Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
sehen. Er lehnte sich zurück und grinste Max an.
»Was ist so lustig?«, fragte der.
»Was hatten Sie in meinem Laden zu suchen?«
Max zuckte nicht mit der Wimper. Auf die Frage war er vorbereitet gewesen.
»Ich wollte sehen, wie der Geldwäscher von Solomon Boukman so aussieht. Und ich war sehr daran interessiert – wir «, er deutete auf Joe, »waren sehr daran interessiert, uns ein Bild von dem Menschen zu machen, der einen Teil der Zutaten geliefert hat, die im Magen von Preval Lacour und Jean Assad gefunden wurden: Calabarbohnen, die aus Ihrem Laden kamen. Neben einer sehr teuren Tarotkarte, dem König der Schwerter aus dem De-Villeneuve-Deck.«
Das Lächeln wich nicht aus Ismaels Gesicht.
»Ich nehme an, Sie wollen mir ein Geschäft vorschlagen. Zeugenschutz und eine neue Identität, wenn ich Ihnen alles erzähle? Leben oder Tod? So in der Art?«
»So in der Art«, sagte Max.
Ismaels Lächeln bekam eine spöttische Note.
»Und Sie glauben, Ihr Zeugenschutzprogramm könnte mich vor Solomon Boukman beschützen?«, fragte er Max. »Er kann durch jede Wand gehen und alle Leute zum Schweigen bringen. Egal, wo sie sind und wer sie sind. Und er wird meine ganze Familie umbringen, auch wenn die mit dem, was ich getan habe, überhaupt nichts zu tun haben. Weil er das einfach so macht.«
»Sie gehen davon aus, dass wir ihn nicht vorher kriegen«, sagte Max.
»Und Sie gehen davon aus, dass Sie ihn kriegen. Wissen Sie, dass er einen … wie soll ich sagen … einen Schutzengel hat?« Ismael deutete mit der freien Hand zur Decke.
»Wer soll das sein?«, fragte Max. »Luzifer?«
»Wissen Sie, wo ich war, bevor Sie mich im Waschraum bewusstlos geschlagen haben? Ich war mit Solomon im obersten Stock des Fontainebleau . Suite 467. Er ist mit Sicherheit jetzt nicht mehr da. Und wissen Sie, was ich dort gemacht habe? Ich habe mir auch Fotos angeschaut. Porträtfotos. Aus den Personalakten der Polizei von Miami, und zwar um den Zivilpolizisten zu identifizieren, der in meinem Laden war. Und das habe ich getan: Detective Sergeant Max Mingus. Er weiß, wer Sie sind. Und damit sind wir beide tote Männer.«
Max erstarrte. Er sah zu Joe hinüber und sah Verwunderung und große Besorgnis auf dem Gesicht seines Partners.
Dann sah er wieder Ismael an – sein hämisches Grinsen, das schmale, verschwitzte Gesicht, die kleinen Augen, die riesige Hakennase – und wusste nicht, was er sagen sollte. Eine dunkle, eiskalte Wolke ließ sich auf seinen Schultern nieder, und die Kälte lief ihm das Rückgrat hinab und kroch ihm in die Knochen. Er sah Sandra vor sich. Er dachte daran, dass er sie verlieren könnte. Und er schauderte.
»Woher hat er die Fotos?«, fragte Joe.
»Das weiß ich nicht. Und es geht mich auch nichts an, ich will es gar nicht wissen. Ich wasche Solomons Geld und bin der Strohmann für seine Bauprojekte. Mehr nicht«, sagte Ismael. »Aber einmal, das ist schon eine ganze Weile her, habe ich gehört, wie er sich mit Eva über den Kontaktmann unterhalten hat. Sie haben seinen Namen nicht gesagt, aber Eva hat ihn den ›Kaiser‹ genannt. Wie im Tarot. Da wusste ich, dass es jemand Wichtiges ist, jemand Mächtiges, dessen Namen sie nicht hinausposaunen wollten.«
»Der Kaiser gehört zu den Großen Arkana. Das sind die dominanten Karten, die entscheidenden«, sagte Max, zog seine Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an. Der Kaiser stand nicht für eine Person, sondern für das Bestreben, die eigenen Lebensumstände oder die Umgebung zu kontrollieren und zu beherrschen, das Schicksal zu beeinflussen.
»Richtig. Das ist nicht einfach irgendwer. Solomon hat zahllose Bullen auf der Gehaltsliste, genau wie alle größeren Drogenhändler in Miami, aber der Kaiser spielt in einer anderen Liga. Entweder ist er ein gleichberechtigter Partner, oder er ist Solomons Boss. Und er hat sehr viel Macht. Er ist derjenige, der überall Solomons Spuren verwischt.«
»Erzählen Sie mir von dem Gespräch, das Sie belauscht haben. Was wurde da genau gesagt?«, fragte Max.
»Es ging um eine FBI-Operation, von der Solomon erfahren hatte. Eva sagte: ›Sprich mit dem Kaiser, er wird es richten‹«, antwortete Ismael.
»Und hat er?«
»Natürlich. Er hat immer alles gerichtet. Solomon agiert wie ein Unsichtbarer im Reich der Blinden. Haben Sie gewusst, dass er 1969 wegen Mordes verhaftet wurde? Er hat einen Mann mit der Machete zerhackt. Die Polizei hat ihn fotografiert und seine Fingerabdrücke genommen. Es gab
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