Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
Vom Netzwerk:
Leiche zu finden? Woran hatte die Polizei herumgewurstelt? Das Mädchen war vergewaltigt und erwürgt worden. Wer machte so etwas? Ein Tier. Er schauderte, dachte an sie, blöd, wie junge Mädchen nun einmal waren, eingebildet, rotzfrech. Oder ein trauriges, einsames Kind, kaputtes Elternhaus, schon einmal vergewaltigt und jetzt wieder. Mit einem Fremden mitgegangen, um ein bisschen Spaß zu haben und Aufmerksamkeit zu bekommen. Zuwendung.
    Wie wurden Eltern damit fertig, ein Mädchen kommt nicht nach Hause, auf ihrem Handy meldet sich niemand, Freundinnen sagen, sie sei vor Stunden schon gegangen. Warten. Angst haben. Hoffen. Verzweifeln.
    Was für ein Tier tat so etwas?
    Mit einem solchen Verhalten kannte er sich nicht aus.
    Er benahm sich vollkommen anders.
    Ein sauberer Mord.
     
    Der Flugplatz war mit Schlaglöchern übersät, und die standen voll Wasser. Regen strömte vor den Autoscheinwerfern herab. Er schaltete sie aus, als er vor den Hangar fuhr, und benutzte die Taschenlampe, um die Türen zu öffnen. Er fuhr den Lieferwagen hinein und schloss die Türen wieder, holte die Arbeitslampe aus dem Kofferraum und verband sie mit der Batterie.
    In dem Moment hörte er das Geräusch. Er erstarrte. Draußen vor dem Hangar? Oder drinnen? Er wartete. Nichts. Er wartete und zählte. Zwei Minuten. Drei Minuten. Nichts.
    Er entspannte sich, nahm die Taschenlampe wieder zur Hand und richtete den Strahl auf die Stelle, an der die aufgerollte Plastikfolie versteckt war. Wartete erneut. Nichts.
    Er stieg auf die Zementblöcke, die er vor Wochen dorthin geschafft hatte, und streckte die Hand nach dem Zwischenraum hinter dem Strebebalken aus. Dabei vernahm er wieder etwas, weit hinten in den dunklen Winkeln des Hangars.
    Rasch sprang er hinunter und ging darauf zu, hielt die Taschenlampe vor sich. Seine Schritte waren lautlos.
    Das Geräusch klang eigenartig. Es hätte das Stöhnen eines Menschen sein können oder das Schnüffeln eines Tieres. Hier draußen gab es Füchse, seine Scheinwerfer hatten sie erfasst.
    Er bewegte sich langsam, obwohl das Geräusch inzwischen aufgehört hatte und er nicht sicher war, ob er darauf zuging. Das Licht der Taschenlampe fiel auf zerknülltes Papier und Betonbrocken auf dem Boden und, wenn er sie höher hielt, auf die Seitenwände des Hangars. Sonst nichts.
    Da war es wieder. Ein Tier. Das musste es sein.
    In der nächsten Minute bewegte sich etwas, seine Taschenlampe erfasste eine Reihe von Formen und Schatten, und dann sprang ein Mann blindlings auf ihn zu, eine Hand vor dem Gesicht zum Schutz gegen den starken Lichtstrahl.
    »Wasnhierlosverdammt?«
    Er blieb stehen. Der Mann war ein paar Meter entfernt, noch immer wie benommen vom Licht.
    Er richtete den Strahl direkt auf sein Gesicht.
    »Nimmdasscheißdingwegwassollndas?«
    »Umdrehen.«
    Doch das Bündel aus alter Kleidung und Dreck, der volltrunkene Mann, der in der Ecke des Hangars in seinem Schnarchkonzert gestört worden war, sprang noch einen Schritt vor.
    »Umdrehen.«
    Der Mann tat, wie ihm geheißen, und schwankte ein wenig.
    »Schongutschongutscheißbullenkannmannichmalmehrinruhepennen …«
    Beim ersten Schlag auf den Hinterkopf brach er zusammen.
    Zwei Minuten. Drei. Vier.
    Er hatte sich nicht bewegt.
    Das Licht der Taschenlampe zeigte Blut im verfilzten Haar und an dem alten Regenmantel.
    Ihn hier liegen lassen oder ihn in die Ecke schleifen?
    Lass ihn liegen.
    Er brauchte ein paar Minuten, um die Plastikfolie auszuwählen und an die Seite des Lieferwagens zu kleben, den Rest aufzurollen und vorsichtig zurückzulegen. Dann klemmte er die Arbeitslampe von der Batterie ab und versteckte sie hinter der Holzverkleidung im hinteren Teil. Fuhr hinaus. Schloss die Hangartüren. Zog die Handschuhe aus und verstaute sie.
    Es regnete nach wie vor. Langsam fuhr er über den aufgeweichten Boden – es bestand immer die Gefahr, hier eine Reifenpanne zu haben, und er wollte nicht aufgehalten werden, um im Licht einer Taschenlampe einen Reifen zu wechseln, wobei er das Risiko eingehen würde, von der Straße aus gesehen zu werden. Als er sich den Toren näherte, huschte ein Fuchs vor ihm vorbei, die gelben Augen leuchteten, eingefangen im Scheinwerferlicht.

[home]
    Dreiundvierzig
    I ch habe Schuldgefühle«, sagte Cat.
    Im
Croxley Oak
war es nicht zu voll, sechs Gäste an der Bar, zwei Drittel der Tische waren besetzt, und im Kamin brannte das erste Feuer des Herbstes. Ein Kellner ging mit einem beladenen Tablett vorbei. Gläser

Weitere Kostenlose Bücher