Der Toten tiefes Schweigen
auch ein Satellitenbild aus dem Internet heruntergeladen und den schmalen Bereich der Dedmeads Road herangezoomt, der die Kirche und die Tierarztpraxis gegenüber umfasste. Dann verfolgte er die Strecke, auf der er kommen würde, und seinen Fluchtweg. Seiner Schätzung nach konnte er in fünfzig Sekunden auf der Umgehungsstraße sein, vielleicht weniger. Einmal dort, war er verschwunden.
Er machte sich ein Sandwich mit Corned Beef, kochte einen Becher Tee, setzte sich wieder an den Plan. Diesmal war es eine Herausforderung. Wenn das schiefging, war es aus. Die anderen waren leichter gewesen, obwohl er ein bisschen geschwitzt hatte, als er auf den Club
Seven Aces
hinabgeschaut und sich immer wieder die Bilder der Feuerleiter und der Straße dahinter ins Gedächtnis gerufen hatte. Aber es hatte funktioniert. Jedes Mal hatte es funktioniert, doch er wusste, er konnte es sich auf keinen Fall leisten, ein Risiko einzugehen, durfte nichts ohne sorgfältige Erkundung und einen gut ausgearbeiteten Plan angehen. So was machten Idioten, und Idioten wurden geschnappt, und das sollten sie auch, verdammt.
Aber da war noch etwas. Er hatte die Lokalzeitung durchforstet und Nachrichten im Fernsehen gesehen, hatte ausgiebig Radio Bevham gehört, doch es war nichts über den Kerl im Hangar gekommen.
Er schaltete den Fernseher wieder ein und wartete auf die Nachrichten. Nichts. Das war gut.
Er hatte achtundvierzig Stunden, und alles musste passen, alles musste perfekt sein, der Zeitpunkt, die Entfernung, die Waffe, alles. Er würde es jetzt dabei bewenden lassen, darüber schlafen und wissen, dass es in seinem Kopf war und sich in sein Gedächtnis einprägen würde. Er würde es sich morgen anschauen und am Freitagabend zweimal durchgehen, Zentimeter für Zentimeter. Danach würde er sich vertrauen, wie er es immer tat. Immer getan hatte.
Jemand anderem konnte man nicht trauen.
[home]
Neunundvierzig
G ut, Jungs, zwei von euch raus zum Flugplatz, holt das Zeug, das ihr dagelassen habt. Planänderung.«
»Was für eine Planänderung?«
»Scheißhochzeit.«
»Was für eine Scheißhochzeit?«
»Die, zu der die Royals kommen. November.«
»Tochter des Lord Lieutenant.«
»Genau die. Okay, Clive und Ian, raus zum Flugplatz, ladet auf. Bisschen dalli.«
»Wir brauchen drei.«
»Pech gehabt, ihr seid zu zweit.«
»Wo ist Tim?«
»Bei seiner Frau haben heute Morgen die Wehen eingesetzt.«
Clive Rowley und Ian Dean gingen knurrend zum Kastenwagen hinaus.
»Hast du schon mal den Schutz der Royals übernommen?«, fragte Ian und bog aus dem Hof.
»Ja, zweimal. Da passiert nichts. Die gehen vorher alles mit Spürhunden ab.«
»Diesmal wird es ein bisschen enger. Jede Menge Verstecke für unseren Freund, den Scharfschützen.«
»Nee. Wie gesagt, die werden jeden Schlupfwinkel überprüft und abgedeckt haben. Das würde er nicht wagen.«
»Um welche Royals geht es eigentlich?«
»Charles und Camilla, soweit ich gehört habe.«
»Dann ist das Gebiet auch für den Flugverkehr gesperrt.«
»Verdammt, wer zahlt das?«
»Wer zahlt das alles überhaupt, Clive? Wir. Wir zahlen für die ganze Bande.«
»Richtig. Nur, was willst du sonst? Nur einen Präsidenten wie in Amerika?«
»Mir egal. Allerdings wäre meine alte Mum nicht damit einverstanden. Sie ist verrückt nach der Königsfamilie. Hat die Königin auf der Teekanne.«
Clive Rowley lachte.
Die Sonne schien. Die Schlaglöcher auf dem Flugplatz trockneten allmählich aus.
»Sieh dir das an … Ein Fuchsrüde läuft da hinten am Zaun lang.«
»Der traut sich was.«
»Hätte ich mein Gewehr, könnte ich ihn mit einem Schuss erledigen.«
»Ja, aber was geht es uns an? Lass ihn laufen. Was hat er dir getan? Ich schieß lieber auf ein paar zweibeinige Verbrecher, bevor ich ein Tier verletze. Komm schon, lass uns die Scheißausrüstung holen.«
Sie öffneten den Hangar. Die Sonne stand hinter ihnen und schien in den gewölbten Raum.
»Gut, die Türen zuerst?«
»Was ist das?«
»Was?«
Ian ging voraus, vorbei an den aufgestapelten Pfählen und den Holztüren auf das andere Ende zu. »Hast du die Taschenlampe dabei?«
Clive zögerte. »Nein. Komm schon, pack mit an, wir sollen vor Schichtende zurück sein.«
»Im Wagen. Hol die Taschenlampe aus dem Wagen.«
»Was schnüffelst du hier herum? Pass auf, da sind für gewöhnlich Ratten.«
»Das sind keine Ratten. Hol die Taschenlampe, sag ich.«
»Zu Befehl, Sir.«
Clive schlenderte hinaus an den Wagen. Der
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