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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Boukman und seiner Bande gehört. Im Viertel war Solomon eine Legende, und leicht zu beeindruckende Gemüter schrieben ihm schon damals geheime Zauberkräfte zu. Den Haitianern von Liberty City galt er als Beschützer. Der Rest von Liberty City hatte Angst vor ihm. Sam hatte sich davon nicht beeindrucken lassen, er hielt das alles für Humbug. Dennoch hatte er Vorsichtsmaßnahmen getroffen und das Gewehr im Laden immer griffbereit.
    Solomon war nie persönlich zu ihm gekommen. Er hatte Eva geschickt. Sie hatte sich für Bonbons Auftreten entschuldigt und versprochen, es werde nicht wieder vorkommen. Dann hatte sie sich im Laden umgesehen, eine Jalapenknolle gekauft und war gegangen. Eine Woche später war sie wiedergekommen und hatte zwei Hühner und eine Kröte erstanden. Beide Male hatte er gespürt, dass sie ihn musterte, ihn prüfte, auch wenn sie kaum ein Wort miteinander wechselten. Bei ihrem dritten Besuch hatte sie ihm eröffnet, Solomon suche jemanden, der ihm helfen könne, sein Geld zu verwalten.
    Woher hatte sie gewusst, dass er mit Zahlen umgehen konnte? Sam vermutete, dass sie ihn hatte überprüfen lassen, wahrscheinlich hatte sie herausgefunden, dass er die Geldanlagen seiner Eltern in den USA verwaltete. Ein Geheimnis war das schließlich nicht gerade. Sie prahlten gern damit, dass ihr Sohn ein besonderes Händchen hatte für Geld, ein regelrechter Richie Rich war.
    Er hatte das nicht tun wollen. Er wollte sein Geld auf ehrliche Weise verdienen, wie seine Eltern es getan hatten, aber Eva hatte den Namen seiner Schwester Malika fallenlassen, die in Gainesville studierte, und er hatte gewusst, dass er keine Wahl hatte.
    Einen Monat später saß er Solomon von Angesicht zu Angesicht gegenüber – sozusagen. Sie saßen in einem leeren Raum mit geschlossenen Vorhängen, es war später Nachmittag, die Sonne ging unter. Solomon war nicht mehr als eine undeutliche Silhouette im schwachen Licht, die ihre Form zu verändern schien, als die Nacht ins Zimmer eindrang und mehr und mehr mit seinen Umrissen verschmolz. Sie hatten übers Geschäft geredet. Solomons Stimme war weich, er sprach sehr Amerikanisch mit leisem haitianischem Akzent. Viele Worte machte er nicht, aber die wenigen waren sorgfältig gewählt und sehr genau: Er wollte sichergehen, dass er nicht missverstanden wurde. Auf Sam hatte er einen überaus intelligenten Eindruck gemacht, mindestens so klug wie die Klügsten, die er an der Universität kennengelernt hatte. Er besaß einen schnellen Verstand und erinnerte sich an jedes Detail dessen, was gesagt wurde. Er bat Sam, sechs Sparkonten einzurichten: vier für ihn, zwei für Eva, aber nicht auf ihre Namen. Dann hatte er sich nach Schweizer Nummernkonten erkundigt. Sam hatte ihm erklärt, dass man sehr viel Geld bräuchte, um ein solches Konto eröffnen zu können. »Das kommt«, hatte Solomon gesagt. Und es kam.
    Alle ihre Treffen hatten stets in schlecht beleuchteten oder komplett dunklen Räumen stattgefunden. Sam konnte nicht einmal sicher sein, dass Solomon jedes Mal persönlich anwesend gewesen war, vielleicht hatten ihm auch jene Doubles gegenübergesessen, von denen Carmine ihm erzählt hatte. Nicht, dass es eine Rolle spielte, weil Sam ohnehin nicht die leiseste Ahnung hatte, wie sein Auftraggeber aussah, er kannte nur die Stimme. Solomon hätte im Laden aufkreuzen können, und Sam hätte ihn nicht erkannt.
    Alles lief rund oder war rund gelaufen, bis Preval Lacour und Mr. und Mrs. Cuesta wegen des Lemon-City-Projekts hatten sterben müssen. Sam befürwortete das nicht, aber andererseits hatte er auch nichts dagegen, dass sie von der Bildfläche verschwunden waren. Zuerst und vor allem war er Geschäftsmann, und in der Wirtschaft kam es darauf an, sich jede sich bietende Gelegenheit zunutze zu machen.
    Jeden Mittwochnachmittag, wenn im Laden am wenigsten los war, ließ er sich von seiner Angestellten Lulu eine Maniküre machen. Sam war sehr auf seine äußere Erscheinung bedacht. Gerade die Hände und die Zähne waren, wie er festgestellt hatte, von besonderer Wichtigkeit in seiner Branche, zusammen mit seinem Verstand und dem Adressbuch die Schlüsselelemente seines Gewerbes. Ein schönes Lächeln mit gesunden Zähnen wirkte anziehend und konnte Vertrauen schaffen, ein fester Händedruck schuf Verbindungen.
     
    Er war gerade dabei, Lulus hervorragende Arbeit zu begutachten, als die Glocke über der Tür klingelte und Carmine hereinkam. Er sah verschwitzt und genervt aus.
    »Salaam,

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