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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Ahnung.« Ismael blickte verunsichert drein.
    »Das ist keine Fangfrage«, sagte Max. »Denken Sie nach.«
    Und das tat er. Der Schweiß war ihm auf die Stirn getreten und rann ihm nun langsam über die Schläfen und die papageienartige Nase.
    »Orangen?«, riet er.
    »Richtig«, sagte Max. »Orangen. Sehr gesund. Sehr viel Vitamin C. Aber das wissen Sie bestimmt. Essen Sie Orangen?«
    »Manchmal.« Ismael zuckte mit den Schultern.
    »Ich liebe Orangen«, sagte Max. »Zufälligerweise haben wir welche mitgebracht.« Joe reichte ihm die Einkaufstüte. Max packte den Inhalt aus: acht große, reife Florida-Orangen. Er legte sie eine nach der anderen auf die Fotos, die letzte behielt er in der Hand.
    »Was die Ärzte einem natürlich wieder nicht verraten, ist, dass Orangen auch verdammt ungesund sein können. Wir haben hier acht Stück. Wenn wir die wieder in die Tüte legen«, sehr langsam verfrachtete er die Orangen wieder eine nach der anderen in die Tüte, »ist im Handumdrehen eine tödliche Waffe draus geworden. Haben Sie schon mal von dem Telefonbuchtrick gehört, den manche Polizisten bei Verhören anwenden? Schläge auf den Oberkörper: maximaler Schmerz, minimale Verletzungen? Sehr praktisch. Das Gleiche gilt im Prinzip für Orangen, mit nur einem Unterschied.« Max knotete die Tüte zusammen. »Ein Telefonbuch tut nur weh. Wenn ich Sie aber sehr fest mit einer Tüte voll der feinsten Früchte Floridas schlage, dann verwandelt sich Ihr Inneres in eine medizinisch irreparable Sauerei. Alles blutet: Nieren, Leber, Milz, Magen, Blase, alles. Und es dauert Tage, bis man stirbt. Lange, nicht enden wollende, schmerzerfüllte Tage. Sie werden Blut pinkeln, Blut scheißen und Blut spucken. Sehr unschön. Ich wünsche das keinem – außer vielleicht dem kranken Arschloch, das dieses Mädchen in Stücke gesägt hat.«
    Max stand vom Tisch auf und winkte Joe heran.
    Joe schloss Ismaels Handschellen auf, packte ihn bei den Schultern und stellte ihn auf die Füße wie eine Stoffpuppe. Er hielt ihn fest.
    Max ging auf ihn zu.
    »Bitte!«, kreischte Ismael.
    Max holte mit der Tüte aus und verpasste Ismaels Oberkörper – mit Absicht – um wenige Millimeter.
    »Verdammt«, sagte er. »Man wird älter.«
    Er nahm Maß, starrte Ismael auf den Magen, als zielte er, trat einen Schritt zurück, streckte den Arm nach hinten, um Schwung zu holen …
    »Lassen Sie mich das Foto noch mal sehen!«
    »Setz ihn wieder hin«, sagte Max zu Joe, der Ismael zurück zum Tisch zerrte.
    Ismael nahm das Foto des Kopfes in die Hand und betrachtete es eingehend. Seine Augen wurden größer, auf seinem Gesicht machte sich Entsetzen breit.
    »Sie kennen sie?«, fragte Max.
    »Das … das ist Risquée. Ich … ich … ich habe sie nicht sofort erkannt«, stammelte er. »Sie ist eine … eine … eine Frau. Hören Sie, ich war das nicht. Ich schwör’s.«
    »Wer dann?«, fragte Max.
    Ismael atmete tief durch und sah Max mit den Augen eines Mannes an, der soeben das Donnern der Erde vernommen hat, die unter seinen Füßen nachgab, und das Krachen des Daches, das über ihm zusammenbrach.
    »Carmine«, sagte er sehr leise und sehr zögerlich. »Wahrscheinlich war es Carmine. Er hat im Laden gearbeitet.«
    »Carmine? Carmine Desamours?«, fragte Max.
    »Genau.« Ismael seufzte.
    »Der Sohn von Eva Desamours?«
    Ismael nickte.
    »Ich dachte, der ist Zuhälter. Was macht er in Ihrem Laden?«, fragte Max.
    »Er … er hat den Beruf gewechselt.«
    »Wie bitte? Wurde er befördert?« Joe lachte.
    »Nein. Im Gegenteil.«
    »Und diese Risquée, war das eine von seinen Mädels?«
    »Ja. Er hat ihr Geld geschuldet.«
    »Er hat ihr Geld geschuldet? Was ist das denn für ein Zuhälter?« Max lachte.
    »Carmine ist genauso wenig Zuhälter wie ich«, sagte Sam bitter. »Und er ist kein Mörder. Wahrscheinlich war es ein Un fall, und er ist in Panik geraten.«
    »Eine zersägte Leiche sieht mir nicht nach einem Unfall aus«, sagte Max, setzte die Tüte mit den Orangen ab und sah Joe an. Im Auto auf dem Weg hierher hatten sie ihre Taktik besprochen. Bisher verlief alles nach Plan. Ismael ins Bockshorn jagen, Druck ausüben, damit er ihnen einen Namen nannte, und dann richtig Druck ausüben, damit er ihnen erzählte, was sie wirklich wissen wollten. Joe nickte Max zu: Ismael war eingeknickt, es fehlte nicht mehr viel, dass er ganz zusammenbrach.
    Aber so leicht machte er es ihnen dann doch nicht. Auf einmal waren in seinem Gesicht keine Angst und keine Panik mehr zu

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