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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Connolly. Jane Fitzroy.«
    »Kommt nicht in Frage, Schwesterherz. Möchtest du noch ein Glas Wein?«
    »Setz dich.«
    Doch er war schon aus dem Zimmer. Sie hörte, wie der Wasserkocher gefüllt, ein Glas Wein eingeschenkt wurde, Schranktüren knallten. Nein, dachte sie, er wird sich davor drücken, wie immer. Und plötzlich war es ihr gleichgültig. Sie hatte es satt. Sie war müde. Sollte Simon doch auf sich selbst aufpassen, sollte er doch über ihren Vater denken, was er wollte.
    Er kam zurück.
    »Jetzt sag mir, was für ein Mensch willkürlich schießt. Das muss ein Verrückter sein oder jemand, der eine Mordswut im Bauch hat, aber worauf?«
    Simon warf ihr einen berechnenden Blick zu. Trank einen Schluck. Sagte nichts. Nein, dachte Cat. Kommt nicht in Frage, wie du schon sagtest.
    »Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, ob es nur einer ist.«
    »Wie, zwei Schützen?«
    »Könnte sein. Die Polizei schließt nichts aus, wie man so schön sagt. Ich glaube, es ist ein und derselbe. Er kann mit einem Gewehr und mit einer Handfeuerwaffe umgehen. Er kann im Nahbereich und auf Entfernung schießen. Chief Constable Devenish möchte, dass wir einen Profiler hinzuziehen. Ich bin dagegen, ich halte sie für nutzlos. Ich kann von diesem Kerl ein Persönlichkeitsprofil erstellen wie jeder andere auch. Männlich. Eigenbrötler. Waffennarr. Wut auf Frauen – die Frauen, die er erschossen hat, waren jung. Er kommt von hier – kennt die Gegend gut. Psychopath. Klarer Kopf – nicht drogenabhängig, wahrscheinlich kein Alkohol, zumindest nicht viel. Kann seine Spuren gut verwischen. Leicht, wenn man weiß, wie. Und jetzt versuche, ihn zu finden!«
    »Was wirst du tun?«
    »Warten, bis er einen Fehler macht. Versuchen, ihm einen Schritt voraus zu sein – denken wie er. Schwierig.« Er schüttelte den Kopf.
    »Es gefällt dir.«
    »Ja. Du hast das jetzt nicht gehört, aber ja … So etwas gefällt mir. Bin ich vollkommen durchgeknallt?«
    »Nein. Fasziniert von der menschlichen Natur und zu jeder Herausforderung bereit.«
    »Stimmt. Ich gehe lieber. Herrgott, ich kann das nicht begreifen. Diese Familie verdient nicht noch einen …« Er verstummte.
    »Todesfall. Sag es ruhig.«
    »Ja …« Er legte die Arme um sie. »Könnte er wieder gesund werden?«
    »Nein«, sagte Cat und hielt sich kurz an ihm fest. »Keine Chance.« Sie löste sich von ihm, ging zum Fernseher und schaltete ihn aus. Sah sich um. Sag es, dachte sie. Sag es.
    »Wende dich nicht ab, Si. Drück dich nicht vor deinen Gefühlen. Das kommt nicht wieder.«
    Doch er wandte sich ab, ohne zu antworten. Sie hatte es gewusst.

[home]
    Einundfünfzig
    D ie Orgel stimmte einen einzigen Ton an, das Zeichen für alle, sich umzudrehen und hinzuschauen, und natürlich war sie schön, Chelsea Fisher, die schönste Braut auf Erden, wie jede Braut. Ihre Mutter hatte das Kleid selbst nähen wollen, hatte gesagt, es sei Geldverschwendung, es von der Stange zu kaufen, doch das hier war nicht von der Stange, nicht wahr, es war ein Designerkleid, sie war mit ihrer Schwägerin in London im Brautmodengeschäft gewesen. Vier Anproben waren nötig gewesen. Egal, was es kostete, niemand musste es erfahren, am wenigsten ihre Mutter, und wenn es genauso teuer war wie eine halbe neue Küche, wen störte es? In diesem Augenblick niemanden. Ihre Mutter nicht. Andrew nicht, der zuerst hochrot, dann kreidebleich geworden war, als er sie sah. Niemanden.
    Es war eng, schmiegte sich an sie, dass sie kaum gehen konnte, und es hatte einen Schwalbenschwanz und eine lange Schleppe wie eine Meerjungfrau, die auch wie eine solche schimmerte, der Stoff war eine glänzende, glitzernde, haftende magische Substanz, die gut zu ihr passte, beinahe mit ihrer Haut verschmolz. Das Oberteil war wie eine silberne Schlangenhaut um sie geschlungen, doch ihre langen, blassen Arme waren nackt, die Schultern mit einem hauchzarten Bolero bedeckt, der sich anfühlte, als wäre er aus Gänsedaunen. Sie hatte sich im Spiegel betrachtet, die winzige, glitzernde Tiara und den weichen, fließenden Schleier, und war entschwebt, dann war sie an Onkel Rays Arm geschwebt, vor Lindsay und Flick und der kleinen Amy durch den Mittelgang auf Andrew und Pater Brenner zu, mit strahlendem Lächeln. War an ihnen allen vorbeigeschwebt, den Hüten und Federn und dem Haarschmuck, dem rosa Georgette und lavendelfarbenen Crêpe und den schwarzen und weißen und purpurroten Krawatten. Geschwebt. Andrews Mutter liefen Tränen über die

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