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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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das?«
    »Küchentischpsychologie. Es könnte sein, wenn du dich nicht verändern willst.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Um Himmels willen, Simon, das weiß ich doch nicht! Du bürdest mir hier zu viel auf.«
    »Tut mir leid.«
    »Wir haben Glück. Arbeit hilft. Stell dir vor, du wärst in so einer Fabrik und würdest den ganzen Tag auf ein Fließband starren.«
    Er seufzte. »Stattdessen bin ich nicht imstande, einen ganz und gar bösartigen Schützen dingfest zu machen.«
    »Du wirst ihn schnappen.«
    »Nichts deutet darauf hin.«
    »Du wirst nicht lockerlassen. Ich kenne dich.«
    »Ich sag dir was, Cat. Es geht mir auf den Geist, und wenn das der Fall ist, wird es persönlich. So wie die Kindesentführungen persönlich wurden. Und der Brandstifter. Allmählich glaube ich, der Schütze macht das, um mich herauszufordern. Aber wie paranoid ist das denn? Doch so kommt das bei mir an. Ich fühle mich verspottet. Komm schon, Serrailler, halt mich auf, ich fordere dich heraus.«
    »Warum? Er hat Frauen ermordet.«
    »Oh, ich will damit nicht sagen, dass er meinen Tod will. Aber sobald sie zwei- oder dreimal Glück hatten, sobald sie davonkommen, wird es tatsächlich eine Sache zwischen uns beiden, und seien noch so viele andere beteiligt – in diesem Fall Dutzende. Irgendwie besteht eine Verbindung zwischen mir und diesem Unbekannten da draußen. Ich muss ihn fassen, ich muss ihm Einhalt gebieten.« Er schlug mit der Hand gegen das Lenkrad.
    »Bist du sicher, dass es nur einer ist?«
    »Nein. Kann sein, dass der Scharfschütze, der die Mädchen erschossen hat, nicht derselbe ist wie der Mann mit der Handfeuerwaffe, der Melanie Drew und diese junge Mutter umgebracht hat.«
    »Was glaubst du?«
    »Oh, eigentlich glaube ich, dass es derselbe ist. Ich bin mir dessen sogar sicher. Bauchgefühl.«
    »Und dein Bauch sagt dir, dass er es wieder tun wird?«
    »Ja«, sagte Simon ruhig, »das befürchte ich. Ich will vor ihm da sein – aber wo? Wo schlägt er als Nächstes zu? Aus welchem Grund? Ich habe keine Ahnung, was ihn antreibt, nichts fügt sich ineinander, nichts passt zusammen, Cat, und bis dahin stolpere ich mit verbundenen Augen durch die Dunkelheit.«
    Sie sahen die Lichter des Bauernhauses, die ihnen vom anderen Ende der Landstraße entgegenleuchteten.
    »Sei also vorsichtig, immer«, fuhr er fort. »Das ist wichtig. Mach die Tür nicht auf, wenn du nicht weißt, wer davorsteht, und lass nie die Kinder aufmachen, leg die Kette vor.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Du lässt Türen unverschlossen, Fenster geöffnet …«
    »Schon gut, schon gut, ich habe genug, fang bloß nicht an, mir von bewaffneten Männern zu erzählen, die nur darauf warten, mir oder meinen Kindern das Hirn wegzupusten, wenn ich die Haustür aufmache.«
    »Es ist passiert. Ich will dich nur warnen.«
    »Vielen Dank. Kommst du nicht mit rein?«
    »Nein, ich fahre nach Hause und schlafe ein bisschen, bevor mich jemand stört.«
    »Du willst nur Dad und Judith nicht begegnen.«
    »Das auch.«
    »Herrgott, du machst mich rasend.« Cat schlug die Wagentür fest zu und entfernte sich.
    »Nein, nein, du brauchst dich für das wunderbare Essen nicht zu bedanken«, rief Simon ihr nach. Doch sie war bereits im Haus verschwunden.
    Während er mit seinem neuen Audi schnell durch die dunklen Straßen fuhr, kam ihm in den Sinn, dass ein Streit mit Cat gut so enden konnte. Jeder würde bei sich zu Hause erst einmal abkühlen. Einem Streit mit einer Ehefrau könnte man kaum entkommen. Er machte seiner Schwester keinen Vorwurf. Sie musste mit so vielem fertig werden, und wenn sie es an jemandem auslassen musste, dann ruhig an ihm. In den nächsten Tagen würde einer von ihnen den anderen anrufen, und das Ganze wäre vorbei, bevor es angefangen hatte.
    Wäre er verheiratet, könnte er nicht in eine ruhige, friedliche Wohnung und ein Leben zurückkehren, wie es ihm gefiel.
    Er war besser dran, wenn er allein war.

[home]
    Vierundvierzig
    D u bist erbärmlich. Ich verstehe dich nicht. Warum machst du das? Warum willst du es ihr verderben?«
    »Will ich nicht.«
    »Machst du aber. Ganz offensichtlich. Hast du dir mal selbst zugehört?«
    Tom war in Lizzies Zimmer gestürmt und hatte sich auf ihr Bett geworfen, dann war er aufgestanden und herumgewandert, hatte Schränke geöffnet und wieder geschlossen, mit dem Fuß gegen die Wand getreten, ein Buch aus dem Regal genommen und wieder zurückgestellt. Das war eine Weile so gegangen, bis er schließlich gesagt

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