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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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lang schoss Rue ein lavendelfarbenes Blitzen ins Auge, das aber sofort von einem neuen Betrachter abgeschirmt wurde.
    Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und rieb das Licht fort, dann ließ sie sie wieder sinken. Erneut suchte sie zwischen den vielen, vielen Leute nach Mitgliedern ihres Stammes.
     
    Er war hier.
    Christoff spürte die Anwesenheit des Diebes wie eine sich steigernde Ladung in der Luft, das unverwechselbare Zittern von Energie, kurz bevor ein Blitz über den Himmel zuckt, eine weiße Hitze, die alles und nichts zugleich umfasst.
    Er erinnerte sich an die gleiche Entladung vor vier Tagen, vor dem Herrenhaus. Es war ein anderes Gefühl als bei jedem anderen Drákon, den er kannte, stärker, verfeinerter. Der Mann musste erstaunliche Fähigkeiten haben. Kit hatte es im gleichen Augenblick gespürt, als der Läufer das Museum betreten hatte.
    Das Problem war, so hatte es den Anschein, ihn ausfindig zu machen.
    Er hatte seine Wachen überall im Gebäude aufgestellt, wo sie zu zweit oder allein patrouillierten. Mit offenen Augen und wachen Sinnen zwängten sie sich an der gaffenden Menge vorbei, lauschten und warteten. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand. Mit ihren geschärften Instinkten hatten auch sie das Zittern gespürt, das der Dieb auslöste.

    Kit bewegte sich weniger mühelos durch die Menge, blieb immer mal wieder stehen, um jemanden zu grüßen, der ihn erkannt hatte, und er gab sich erst gar keine Mühe, sich zu verstecken.
    In diesen Kreisen kannte man ihn, und er würde sich zum Narren machen, wenn er versuchte, unbemerkt zu bleiben. Sollten doch die anderen umherziehen und Wache halten. George und Rufus und der gesamte Rat waren anwesend. Kit selbst war nur der Köder, ebenso wie der Diamant. Und so sehr er die Jagd auch genoss, hoffte er doch aus tiefstem Herzen, dass der Dieb bald zuschlagen würde.
    Er freute sich auf den Kampf.
    Aus dem Augenwinkel fing Christoff das Blitzen eines weißen Handschuhs hoch über ihm auf. Eine Dame stand an der Balkonbrüstung und presste sich eine Hand vors Gesicht; hinter ihr waren Wellen ihres Rockes in der Farbe von Meeresschaum zu erkennen, und eine Fülle von Spitze floss über ihren Ärmel. Einen Augenblick lang glaubte er, sie würde fallen, denn sie schwankte dort oben, und er war bereits auf dem Weg zur Treppe, als er sah, dass sie sich wieder erholte. Ihre Hand sank an ihre Seite.
    Sie trug einen breitkrempigen Hut mit einer langen, buschigen Feder, die ihre Augen verdeckte und sich herabbog, um über ihre Wange zu streichen. Er erhaschte einen Blick auf ihre Lippen, ein fast schwärzliches Rot, das sich von der sehr hellen Haut abhob, und auf ihre Perücke mit den kunstvollen Locken. Ihr Gesicht war abgewandt.
    Im Gegensatz zu allen anderen um sie herum starrte sie nicht auf den Diamanten. Stattdessen beobachtete sie die Museumstüren.
    Er warf einen Blick über die Schulter zum Eingang. Dort stand Sir George herum, ein ansehnlicher Landedelmann mit
seinen Bronzeknöpfen und der mit Stickereien verzierten Jacke, die in den Nähten spannte. Er spielte mit dem Kontrollabschnitt seiner Eintrittskarte herum, hörte aber sofort damit auf, als er Kits Blick bemerkte. Dann tat er einen Schritt nach vorne, und der Ausdruck seiner Augen war fragend.
    Kit sah wieder hinauf zu der Frau. Und nun blickte auch sie ihn an.
    Feuchte, dunkle Augen, zarte, schwarze Augenbrauen, diese Züge, diese Lippen. Der schneeweiße Bogen der Feder umspielte ihr Kinn: Aphrodite, geformt aus Alabaster und schwarzem Marmor.
    Sie starrten einander an, und erstaunt spürte Christoff, wie dieser Schauder ihn ein weiteres Mal durchrieselte.
    Die Luft zwischen ihnen knisterte.
    Du lieber Himmel! Sie war es.
    Der Läufer war eine Frau.
    Gerade als ihm dieser Gedanke kam, drehte sie sich vom Geländer weg, ohne Eile, glitt an einem Mann vorbei, dann an einem weiteren, eine anmutige Gestalt in einer grünen Seelandschaft, die aus seinem Blickfeld verschwand.
    Kit drängte sich durch die Masse, seine Gedanken rasten. Eine Frau, es war eine Frau; zwar nicht der Dieb, denn eine Frau konnte die Wandlung nicht vollziehen, aber doch eine vom Stamm, ein weibliches Mitglied, hier in London. Wie zur Hölle hatte das passieren können? Warum hatte der Rat davon keine Kenntnis gehabt?
    Leute sprachen ihn an, berührten ihn an der Schulter, doch er schüttelte sie ab und bewegte sich weiter - höflich, höflich, nur keine Szene heraufbeschwören - und warf nur einmal einen Blick zu George

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