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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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verhaften konnten.«
    »Sie hat gelogen, um Ihnen zu helfen, Darcia. Sie hat das Richtige getan, für Sie und Ihren Sohn.«
    »Wie soll das für mich und meinen Sohn richtig sein, wenn ich eingesperrt werde?«
    Darcia zog noch einmal an ihrer Zigarette und drückte sie dann mit einer heftigen Bewegung aus. Sie rieb sich die Augen.
    »Zurück zu Jamal.«
    Darcia machte eine kleine abwehrende Handbewegung.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Rhonda.
    »Das Thema ist für mich abgehakt.«
    »Noch nicht. Ich würde auch gern einfach aufstehen und hier rausgehen, aber wir haben noch einiges zu besprechen. Leider bin ich nun einmal die leitende Ermittlerin in diesem Mordfall …«
    »Sie können mich nicht wegen dem Marihuana festhalten.«
    »Es wird eine Weile dauern, bis der Papierkram erledigt ist.«
    »Das ist doch Blödsinn, das wissen Sie so gut wie ich.«
    Rhonda wartete geduldig ab, bis Darcias Zorn verraucht war.
    »Alles in Ordnung? Ist Ihnen etwa übel? Kommen Sie gerade von einem High runter?«
    Darcia schüttelte den Kopf.
    »Das ist gut«, sagte Rhonda. »Möchten Sie vielleicht was trinken oder so?«
    »Ich würde eine Cola light nehmen, wenn Sie welche haben.«
    »Pepsi«, erwiderte Rhonda. »Wenn das für Sie okay ist?«
    Darcia nickte. Rhonda stand auf, sah auf die Uhr und sagte dann in die Kamera: »Elf Uhr fünfunddreißig.«
    Rhonda verließ das Zimmer, wartete, bis die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, und holte dann eine Pepsi light aus dem Getränkeautomaten. Damit ging sie in den Videoraum, wo Ramone und Antonelli saßen und Bo Green und Dominique Lyons auf Monitor 1 beobachteten.
    »Wo ist meine Karre?«, fragte Lyons gerade.
    »Wurde sichergestellt«, antwortete Green.
    »Wenn da nachher auch nur ein Kratzer dran ist«, sagte Lyons, »dann habt ihr eine Klage am Hals.«
    »Ein schicker Lexus«, bemerkte Green. »Welches Modell ist das eigentlich, der 400er?«
    »Der 430er«, korrigierte Lyons.
    »Sind Sie damit auch kürzlich nachts gefahren?«
    »Von welcher Nacht reden Sie?«
    »Von der Nacht, in der Jamal White ermordet wurde«, erwiderte Green.
    »Wer?«
    »Jamal White.«
    »Der Name sagt mir nichts.«
    »Sie hatten in der Nacht seines Todes im Twilight eine Auseinandersetzung mit ihm. Wir haben einen Zeugen.«
    »Anwalt«, sagte Dominique Lyons nur.
    Green faltete die Hände vor seinem stattlichen Bauch, lehnte sich zurück und starrte vor sich hin.
    »Bo sieht irgendwie traurig aus, findest du nicht?«, sagte Antonelli.
    »Das ist der Frust«, erwiderte Ramone.
    »Ihr seht da einen jungen Mann, der den Mund hält«, sagte Rhonda. »Ich sehe einen, der sich noch um Kopf und Kragen reden wird.«
    »Echt?«
    »Lasst mich nur wieder da reingehen und mein Ding durchziehen.«
    »Brauchst du Unterstützung?«, bot Antonelli an. »Ich weiß, wie man einer jungen Frau die Zunge löst. Dazu braucht es nur meinen Charme.«
    »Und reichlich Alkohol«, ergänzte Ramone.
    »Hier reicht auch die Cola«, sagte Rhonda nur und verließ den Raum.
    Ramone drehte den Ton von Monitor 1 leiser, weil es dort gerade nichts Interessantes zu hören gab. Dann warteten er und Antonelli darauf, dass Rhonda wieder in Zelle 2 erschien. Sie setzte sich und schob Darcia die Cola zu. Rhonda ließ Darcia Zeit, die Dose zu öffnen und ein paar große Schlucke zu trinken. Dann gab sie ihr wieder Feuer.
    »Ich habe selbst vier Söhne«, sagte Rhonda, während sie sich wieder zurücklehnte.
    Darcia rauchte ihre Zigarette.
    »Vier Söhne«, wiederholte Rhonda, »und keinen Mann. Ich beklage mich trotzdem nicht. Die Jungs sind von zwei verschiedenen Vätern, aber keiner der beiden hatte so was wie Familiensinn. Dem ersten habe ich die Tür gezeigt, und als der zweite mir nicht treu bleiben konnte, habe ich ihn auch rausgeworfen. Ich habe bis heute von keinem der beiden auch nur einen Cent gesehen, und selbst wenn sie mir Geld anbieten würden, ich würde es nicht wollen. Ich weiß schon, dass es für meine Jungs besser gewesen wäre, mit einem anständigen Mann im Haus aufzuwachsen, aber diese Option hatten wir nun einmal nicht. Es war hart, das will ich gar nicht leugnen. Es war eine Plackerei und ist es auch jetzt noch, aber wir schaffen das gemeinsam.
    Sie schauen mich an, Darcia, und ich weiß, was Sie sehen: eine Frau mittleren Alters mit Bauchansatz und Kleidern von JCPenny. Mit Augenringen und Schuhen ohne Absätze. Ich war seit fünf Jahren nicht mehr in einem schicken Restaurant, und ich weiß schon gar nicht mehr,

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