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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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zurück, der ihm zu folgen versuchte.
    Auf der Treppe war es leichter, voranzukommen, denn die meisten Zuschauer drängten sich am Geländer. Er bewegte
sich rasch an ihnen vorbei und konzentrierte sich wieder auf ihre Energie, suchte und fand sie.
    Dort. Sie strebte auf die Dienstbotentreppe zu, die in einer schmalen Tür neben einem Flämischen Wandteppich endete; er hatte dafür gesorgt, dass dieser Durchgang vor Beginn der Ausstellung verschlossen wurde.
    Gaffende drängten sich zwischen sie. Er verlor sie aus dem Blick, entdeckte sie wieder.
    Zwischen zwei Bediensteten mit roten Jacken hindurch sah er, wie sich ihre Hand um die Klinke schloss.
    Verdammt, es waren einfach zu viele Menschen hier oben.
    »Himmel …«
    »Oh, Sie sind es, Langford. Passen Sie doch auf, wo Sie hintreten …«
    »Also bitte! Was für ein grober Mann. Hast du das gesehen, Winifred? Er ist mitten in mich hineingelaufen …«
    Sie hatte die Klinke losgelassen - immer noch verschlossen, Gott sei Dank - und lief in einem Halbkreis weiter, während sie nach einem anderen Weg nach draußen suchte. Es würde keinen geben. Kit hatte den Ort in seinem Gedächtnis verankert. Sie konnte nirgendwohin …
    Die letzte Gruppe Frauen, die zwischen ihnen stand, machte ihm den Weg frei. Kit befand sich im Rücken der Läuferin, sein Blut rauschte, sein Atem drang zischend durch die Zähne. Sie drehte sich zu ihm um.
    Er griff nach ihr und bekam ihr Handgelenk zu fassen.
    Ah. Er spürte es wie einen Schock, eine unmittelbare Verbindung zwischen ihnen, und wenn er noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, dann schmolzen sie in diesem Augenblick dahin, als er die zarten Knochen ihres Handgelenks unter seinen Fingern fühlte und ihn die ganze Wucht ihrer Kraft durchströmte.

    Sie wand sich in seinem Griff - die sehnige Stärke einer Drákon -, aber er ließ sie nicht los. Sie machte einen Schritt zurück, ihr Arm drückte steif gegen seinen, und sie sah ihm ins Gesicht.
    Eine von ihnen. Natürlich war sie eine von ihnen, strahlender, lebendiger als das gewöhnliche, sterbliche Volk, mit ihren samtbraunen Augen und ihren makellosen Gesichtszügen. In Seide gekleidet und mit überbordender Spitze war sie so sehr eine feine Dame, wie es nur in ihren Möglichkeiten stand, aber sie begegnete seinem Blick furchtlos, abschätzend, und ihr Ausdruck war gelassen. In ihren Augen jedoch brannte etwas, das Wut sein mochte.
    Die letzte Luft entwich seinen Lungen. Bei Gott, sie war wunderschön.
    Wer war sie? Er hatte jedes Mitglied des Stammes getroffen, auf jeden Fall jedes weibliche, aber sie …
    Doch halt …
    Der Lärm des Museums, die Hitze, der Gestank ungewaschener Körper, alles begann zurückzuweichen.
    Ein kleines Mädchen. Ein rennendes Kind, allein im Wald.
    Ein Gesicht, silberbeschienen, verzerrt vor Furcht.
    Der Fluss. Eine Ertrunkene.
    »Maus?«, fragte Kit ungläubig.
    »Wie bitte?« Auch ihre Stimme war eine seines Stammes, tief und lieblich und dazu geschaffen, die Sterne anzusingen.
    Er erinnerte sich an ihren Namen. »Clarissa.« Und sie holte tief Luft.
    Jemand prallte von hinten gegen ihn, entschuldigte sich, doch er hörte es kaum. Sie standen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber, ihre Arme waren ineinander verschränkt, ihre Körper berührten sich beinahe: die Pose eines Liebespaares,
welche in Wahrheit ein stiller Kampf zwischen Festhalten und Widerstand war. Die ganze Zeit über behielt sie ihre kühle Fassung, und nur der schnelle, heftige Pulsschlag an ihrer Kehle verriet sie. Dieser, und dass sie ein wenig keuchte. Die Feder bauschte sich und tanzte in einer Ecke ihrer Lippen.
    Er war nahe genug, um den menschlicheren Geruch, der sie umgab, aufzunehmen, der schwach nach Lilien duftete und vollkommen weiblich war. Erregend.
    Ihr Blick flackerte an ihm vorbei, und sie sah, was er bereits wusste, nämlich dass George und die anderen herangekommen waren. Ihre Finger schlossen sich zu einer Faust. Wieder sah sie zur Tür der Dienstboten.
    »Versuch es nicht«, murmelte Kit. »Bitte. Ich will dich nicht verletzen.«
    Sie machte einen plötzlichen Ruck mit ihrer Hand, doch er war darauf vorbereitet gewesen und nutzte den Schwung ihrer eigenen Kraft, um sie näher zu ziehen, während er seinen anderen Arm um ihre Hüfte schlang. Er wandte ihr den Kopf zu und senkte seine Stimme.
    »Sei vernünftig. Du kannst nicht entkommen.«
    Ihre Antwort war ein Flüstern an seiner Wange. »Sieh mir zu.«
    Die gepuderten Locken ihrer Perücke kitzelten an

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