Der Totengarten
ja nicht damit rechnen, dass Dominique ihm wirklich was antut. Vielleicht, dass er ihm einen kleinen Denkzettel verpasst, aber doch nicht so was. Und irgendwie habe ich auch gehofft, ich könnte ihn vielleicht zurückhalten, wenn ich dabei wäre.«
»Hat Dominique Lyons Jamal White erschossen?«
»Er hat ihn an der Kreuzung von 3rd und Madison eingeholt, auf der Seite mit dem Park. Dann ist Dominique aus seinem Lex gestiegen und hat dreimal auf Jamal geschossen.«
»Darcia, diese Frage ist jetzt sehr wichtig: Ich weiß, dass der Türsteher jeden auf Waffen kontrolliert. Also war Dominique im Twilight wahrscheinlich unbewaffnet. Hatte er eine Pistole in seinem Wagen?«
»Nein.«
»Nein – was?«
»Er hatte da noch keine Waffe. Als wir aus dem Twilight kamen, ist er erst woandershin gefahren, um sich mit einem Mann zu treffen. Der hat ihm eine Pistole verkauft.«
»In dieser bewussten Nacht?«
»Ja.«
»Shit«, murmelte Ramone im dunklen Überwachungsraum.
»Sieht so aus, als wäre Dominique doch nicht unser Mörder«, stellte Antonelli fest.
Ramone fuhr sich wortlos mit der Hand über das Gesicht. In diesem Moment ging die Tür auf, und Detective Eugene Hornsby stand da, verknittert und in Kleidung, die nicht zusammenpasste.
»Garloo fährt gerade auf den Parkplatz, Gus«, teilte Hornsby ihm mit. »Er will dich sofort sprechen, sagt, er muss dir dringend was zeigen. Frag mich nicht warum, aber er besteht darauf, dass du zu ihm rauskommst.«
»Verdammte Scheiße«, schimpfte Ramone mit erboster Miene und stand ruckartig von seinem Stuhl auf.
»Schießen Sie auf den Pianisten«, sagte Hornsby. »Ich bin unschuldig.«
DREISSIG
Bill Wilkins saß in dem Impala, die Fahrertür geöffnet, einen Fuß auf dem Asphalt. Er zog an einer Zigarette und blies den Rauch ins Freie. Ramone saß auf dem Beifahrersitz und sah die Papiere durch, die Wilkins in einer braunen Aktenmappe mitgebracht hatte.
»Und woher hast du das?«, fragte Ramone. »Aus dem Verlaufsordner auf seinem Computer?«
»Das sind im Wesentlichen die Websites, die er in der Woche vor seinem Tod angesehen hat. Er hatte den Rechner so eingestellt, dass immer die letzten sieben Tage gespeichert bleiben.«
»Das ist …«
»Das sind nur Beispiele für die Homepages«, fiel ihm Wilkins ins Wort. »Wenn man erst mal die Links verfolgt, geht es richtig zur Sache. Ich sag dir, die Bilder sind wirklich explizit. Hauptsächlich Männer mit Männern. Aufnahmen von Schwänzen. Anal. Oral. Runterholen steht auch hoch im Kurs.«
»Asa war schwul.«
»Es sieht ganz danach aus.«
Ramone strich sich über seinen schwarzen Schnurrbart. »Ich habe es wohl schon seit dem Autopsiebericht geahnt. Ich weiß selbst nicht, warum ich darüber nicht länger nachgedacht habe. Wahrscheinlich wollte ich es einfach nicht wahrhaben.«
Wilkins schnippte seine Zigarette auf den Asphalt. »Ich will nicht den Besserwisser spielen. Es tat mir wirklich leid, als mir klar wurde, worauf es hinausläuft. Ich meine, schließlich kanntest du den Jungen und so.«
»Du hast gute Arbeit geleistet.«
»Ich hätte gern mehr herausgefunden. Ich meine, es gibt auf diesem Computer keine Korrespondenz. Er hat seine E-Mails gewissenhaft gelöscht, falls er überhaupt per Mail kommuniziert hat. Meist knüpfen Männer die Kontakte zu Jungen in Chatrooms. So was habe ich auch schon gemacht.« Wilkins fing Ramones Blick auf. »Ich meine mit Frauen, Gus. Hauptsächlich mit verheirateten Frauen, wenn du es genau wissen willst. Die sind, du weißt schon, am leichtesten zu haben. Ja, das wunderbare Internet.«
»Hast du schon mit Terrance Johnson geredet?«
»Darüber? Um Himmels willen, nein. Er war sowieso betrunken. Hat mich nach den Ermittlungen gefragt, wie sie laufen, ob wir die Tatwaffe schon gefunden haben und so. Ich hab die Seiten ausgedruckt, mir die Mappe unter den Arm geklemmt und den Rückzug angetreten.«
»Betrunken, um neun Uhr früh.«
»Ich kann’s ihm nicht verdenken«, bemerkte Wilkins.
»Weißt du, mich hat er auch gefragt, ob wir die Waffe gefunden haben.«
»Du denkst doch nicht etwa –«
»Nein«, sagte Ramone. »Welches Motiv hätte er? Terrance Johnson ist vielleicht ein hochkarätiges Arschloch. Aber nie und nimmer hat er seinen Sohn umgebracht.« Ramone starrte mit leerem Blick durch die Windschutzscheibe. »Das erklärt auch all das Zeug über den Bürgerkrieg und so.«
»Wie?«
»Die Websites, die Asa besucht hat, über Forts und Soldatenfriedhöfe hier in
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