Der Toyota Weg
Toyota zusammen mit seinen Zulieferern lernt. Getreu dem Stil des Toyota-Wegs handelt es sich dabei durchweg um Learning-by-Doing-Prozesse. Die theoretische Wissensvermittlung beschränkt sich dabei auf ein Minimum. Die wichtigen Lernprozesse geschehen bei der Arbeit an realen Projekten in der Fertigungshalle.
Alle Schlüsselzulieferer sind Teil von Toyotas Zulieferverband. Das sind die wichtigsten Zulieferer, die mehrmals im Jahr zusammenkommen, um sich über Praktiken, Informationen und Probleme auszutauschen. Es gibt Ausschüsse zu bestimmten Themen, darunter auch gemeinsame Projekte. In den USA wurde der Verband BAMA (Bluegrass Automotive Manufacturer Association) in der Region um Kentucky gegründet, da die Toyota-Zulieferer hier einst begannen. Inzwischen hat sich dieser Verband zu einem nationalen Verband entwickelt. Die BAMA-Mitglieder haben die Möglichkeit, an zahlreichen Aktivitäten teilzunehmen, darunter Studiengruppen, die an einer Weiterentwicklung der Fähigkeiten zur Anwendung von TPS arbeiten. Sie werden
jishuken
oder auch freiwillige Studiengruppen genannt.
Die
jishuken
wurden 1977 in Japan von der Sparte Operations Management Consulting Division (OMCD) ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine Eliteeinheit aus TPS-Experten, die Ohno 1968 gründete, um die operativen Abläufe bei Toyota und seinen Zulieferern zu verbessern. Heute gehören ungefähr sechs langjährig erfahrene TPS-Gurus dazu und circa 50 Berater, von denen manche ehrgeizige jungeProduktionsingenieure sind, die im Dreijahresrhythmus rotieren und zu Fertigungsleitern ausgebildet werden. Nur die besten TPS-Experten haben das OMCD geführt. Ungefähr 55 bis 60 von Toyotas Schlüsselzulieferern (die 80 Prozent des Komponentenwerts ausmachen) waren in Gruppen von jeweils vier bis sieben Zulieferern organisiert, und zwar nach geografischer Zuordnung und Art der Komponenten. Sie rotieren durch alle Unternehmen, wobei sie in jedem Unternehmen an Projekten von drei bis vier Monaten Dauer mitwirken. Sie wählen ein Zielthema, an dem sie dann arbeiten. Repräsentanten anderer Zulieferer statten regelmäßig Besuch ab und geben Empfehlungen. Der TPS-Experte des OMCD besucht das Werk jede Woche und gibt seinerseits Ratschläge. Das OMCD hält eine jährliche Konferenz zum Austausch über die Lernerfahrungen ab. Die Projekte beinhalten radikale Neuausrichtungen und keine inkrementellen Verbesserungen. Oft wird alles auf den Kopf gestellt; es wird One-Piece-Flow eingeführt, das Produktionsvolumen wird nivelliert, oder es werden ähnliche Umwälzungen durchgeführt, um echte Quantensprünge in Kostensenkung, Qualitätsverbesserung und Lieferpünktlichkeit zu erzielen. Die Ziele sind anspruchsvoll, werden aber auch erreicht.
Kiyoshi Imaizumi, ein hochrangiger Manager der Araco Corporation, einer der am höchsten entwickelten Zulieferer von Toyota in Japan, wurde dazu auserkoren, Trim Masters, Inc. in den USA zu leiten – ein Joint Venture zwischen Toyota, Araco und Johnson Controls. Imaizumi erklärte, dass
jishuken
in Japan eine sehr „ernste“ Angelegenheit sein kann. Es lehrt TPS nach der unerbittlichen Methode, die ursprünglich von Taiichi Ohno angewendet wurde.
Das
jishuken
der Zulieferer von Toyota in Japan unterscheidet sich grundlegend vom
jishuken
in den USA. Sie können nicht nein sagen. Toyota sucht die Zulieferer für eine Teilnahme aus. Von jedem Zulieferer werden drei bis fünf Mitglieder ausgewählt. Toyota entsendet seine eigenen TPS-Experten in das augewählte Werk, begutachtet dessen Aktivitäten und gibt ein Ziel vor, zum Beispiel eine Verringerung der Zahl der Mitarbeiter in einer bestimmten Fertigungsstraße um zehn Arbeitskräfte. Das Mitglied der Zulieferfirma hat einen Monat Zeit, um eine Lösung zu präsentieren. Der TPS-Experte kommt nach Ablauf des Monats wieder und überprüft, ob der Zulieferer das Ziel erreicht hat. Dann schießt der TPS-Experte Verbalattacken auf die Teilnehmer des Zulieferers. In der Vergangenheit haben einige der Teilnehmer einen Nervenzusammenbruch erlitten und gekündigt. In den USA verfolgt Toyota eine freundlichere Version des TPS. Wenn man einmal erfolgreich durch Toyotas
jishuken
in Japan durchgegangen ist, hat man viel mehr Selbstvertrauen. Ein ehemaliger President von Trim Masters machte diese Prozedur mit und war hinterher so voller Selbstvertrauen, dass er über nichts und niemanden mehr Kompromisse machte.
Toyota hat seinen Stil schrittweise von der strafenden zur
Weitere Kostenlose Bücher