Der Toyota Weg
Herstellungsprozesses aus der Kundenperspektive. Die erste Frage lautet immer:
„Was erwartet der Kunde von diesem Prozess?“
(Damit sind sowohl die internen Kunden der nächsten Stufe des Fertigungsprozesses als auch die externen Endkunden gemeint.) Das bestimmt den Wert. Wenn Sie sich in die Lage eines Kunden versetzen, können Sie einen Prozess beobachten und die Mehrwert generierenden Schritte von den nicht werthaltigen Schritten trennen. Dieses Verfahren können Sie auf jeden Prozess anwenden, sei es Herstellung, Information oder Dienstleistung.
Nehmen Sie als Beispiel die manuelle Montage einer Lastwagenkarosserie am Montageband (Abb. 3.1). Der Montagearbeiter macht dabei vieleeinzelne Handgriffe, aber im Allgemeinen generiert nur ein kleiner Teil davon Mehrwert, wenn man den Prozess aus Sicht des Kundennutzens betrachtet. Einige der nicht werthaltigen Schritte sind unumgänglich, wie zum Beispiel das Greifen nach dem Werkzeug. Es geht darum, die Zeit, die auf nicht Wert generierende Schritte verwendet wird, zu minimieren, indem Werkzeuge und Material so positioniert werden, dass sie mit einem Handgriff vom Montageband aus zu erreichen sind.
Abbildung 3.1
Nicht werthaltige Schritte in der Montage eines Lastwagenfahrwerks
Toyota hat sieben Elemente der Verschwendung in Geschäfts- bzw. Fertigungsprozessen identifiziert, die nachfolgend beschrieben werden. Sie lassen sich auf die Produktentwicklung, Auftragsannahme und auf administrative Tätigkeiten genauso anwenden wie auf die Fertigung am Montageband. Es gibt noch ein weiteres Element, das ich am Ende hinzugefügt habe.
1.
Überproduktion
. Die Produktion von Gütern, für die es keine Bestellung gibt. Das führt zu Verschwendung von Arbeitskraft, Lagerüberhängen und überflüssigen Transportkosten wegen überfüllter Warenlager.
2.
Wartezeit/Leerlauf
. Wenn Arbeiter nur dazu eingesetzt werden, die Maschinen zu überwachen, oder wenn die Arbeiter auf den nächsten Schritt der Weiterverarbeitung, auf Werkzeug, Materialnachschub, Teile etc. warten müssen, oder sie einfach nichts zu tun haben, weil der Nachschub stockt, dann verursacht das Verzögerungen im Fertigungsprozess, eine mangelnde Auslastung der Maschinen und Kapazitätsengpässe.
3.
Unnötige bzw. zu lange Transportwege
. Ware in Arbeit, Material oder Endprodukte über große Entfernungen zur Weiterverarbeitung oder zwischen verschiedenen Lagern hin und her zu befördern, führt zu ineffizienten Transportwegen.
4.
Mangelhafte Organisation des Arbeitsprozesses.
Unnötige Prozessschritte in der Verarbeitung. Ineffiziente Prozesse als Ergebnis des Einsatzes ungeeigneter Werkzeuge oder eines schlechten Produktdesigns verursachen unnötige Bewegungen und Mängel. Auch die Herstellung von Produkten mit einer höheren Qualität als erforderlich ist eine Form der Verschwendung.
5.
Lagerüberhänge
. Ein zu großer Bestand an Rohmaterialien, Ware in Arbeit und Endprodukten führt zu längeren Durchlaufzeiten, veralteten oder beschädigten Gütern, zu hohen Transport- und Lagerkosten und zu Verzögerungen. Lagerüberhänge verschleiern außerdem Probleme wie eine unausgeglichene Produktionsauslastung, eine verzögerte Zulieferung, Mängel, Maschinenleerläufe und lange Umrüstzeiten.
6.
Unnötige Bewegungen.
Jede überflüssige Bewegung, die ein Mitarbeiter bei der Durchführung seiner Arbeit machen muss, zum Beispiel Teile und Werkzeug zu suchen, zu holen oder sie aufzufüllen, ist Verschwendung.
7.
Fehler
. Die Produktion fehlerhafter Teile bzw. deren Nachbesserung. Reparaturen, Abfall, Neuproduktion und Überprüfung sind keine Wert generierenden Aktivitäten und somit eine Verschwendung von Handgriffen, Zeit und Energie.
8.
Ungenutzte Kreativitätspotenziale
. Der Verlust an Zeit, Ideen, Fähigkeiten, Verbesserungen und Lernmöglichkeiten, weil die Mitarbeiter kein Gehör finden.
Ohno hielt Überproduktion für die größte aller Verschwendungen, da sie alle anderen Verschwendungen nach sich zieht. Mehr zu produzieren, als von Kunden nachgefragt wird, führt in den nachgelagerten Prozessschritten unweigerlich zu Lagerüberhängen. Material und Teile liegen ungenutzt herum und warten auf Weiterverarbeitung. Hersteller in der Massenproduktion stellen möglicherweise die Frage, was daran falsch sei, so lange wie Menschen und Maschinen ausgelastet sind. Das Problem mit großen Zwischenlagern ist, dass sie weitere suboptimale Verhaltensweisen fördern, zum Beispiel eine mangelnde
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