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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Essen auf ihrem Teller an.
    »Ist schon gut«, sagte Simon.
    Doch das war es nicht, und die Tränen ergossen sich über ihren Handrücken, als sie versuchte, sie abzuwischen.
    Sie stand auf. »Ich gehe zur Toilette. Wenn ich zurückkomme, rede einfach mit mir. Ich kann es nicht. Rede einfach mit mir.«
    Simon wartete, trennte das saftige Lammfleisch in Schichten von den Knochen und aß langsam, während er nachdachte. Die Bar hatte sich gefüllt, doch sie saßen in einer Ecke und wurden nicht gehört.
    Sie war lange fort, und als sie wiederkam, war ihr Gesicht ohne Tränen, ihre Haare zurückgekämmt.
    »Gut«, sagte Cat und legte das restliche Gemüse auf ihren Teller.
    »Meinst du, ich werde jemals die Richtige zum Heiraten finden?«
    Sie betrachtete das Essen auf ihrer Gabel und versuchte, die Frage zu begreifen. So etwas hatte er noch nie gefragt, war dem Thema immer ausgewichen, wenn sie es angeschnitten hatte. Eigentlich hatte sie geglaubt, längst aufgegeben zu haben, ihren Bruder ergründen zu wollen, doch jetzt wurde ihr klar, dass dem nicht so war.
    »Ich weiß, du willst, dass ich über Jane spreche, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es kann. Ich bin mir über nichts im Klaren.«
    »Vermutlich«, sagte sie vorsichtig, »musst du zuerst wissen, ob du tatsächlich heiraten willst. Siehst du dich als Ehemann und vielleicht als Vater, der in einem Haus mit einer Frau wohnt und eine völlig andere häusliche Umgebung hat als du jetzt?«
    »Warum? Warum müsste sich das alles ändern?«
    »Weil du Junggeselle bist, eine Junggesellenbude hast, ein einsames Leben führst, meist bei der Arbeit bist, manchmal mit deinem Skizzenblock fortgehst, gelegentlich bei uns bist. Aber das würde sich ändern.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Du erwartest von einer Frau, sich rundum anzupassen? Du machst so weiter wie bisher?«
    »Nein. Aber bei dir klingt es, als würde sich mein Leben komplett verändern.«
    »Und das willst du nicht?«
    »Nein. Natürlich nicht. Ich liebe mein Leben.« Als er das sagte, wusste er, dass es die reine Wahrheit war.
    »Dann müsstest du entweder eine sehr bemerkenswerte Frau oder eine sehr ungewöhnliche Ehe oder wahrscheinlich beides haben. Veränderungen treten nicht sofort ein, sind aber letzten Endes unvermeidbar. Ehe ist ein neues Leben, und es ist immer ein Kompromiss … Ihr müsst nur sichergehen, dass ihr beide denselben Kompromiss wollt.«
    »Ja. Deshalb sollte ich es besser lassen.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Du musst dir sicher sein – womöglich mehr als die meisten anderen. Die heiraten wegen der Person, vielleicht jedoch auch, weil sie bereit sind, sich zu verändern und zu entwickeln und ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen das aktiv. Du nicht. Aber du bist noch keine vierzig, Si, du bist noch nicht so alt, dich in deinen Gewohnheiten festzufahren.«
    Er aß sein Lamm auf, ohne zu antworten.
    Cat dachte an die Frauen, die er gekannt hatte – zumindest die, von denen sie gewusst hatte. Diana, die ältere, sporadische Geliebte – das hatte für Simon funktioniert, weil Diana sein Leben nicht verändert hatte, obwohl Cat wusste, dass sie es gewollt hätte. Freya Graffham. Ja, er hatte gedacht, dass er sich womöglich in sie verliebt hatte, umso mehr, als sie unerreichbar geworden war. Vor Diana hatte es eine ziemlich flüchtige Affäre mit einer jungen Anwältin gegeben, die Cat nicht gemocht hatte. Eleanor irgendwas.
    Und dann Jane Fitzroy.
    Doch Jane war verwundbar gewesen, verunsichert in den meisten Bereichen ihres Lebens, hatte unter den Schlägen gelitten, die sie während ihrer kurzen Zeit in Lafferton getroffen hatten.
    »Was willst du, Si?«
    Er war im Begriff zu antworten, er wolle, was sie habe – ihr glückliches Eheleben, ihr Bauernhaus, ihre Familie –, doch er hielt sich zurück. Cat ohne Chris, Cat, die vor dem Tod ihres Mannes stand, Cat, die ihre Kinder allein aufziehen musste, Cat, die ihn viel mehr brauchte als er sie, die Umkehrung dessen, was immer gewesen war – er versuchte, es sich vorzustellen, doch es gelang ihm nicht.
    Der Kellner räumte ihre Teller ab, brachte die Tafel mit den Desserts und lehnte sie an den Nachbartisch. Sie waren beide froh darüber.
    »Karamellpudding«, sagte Cat, »und Eis. Und Pfefferminztee.«
    »Für mich dasselbe, bitte«, sagte Simon.
     
    Auf der Rückfahrt zum Bauernhaus sagte er: »Vielleicht ist es sicherer.«
    »Wie bitte?«
    »So wie jetzt. Frauen, die nicht verfügbar sind. Ist es

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