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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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nicht bieten lassen«, sagte Mr. Guy.
    »Ach, nein?«, entgegnete Ramone. »Und was wollen Sie tun?«
    »Wie dem auch sei«, unterbrach Ms. Brewster, noch immer sehr gefasst, »diese ganze Diskussion ist ohnehin müßig. Im Zuge von Mr.Guys Untersuchung hat ein Schüler uns erzählt, dass Sie und Ihre Familie Ihren Wohnsitz nicht in Montgomery County haben, sondern in D.C.«
    »Möchten Sie, dass ich Ihnen den Kaufvertrag zu meinem Haus in Silver Spring zeige?«
    »Der Kaufvertrag interessiert uns nicht, solange Sie nicht tatsächlich in dem Haus wohnen, Detective. Sie und Ihre Familie wohnen in der Rittenhouse Street in Northwest – das haben wir überprüft. Was bedeutet, dass Diego widerrechtlich diese Schule besucht. Ich fürchte, wir werden seine Anmeldung hier mit sofortiger Wirkung aufheben müssen.«
    »Sie werfen ihn hinaus.«
    »Er verliert seinen Schülerstatus an dieser Schule. Wenn Sie Einspruch erheben möchten –«
    »Nein, wohl kaum. Ich will sowieso nicht, dass er diese Schule noch länger besucht.«
    »Dann ist unser Gespräch hiermit beendet.«
    »Allerdings.« Ramone stand auf. »Ich kann es nicht fassen, dass man jemandem wie Ihnen die Verantwortung für Kinder überträgt.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Das glaube ich Ihnen sogar. Aber das macht die Sache auch nicht besser.«
    »Guten Tag, Detective.«
    Mr.Guy stand auf. Ramone drängte sich an ihm vorbei und verließ energisch das Büro. Ihm war bewusst, dass er aggressiv und unnötig beleidigend geworden war, aber es tat ihm nicht im mindesten leid.
    Auf dem Parkplatz rief Ramone Regina an. Diego war nur kurz zu Hause gewesen, dann hatte er seinen Basketball genommen und war gegangen. Er war nicht wütend, berichtete Regina. Nur sehr still.
    Ramone fuhr über die Distriktgrenze hinunter zur Kreuzung von 3rd und Van Buren. Dort parkte er, ließ sein Jackett im Wagen, lockerte seine Krawatte und ging auf das umzäunte Spielfeld zu. Diego übte gerade Korbwürfe. Er trug zu große Shorts, ein Rippunterhemd und seine Exclusives. Er machte einen Korbleger, fing den Ball wieder und klemmte ihn unter den Arm. Ramone blieb einen Meter vor ihm breitbeinig stehen.
    »Ich weiß, Dad. Ich hab Mist gebaut.«
    »Ich werde dir keine Standpauke halten. Du hast getan, was du für richtig hieltest.«
    »Für wie lange bin ich suspendiert?«
    »Du wirst überhaupt nicht mehr dorthin gehen«, erklärte Ramone. »Sie haben herausgefunden, dass wir die Adresse in Silver Spring nur vorgetäuscht haben.«
    »Und wohin soll ich dann?«
    »Das muss ich erst noch mit deiner Mutter besprechen. Ich glaube, den Rest des Schuljahrs solltest du erst mal wieder auf deine alte Schule gehen. Dann sehen wir weiter.«
    »Es tut mir leid, Dad.«
    »Schon in Ordnung.«
    Diego blickte auf die 3rd hinaus. »Diese Woche ist irgendwie alles …«
    »Komm her.«
    Diego ließ den Ball fallen und ging auf seinen Vater zu. Ramone zog ihn fest an sich. Er roch Diegos Schweiß, das Axe-Deospray, das billige Shampoo, das der Junge immer benutzte. Er fühlte seine Muskeln und die Hitze seiner Tränen.
    Nach einer Weile löste Diego sich aus Ramones Umarmung. Er wischte sich die Augen und hob seinen Ball auf.
    »Spielst du ein bisschen mit?«, fragte er.
    »Du bist aber im Vorteil. Du mit deinen Achtzig-Dollar-Sneakers und ich mit meinen Straßenschuhen.«
    »Du traust dich wohl nicht, wie?«
    »Bis elf«, sagte Ramone.
    Diego gewann den Sprungball. Im Grunde war das Spiel nach dem ersten Schritt von der Markierungslinie entschieden. Ramone strengte sich wirklich an, doch es gelang ihm nicht, seinen Sohn zu schlagen. Diego war mit seinen vierzehn Jahren bereits ein besserer Sportler, als Ramone je gewesen war.
    »Willst du so wieder zur Arbeit gehen?«, fragte Diego mit einem Blick auf die Schweißflecke in Ramones Hemd.
    »Das merkt keiner. Die Frauen sehen mich ohnehin schon seit fünf Jahren nicht mehr an.«
    »Mom schon.«
    »Gelegentlich.«
    »Fünf Dollar, wenn ich aus neun Meter Entfernung den Korb treffe«, sagte Diego.
    »Na los.«
    Diego warf; der Ball prallte vom Brett ab und ging in den Korb. Er winkelte den Arm an, küsste seinen Bizeps und grinste Ramone an.
    Das ist mein Sohn.
    »Es war aber nicht die Rede davon, dass übers Brett auch gilt«, protestierte Ramone.
    »Her mit den fünf Dollar.«
    Ramone gab sie ihm. »Ich muss wieder los, hab heute einen langen Tag.«
    »Ich hab dich lieb, Dad.«
    »Ich dich auch. Ruf Mom an, wenn du woanders hingehst,

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