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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Die Nacht war erschreckend und anstrengend gewesen, doch wie immer in solchen Ausnahmesituationen hatte das Adrenalin ihn, sie alle, auf Hochtouren gehalten, sie aufgeputscht und als Team arbeiten lassen. Er war direkt ins Krankenhaus gefahren, in das man Sam und Judith gebracht hatte. Cat war mit Hannah schon im Rettungswagen mitgefahren und hatte Simon kurz darauf eine SMS geschickt, dass es Sam gutgehe, er habe nur schlimme Prellungen an den Schultern – die herabfallende Plattform hatte seinen Kopf bloß um Zentimeter verfehlt. Judith hatte ein gebrochenes Bein und stand unter Schock. Als Simon eingetroffen war, konnte Sam bereits entlassen werden. Judith wurde über Nacht dabehalten. Er hatte seine Schwester und die Kinder nach Hallam House gebracht, bevor er wieder an den Unfallort zurückgekehrt war. Mittlerweile waren sechs Leichen aus den Trümmern geborgen worden, und man hielt es für unwahrscheinlich, dass noch mehr drinnen waren, obwohl die Suche fortgesetzt wurde. Die Verletzten waren mit Rettungswagen abtransportiert worden, die Presse wurde laufend auf den neusten Stand gebracht.
    Chief Constable Paula Devenish hatte ihn zu fassen bekommen. »Ich weiß nicht, was schlimmer ist«, sagte sie mit abgekämpfter Stimme, »das hier oder die Schießerei, die wir befürchtet haben.«
    »Unfall oder Vorsatz? Alles in allem würde ich eher für einen Unfall plädieren, aber …«
    »Aber lieber hätten wir keins von beidem. Natürlich. Glauben Sie, dass eine Schießerei geplant war, Simon? War er hier, wollte er ein Chaos anrichten, und der Einsturz der Geisterbahn kam ihm dazwischen?«
    »Ich würde wetten, dass er nicht hier war. Das Risiko wäre er niemals eingegangen.«
    »Gilt Ihre Wette auch für diese vermaledeite Hochzeit?«
    Simon hatte sich mit dem Ärmel über das Gesicht gewischt, der danach dreckig von Staub und Schmutz war, die der Einsturz aufgewirbelt hatte. Vom Augenblick des Unfalls bis jetzt hatte er keinen einzigen Gedanken an den Schützen verschwendet. Wo war der heute Abend gewesen? Unter ihnen, beobachtend, abwartend, auf der Suche nach seiner Chance, oder meilenweit entfernt? Ein grausames Spiel, und sie waren im Moment nur aufgrund einer zufälligen Katastrophe abgelenkt.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Aber wahrscheinlich. Über einen gewissen Punkt hinaus geht er keine Risiken ein. Er ist kein Draufgänger, er ist berechnend.«
    »Auch das hier könnte er berechnet haben.«
    »Schon möglich. Wir müssen sicherstellen, dass ihm das Risiko letzten Endes zu hoch ist, oder, wenn er es eingehen sollte, dass wir ihn schnappen.«
    »Ich werde einen großen Wirbel veranstalten … Eine Pressekonferenz, auf der ich darauf hinweise, wie sicher diese Hochzeit sein wird, massive Präsenz von bewaffneten Beamten und so weiter.«
    »Gut.« Er sah zu einem Feuerwehrmann hinüber, der auf einem Träger balancierte. »Einer aus unserer Sondereinheit verdient eine Auszeichnung«, sagte er.
    »Clive Rowley? Ja, ich habe davon gehört. Er sollte der Feuerwehr natürlich nicht zuvorkommen, er hätte die Lage auch verschlimmern können.«
    »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Ma’am? Die Sondereinheiten sind nicht dazu ausgebildet, herumzuklettern und zu versuchen, Menschen aus Trümmern zu ziehen? Gesundheit und Sicherheit? Ich bitte Sie.«
    Chief Constable Devenish zog die Augenbrauen hoch. »Offiziell, Superintendent, offiziell.«
    Er spürte, dass ihn seine Energie und Beherrschung allmählich verließen.
    »Gehen Sie nach Hause, Simon. Sie haben hier alles getan, was Sie konnten. Überlassen Sie es denen.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Kann man Sie gefahrlos ans Steuer lassen?«
    Er deutete in Richtung Kathedralenhof. Er hatte seinen Wagen vor der Wohnung abgestellt, nachdem er aus dem Kreiskrankenhaus zurückgekehrt war. Chief Constable Devenish ging mit ihm auf die Seite des Platzes, wo ihr Fahrer wartete. Überall arbeiteten noch Feuerwehrleute und rissen das zusammengebrochene Fahrgeschäft Stück für Stück auseinander, kletterten auf flach gelegte Leitern und riefen hin und wieder durch die Trümmer nach unten, um dann angestrengt zu lauschen. Der Bereich war geräumt worden, doch ein paar Menschen warteten vor der Polizeiabsperrung, dicht neben der Reihe Übertragungswagen.
    »Ich bin froh, dass Ihre Familie so schnell gefunden wurde, Simon. Manche von denen werden noch die ganze Nacht bis in den Morgen hinein warten. Sind viele als vermisst gemeldet worden?«
    »Eher

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