Der Totengarten
Junge da bei ihm, der mit dem schlauen Grinsen – der ist hergekommen, um Geld abzuholen, stimmt’s? Er ist ein Kurier, der Stoff von New York herbringen soll, nicht wahr?»
»Ich glaube.«
»Aber du weißt nicht, wo das Geld ist.«
»Das hat Tommy mir nie verraten. Er liebt mich wohl nicht genug.«
»Aber seinen Kram liebt er.«
»Mehr als sein Leben.«
Brock schürzte die Lippen, wie er es immer tat, wenn er einen Plan ausheckte.
»Der Vorgarten ist ja nicht der Rede wert«, bemerkte. Brock.
»Hm?«
»Gibt es nach hinten raus Rasen?«
»Ein bisschen.«
»Also hat er auch einen Rasenmäher.«
»Steht im Schuppen.«
»Bestimmt keinen elektrischen, oder?«, sagte Brock. »Das würde mir nämlich meine schöne Idee versauen.«
Gaskins hielt die Glock locker an seiner Seite. Broadus und Reese waren mit Klebeband an ihre Sessel gefesselt, und Reese hatte auch den Mund verklebt. Chantel hatte sich noch einen Drink eingeschenkt und trank hin und wieder einen Schluck. Zwischendurch betrachtete sie ihre langen lackierten Fingernägel.
Brock kam wieder ins Wohnzimmer, in der Hand einen Acht-Liter-Plastikkanister mit Benzin.
»W-was hast du damit vor?«, fragte Broadus.
Brock öffnete die Kappe an der gelben Tülle und den Druckverschluss an der Rückseite des Kanisters und begann, Benzin im Raum zu verteilen.
»Nein«, sagte Broadus. »Nicht. Was soll das?«
Brock goss Benzin über die weißen Frauenskulpturen, spritzte etwas auf die ledergebundenen Bücher im Regal.
»Halt, aufhören«, protestierte Broadus.
»Hast du mir was zu sagen?«
»Macht mich los.«
Gaskins zückte ein Messer und durchschnitt das Klebeband um Broadus’ Hand- und Fußknöchel.
»Ihr Wichser meint es ja ernst« , murmelte Broadus und rieb sich die Handgelenke.
»Dein Bargeld«, verlangte Brock.
»Ihr seht einen bankrotten Mann vor euch«, sagte Broadus. Dann ging er zum Fernsehtisch und nahm eine der drei Fernbedienungen, die dort lagen.
Broadus richtete die Fernbedienung auf das Aquarium und drückte eine Taste. Das Aquarium fuhr in die Höhe. Darunter kamen ein kleines, festes Päckchen Heroin und eine dem Anschein nach erhebliche Menge Geld zum Vorschein.
Brock lachte entzückt. Die anderen starrten mit gemischten Gefühlen auf die Beute. Chantel ging auf die Treppe zu.
»Wo willst du hin?«, fragte Brock.
»Eine Tasche für das Geld holen«, erwiderte Chantel. » Und meine Sachen. Was denkst du denn?«
Sie kam mit zwei identischen Gucci-Koffern und einer Rolex President zurück, die sie an Brocks Handgelenk befestigte. Brock ließ das Heroin liegen und füllte einen der Koffer mit dem Geld. Dann hob er ihn am Griff hoch, seine Pistole in der rechten Hand.
»Nicht«, sagte Gaskins, der sah, dass Brock auf den noch immer gefesselten Edward Reese zuging. Aber Brock ließ sich nicht aufhalten. Entschlossen hielt er Reese den Lauf seiner .45 er an die Schulter und drückte ab.
Reese bäumte sich auf und warf sich in dem Sessel hin und her. Das weiße Rocawear-Hemd war an der Einschussstelle zerfetzt und vom Mündungsfeuer geschwärzt. Gleich darauf verfärbte es sich rot. Reese versuchte zu schreien, aber er brachte durch das Klebeband kaum einen Laut heraus.
»Na, ist dir jetzt noch nach Grinsen zumute?«, höhnte Brock.
»Lass uns verschwinden«, drängte Gaskins, und als Brock stehen blieb, um sich an seiner Tat zu weiden, rief er es noch einmal lauter.
»Kommst du?«, sagte Brock zu Chantel.
Chantel ging quer durch den Raum zu Brock und Gaskins.
»Sag mir deinen Namen«, verlangte Tommy Broadus.
»Romeo Brock. Erzähl deinen Enkeln davon, Fettsack.«
»Du hast einen Fehler gemacht, Romeo.«
»Das finde ich nicht. Immerhin habe ich dein Geld und deine Freundin.«
Auf der Straße blinkte eine Lampe an der Tür eines Autos einmal auf. Der Wagen wendete im Hof und fuhr davon.
»Alles voller Benzin da drin«, sagte Gaskins, während sie zu den Fahrzeugen gingen, »und du ballerst auch noch rum. Wir hatten echt Glück, dass du uns nicht ir die Luft gejagt hast.«
»Ich bin eben ein Glückspilz«, erwiderte Brock. »Ich glaube, bei meinem nächsten Auto lass ich mir ein Hufeisen in die Kopfstütze sticken.«
»Von mir aus. Aber warum musstest du diesen Mann abknallen?«
»Sonst wär’s nichts weiter als ein Raubüberfall gewesen.«
»Wie meinst du das?«
»So wird man auf der Straße von Romeo Brock reden.« Brock zog die Schlüssel aus der Tasche. »Ab jetzt wird mein Name etwas
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