Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
Vom Netzwerk:
Cut, silberner Weste und dunkelblauer Krawatte. Ein gutaussehender, selbstbewusster junger Mann.
    Craigs Vater hatte ihnen Kaffeebecher und einen Teller Kekse gebracht, die auf dem Rattantisch vor ihnen standen, rosa Zuckerguss und Schokoladenüberzug waren in der Hitze bereits klebrig geworden. Er war Mitte fünfzig, sah aber zwanzig Jahre älter aus. Seine Haut war verwittert. In seinem offenen Hemd und der Hose wirkte er eingefallen.
    Er hatte die Getränke abgestellt und war wieder hinausgegangen, wobei er seinen Sohn im Vorbeigehen an der Schulter berührt hatte. Zwei guterzogene Spaniels blieben ihm dicht auf den Fersen.
    Irgendwo in der Ferne pflügte ein Traktor die Erde um, das Dröhnen kam in Hörweite und entfernte sich wieder.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Craig Drew, ohne aufzuschauen. »Ich verstehe das alles nicht.«
    »Mr.Drew, es tut mir leid, dass ich herkommen und Ihnen erneut Fragen stellen muss. Ich weiß, wie belastend das ist. Wir wollen herausfinden, wer Ihre Frau umgebracht hat. Deshalb bin ich hier. Das ist der einzige Grund. Verstehen Sie das?«
    Schweigen.
    »Sie sind nicht verhaftet, Sie stehen nicht unter Verdacht. Es steht Ihnen jederzeit frei, uns zum Gehen aufzufordern, dann sind wir wieder weg. Aber es ist in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie versuchen, unsere Fragen zu beantworten.«
    Der junge Mann stieß einen langen, verzweifelten, gequälten Seufzer aus. Er wischte sich mit den Händen über das Gesicht, über die Haare. Richtete sich auf. Er sah weder Serrailler noch den DS an, sondern schaute starr aus dem Fenster, nach wie vor ins Nichts.
    »Ich habe es den anderen gesagt. Haben die es nicht aufgeschrieben? Nein, Moment, sie haben es aufgenommen. Warum haben Sie sich das Band nicht angehört? Da würden Sie alles erfahren.«
    »Ich selbst muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Ich habe mir die Bänder angehört, aber manchmal lassen sich Dinge in einem persönlichen Gespräch leichter verstehen. Und vielleicht ist Ihnen ja auch noch etwas eingefallen.«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    Craig beugte sich vor, um seinen Kaffeebecher vom Tisch zu nehmen, doch die Hand zitterte so stark, dass die Flüssigkeit überlief und er ihn wieder hinstellte.
    »Ich möchte nur, dass Sie sich noch einmal ins Gedächtnis rufen, welchen Eindruck Ihre Frau an dem Morgen gemacht hat. Ich weiß, es ist schmerzhaft, aber es ist wichtig. War alles wie sonst auch?«
    »Es ging ihr gut. Alles war in Ordnung. Sie war – wir waren erst seit zwei Wochen verheiratet.«
    »Ich weiß.«
    »Sie fand es schade, dass ich schon wieder zur Arbeit musste – sie selbst hatte noch drei Tage frei. Wir wären gern zusammen nach Bevham gefahren, da wollte sie sich irgendwas ansehen – Vorhänge und … so einen Tag hätten wir gern verbracht. Aber sonst war da nichts. Es ging ihr gut. Wunderbar. Meine Frau war wunderbar.«
    »War sie liiert, kurz bevor sie Sie kennenlernte?« Graham Whiteside hatte die Bemerkung ohne Vorwarnung herausgebellt.
    Craig sah ihn verwirrt an. »Ich – sie hatte Freunde gehabt. Ja, natürlich.«
    »Nein, ich meine es so, wie ich es sagte – etwas Ernstes?«
    »Das weiß ich nicht. Kurz vorher nicht. Sie hatte mit einem Typen namens Neil Schluss gemacht … Doch das war Monate her. Glaube ich. Weiß nicht. Sie müssten …« Plötzlich ließ er den Kopf hängen und starrte zu Boden. Seine Hände zitterten noch immer.
    Sie müssten sie selbst fragen, vollendete Serrailler im Stillen den Satz für ihn. Er ärgerte sich über Whiteside, ließ ihn aber in seinem Befragungsstil weitermachen.
    »Warum mussten Sie vor ihr wieder zurück zur Arbeit?«
    »Hab ich doch gesagt. Sie hatte noch ein paar Tage zur Verfügung.«
    »Das war nicht meine Frage. Warum mussten
Sie
wieder hin? Sie hätten doch bestimmt mehr freie Zeit herausschlagen können?«
    »Schon gut«, sagte Serrailler in scharfem Ton. »Ich glaube, das ist ziemlich klar.«
    Der Sergeant warf ihm einen säuerlichen Blick zu und griff nach einem weiteren Keks.
    »Craig«, sagte Simon freundlich, »ich weiß, Sie haben sich das immer und immer wieder durch den Kopf gehen lassen, aber ich muss Sie erneut fragen … Gibt es jemanden, der auch nur den leisesten Grund gehabt hätte, Ihrer Frau zu schaden? Jemand aus der Vergangenheit, aus der Nachbarschaft – auch etwas, das noch weiter zurückliegt? Hat sie je erwähnt, dass sie Angst vor jemandem hatte?«
    Craig schüttelte den Kopf, blickte noch immer zu Boden.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher