet, und sie kam nicht. Ich konnte sie telefonisch nicht erreichen, also fuhr ich wieder zurück ins Büro – es war schon gegen halb sechs. Ich habe dann mein Fahrrad genommen – ich radle zur Arbeit – und bin nach Hause gefahren.«
    »Wie sind Sie nach Ciderholes gekommen?«
    »Ich habe den Wagen

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