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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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fort waren. Es lag an Phil. Tom hatte schon früher immer die Ausstrahlung von Menschen gespürt, wenn etwas mit ihnen nicht stimmte, doch neuerdings hatte er versucht, nicht mehr darauf zu achten, da die Pastoren gesagt hatten, so etwas könne der Teufel sein, der einem ins Ohr flüsterte oder sich sogar ins Gehirn einnistete. New-Age-Kram. Trotzdem wusste er insgeheim, dass er oft recht behalten hatte, und er wollte diese Empfindungen nicht gänzlich unbeachtet lassen. Er hatte es gespürt, als er Phil kennengelernt hatte, sehr stark. Er wollte den Pastoren nicht widersprechen, sie führten ihn schließlich auf den rechten Weg, er sollte auf sie hören. Doch bei Phil Russell wusste er es besser, und im Übrigen war es nicht nur seine Ausstrahlung, sondern vor allem das, was man ihm erzählt hatte, die Realität also.
    Er ging nach unten.
    Seine Mutter saß am Küchentisch mit einem Becher Tee und schrieb etwas in das Notizbuch ihres Lesekreises.
    »Hallo – er ist frisch aufgebrüht.«
    »Nein danke.« Tom nahm eine Coladose aus dem Kühlschrank, lehnte sich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte und trank. Er wollte etwas sagen, aber wo sollte er anfangen, wie?
    »War es nett?«
    Helen lächelte. »Ja, danke.«
    »Interessantes Buch?«
    »Ja.
Der Drachenläufer.
«
    »Ach so.«
    »Willst du etwas, Tom?«
    »Nein. Wieso?«
    »Ein Sandwich zum Beispiel?«
    »Nein, alles in Ordnung, danke.«
    »Na denn.« Sie sah wieder auf ihr Notizbuch und wartete darauf, dass ihr Sohn aussprechen würde, worüber er offensichtlich nur schwer reden konnte.
    »Gehst du diese Woche aus?«
    Aha. Sie schrieb zwei Wörter, während sie antwortete: »Ja. Am Donnerstag. Und dann wollen wir auch zusammen auf den Töpfermarkt. Albern, aber lustig.«
    »Stimmt.«
    »Am Donnerstag hat Phil Karten fürs Ballett. Ich bin auf Ballett nicht so scharf, aber was soll’s.«
    »Warum?«
    »Habe nie den Sinn dahinter gesehen. Ich denke immer, sie würden es viel leichter haben, wenn sie einfach anfingen zu reden.«
    »Nein, ich meine, wenn es dir eigentlich nicht gefällt, warum gehst du hin? Du musst ja nicht.«
    »Stimmt. Aber ich schulde dem Ballett vielleicht einen weiteren Versuch.«
    »Das sehe ich nicht so.«
    »Nein, wahrscheinlich würdest du es nicht tun.«
    Schweigen. Er trank ein paar Schlucke. Die Waschmaschine begann zu schleudern.
    »Das mit den Staaten geht klar, ja?«
    »Dass du hinfährst? Du lebst dein Leben, Tom, du weißt, wie ich darüber denke.«
    »Es ist echt wichtig. Ich muss das machen.«
    »Kann sein, dass es dir jetzt wichtig ist. Ich möchte nur nicht, dass du deine ganze Zukunft auf diesen Kirchenkram ausrichtest.«
    »Das mache ich nicht.«
    »Für mich sieht es so aus.«
    »Es ist nicht der Kirchenkram, wie du es nennst, es geht darum, mein Leben Jesus zu schenken. Wenn ich das Bibelcollege besucht habe, bin ich so weit, zu dienen und Zeugnis abzulegen.«
    »Du klingst wie eines eurer Pamphlete.«
    »Tut mir leid.«
    »Lass dich nur nicht von anderen Menschen einwickeln, Tom. Besonders nicht von Sonntagsreden. Ich weiß, sie stellen sich da oben hin, predigen, und es ist hypnotisierend, aber wenn du wieder auf den Boden kommst …«
    »Phil ist Atheist.«
    Tom war puterrot angelaufen. Hastig trank er seine Cola aus und warf die Dose in den Mülleimer.
    »Ich weiß. Macht dir das arg zu schaffen?«
    Tom murmelte vor sich hin. Seine Mutter hatte ihren Kugelschreiber zur Seite gelegt und sah ihrem Sohn direkt ins Gesicht, was ihm immer unangenehm war.
    »Auch wenn ich verstehe, dass es so sein könnte, glaube ich nicht, dass dich das wirklich etwas angeht. Du wirst fortgehen, ebenso wie Lizzie. Hier geht es um mich.«
    »Nicht nur.«
    »Doch. Oder vielmehr um Phil und mich.«
    »Ich muss mir Sorgen machen, verstehst du das nicht?«
    »Du meinst, wenn ich ihn heirate?«
    »Wirst du es denn?«
    »Keine Ahnung. So wie wir es jetzt halten, geht es uns gut. Aber wenn ich in die Hölle komme, dann mache ich es auf meine Art und übernehme die Verantwortung, es wäre nicht deine Schuld.«
    »Und ob. Das würde bedeuten, dass ich etwas hätte unternehmen können, es aber unterlassen habe.«
    Helen lachte, bis sie Schmerz und Angst in seinem Gesicht sah, und hörte auf.
    »Keine Bange. Ich habe dir zugehört, und ich verstehe, wie wichtig es für dich ist. Aber wenn ich es ablehne, dann ist es nicht deine Schuld. Ich würde mich in deiner Kirche hinstellen und es ihnen sagen, wenn es helfen würde.«
    Er trat von einem Fuß auf

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