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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Kidderminster-Läufer, blank geputzter Eichentäfelung und Bücher, deren Rücken ohne Knicke waren und die wie eingefroren hinter Glas standen. Der vollkommene Rückzugsraum für einen Gentleman.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln bei diesem Gedanken, und er wandte sich ab. Auch ohne dass die Kerzen des Kronleuchters entzündet waren, glühten die Wände und
die Marmorböden schwach und weißlich. Far Perch erschien ihm voller Sehnsucht nach ihm, als verzehrte sich das Haus nach Wärme und Berührung.
    Nun, das heftige Verlangen verstand er immerhin. Er ließ seine Hand über die Täfelung gleiten, als er durch das Zimmer seines Vaters ging, und spürte die Holzmaserung an seinen Fingerspitzen.
    Vielleicht hätte er nicht den anderen vorausreisen sollen. Vielleicht hätte er eine Nachricht an die Stilsons schicken sollen, dass er früher als erwartet eintreffen würde. Das Mindeste wäre gewesen, dass sie die Laken für ihn abgezogen hätten.
    Aber er hatte Zeit für sich allein an diesem Ort haben wollen, hatte eine Gelegenheit gesucht, sich ungestört mit all seinen Erinnerungen einzurichten, seinen Frieden hier in der Stadt zu finden, ohne die ständigen, bohrenden Augen seiner Bekannten und Verwandten auf sich zu spüren. Und er hatte, um die Wahrheit zu sagen, gehofft, dem Dieb eine Nasenspitze voraus zu sein.
    Sechs Jahre waren seit dem Tod seines Vaters vergangen, doch spürte Kit seinen Geist so übermächtig, als ob der Marquis noch immer mit steifem Rücken an seinem Schreibtisch säße und seinem mürrischen Sohn Vorträge hielte.
    Schütze den Stamm. Finde den Läufer. Tu alles, was getan werden muss, um ihn zurückzubringen.
    »Das werde ich«, murmelte Kit mit einem Blick auf den mit einem weißen Tuch verhüllten Schreibtisch.
    Die Bäume draußen standen in vollem Laub; wenigstens die Fenster waren geputzt worden. Er war im Begriff, die Bibliothek zu verlassen und wollte seinen Rundgang durch das Zuhause seiner Kindheit beenden, als er es zum ersten Mal spürte.
    Ein warnendes Prickeln in seinem Nacken, ein vertrauter
Geruch. Rauch. Wolken. Er hob den Kopf und huschte mit äußerster Vorsicht zum nahe gelegenen Fenster, wo er eine Hand an die Vorhänge legte. Seine Sinne waren hellwach.
    Einer von ihnen. Einer aus dem Stamm, in allernächster Nähe. Der Läufer.
    Er blieb im Schatten, wartete, suchte nach dem Mann - wenn er ihn heute zu fassen bekäme, wenn er ihn hier, so bald, gefangen nehmen könnte …
    Doch da war kein Läufer, zumindest nicht auf dem blätterübersäten Rasen vor dem Fenster. Dort waren nur eine Dame mit einem Sonnenschirm und ihr livrierter Bursche, die langsam am Haus vorüberschritten.
     
    »Oh, sieh nur, Mama! Ist der nicht phantastisch?«
    Der Junge zerrte aufgeregt an der Hand seiner Mutter und zeigte an der Menschenmenge vorbei auf das Podest, wo der Langford-Diamant lag: ein aus unzähligen Prismen bestehendes, lilafarbenes Schimmern auf einem Kissen hinter Glas.
    »Komm schon her, kleiner Mann. Hoch mit dir!« Der Vater des Jungen hob ihn sich auf die Hüfte, was ihm einen missbilligenden Blick der umstehenden Museumsbesucher einbrachte.
    Nur selten hatte es im Stewart einen solchen Ansturm gegeben. Die Nachricht vom Langford-Diamanten hatte ausgereicht, um ganz London in Aufregung zu versetzen: Bürger und Hausangestellte und Adel - alle standen Schulter an Schulter und teilten die Begeisterung, diesen Stein sehen zu können. Es war viel über diesen Diamanten mit seiner einzigartigen Farbe geschrieben worden - größer als der am Zepter des Königs! Schwerer als ein Kricketball! -, doch soweit man wusste, hatte kein Lebender außerhalb der Familie des Marquis of Langford ihn je gesehen. Bis jetzt.

    Der Kurator des Museums stand neben dem Podest, und sein Gesicht drückte eine Mischung aus Triumph und Entsetzen aus. Er rang die Hände und bat die Menge, angemessenen Abstand zu halten.
    Die angestellten Wachen konnten sich besser durchsetzen und waren weitaus weniger höflich. Sie wedelten mit ihren Pistolen und bedachten jeden mit einem bösartigen Grinsen, der ihre Blicke auffing. Sogar ein Haufen Seeleute wich vor ihnen zurück.
    Rue sah sich die dramatischen Szenen vom beheizten Balkon des Atriums aus an, wo sie unter einer Kuppel aus bemaltem Glas saß und auf das Meer der wogenden Köpfe unter ihr blicken konnte. Von hier aus glitzerte der Langford-Diamant recht nett, doch viel mehr war da nicht. Es hätte auch ein ordentlich gearbeiteter künstlicher

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