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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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gekommen, als irgendwann in der Nacht der Streifenwagen vorbeifuhr. Doch zu dem Zeitpunkt hatte er das Schild noch gar nicht gesehen.
    Holiday kniff die Augen zusammen, starrte vor sich hin und dachte an den weißen Polizisten mit dem Festgenommenen auf dem Rücksitz des Streifenwagens. Dann sah er seinen Bruder vor sich, high und langhaarig, wie er vor vielen Jahren im Keller ihres Elternhauses in Chillum Luftgitarre gespielt hatte.
    »Verdammich«, murmelte Holiday.
    Er lachte kurz auf, dann zog er sein Handy und Gus Ramones Karte hervor und wählte die Nummer.
    »Ramone.«
    »Gus, ich bin’s, Holiday.«
    »Was gibt’s?«
    »Hey, Mann, ich bin gerade bei dem Garten. Du weißt schon, an der Oglethorpe. Mir ist was eingefallen.«
    »Erzähl«, forderte Ramone ihn auf.
    »Die Nummer von diesem Streifenwagen, den ich in der Nacht gesehen habe, war vier sechs eins. Wie in dem Albumtitel von Ocean Boulevard.«
    Ramone erwiderte nichts. Er versuchte ein Bild heraufzubeschwören; die Erwähnung der Fahrzeugnummer hatte etwas in seinem Gedächtnis angestoßen.
    »Es ist mir eingefallen, weil mein Bruder Clapton-Fan war«, erklärte Holiday.
    »Faszinierend«, bemerkte Ramone.
    »Dürfte nicht allzu schwer sein, das in den Unterlagen vom 4D zu überprüfen, wie? Wer in der Nacht um Mitternacht mit dem Wagen 461 unterwegs war?«
    »Nur dass ich gerade genug anderes zu tun habe. Ich bin auf dem Weg runter zum VCB. Wir haben ein paar Personen in der Vernehmungszelle.«
    »Wenn du mir den Namen von diesem Streifenpolizisten besorgst, können ich und T.C. –«
    »Ihr seid keine Polizisten.«
    »Dieser Cop ist möglicherweise ein Zeuge. Du wirst doch mit ihm reden, oder?«
    »Ich werde mit ihm reden«, betonte Ramone. »Nicht du.«
    »Ich und Cook, wir könnten, du weißt schon, mal sehen, ob wir was rausfinden. Wenn du doch so beschäftigt bist.«
    »Du hast verdammt nochmal keine Ahnung, was bei mir heute alles los ist«, sagte Ramone.
    »Dann umso mehr«, beharrte Holiday.
    »Nein«, widersprach Ramone.
    »Ruf mich zurück«, sagte Holiday und beendete das Gespräch.
    Holiday stieg aus dem Wagen, steckte sich eine neue Zigarette an und dachte: Er wird mich zurückrufen und mir die Information geben. Ich habe es ihm gestern Abend angesehen. Er hatte Mitleid mit dem alten Mann, und tief in seinem Innern weiß er, dass er mir unrecht getan hat. Im Grunde ist er kein schlechter Kerl; klebt zwar an seinen Vorschriften, aber das ist nicht so schlimm. Er wird mich nicht außen vor lassen, selbst wenn es gegen die Regeln verstößt.
    Eine Viertelstunde später meldete sich Ramone.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    Tatsächlich war es ihm wieder eingefallen. Der dreiste blonde Streifenpolizist, der nach dem Fund von Asa Johnsons Leiche vor“ Ort gewesen war, hatte an dem Wagen mit der Nummer 461 gelehnt, als Ramone eintraf. Und er erinnerte sich auch an das Namensschild an seiner Uniform: G. Dunne. Doch das würde er Holiday nicht verraten. Doc und der alte Mann wurden von Leidenschaft und Verzweiflung getrieben. Leidenschaft war immer gut. Was Ramone Sorgen machte, war die Verzweiflung.
    »Und?«, fragte Holiday.
    »Ich bin nicht so verrückt, dir diese Information zu geben. Das kommt nicht in Frage.«
    »Dann finde ich es eben anders raus. Dazu brauche ich dich nicht.«
    »Tu mir nur einen Gefallen und unternimm nichts, ohne es vorher mit mir abzusprechen.«
    »Von mir aus«, erwiderte Holiday.
    »Das ist mein Ernst, Doc.«
    »Verstanden.«
    »Und das gilt auch für eigenmächtige Ermittlungen«, sagte Ramone. »Wer sich als Polizist ausgibt, begeht eine Straftat.«
    »Keine Sorge, Gus. Ich werd dich nicht verpfeifen.«
    »Du warst schon immer ein Spaßvogel, Doc.«
    »Danke für den Rückruf.«
    Holiday beendete das Gespräch, dann rief er T.C. Cook an. Cook meldete sich bereits beim zweiten Klingeln. Der alte Mann hat darauf gewartet, dass ich anrufe, dachte Holiday.
    T.C. Cook saß an seinem Küchentisch und trank Kaffee. Von hinten aus dem Büro hörte er die quäkende Stimme des Funkers von der Leitstelle und die Antwort eines Streifenpolizisten, die er über die Internetseite mithörte. Oft waren es die einzigen Geräusche in seinem Haus. Die Frau, die von der Veteranenhilfe geschickt wurde, die Dame aus El Salvador, brachte etwas Leben herein. Er freute sich immer auf ihre Besuche; sie kam allerdings nur einmal die Woche.
    Meist zogen sich seine Tage lang und langweilig dahin. Er stand früh auf, las Zeitung, so gut er

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