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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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wären, der Mädchen erschreckte und Wachtmeistern entwischte und sich mit den erlesensten Edelsteinen der Schönen und Reichen davonmachte … Er schüttelte den Kopf. Es gab nur wenig Zweifel daran, dass dieser Mann einer von den Drákon war. Wenn der Dieb ihnen seine Visitenkarte hinterlassen hätte, wäre es kaum eindeutiger gewesen.
    Vielleicht wurde er unvorsichtig. Oder vielleicht … verspottete er sie auf diese Weise.
    Immer mal wieder geschah es, dass jemand geboren wurde, der das Leben nicht aushalten konnte. Der die Regeln der Grafschaft, die Geheimnisse, den Glanz nicht ertragen konnte. Wenn es zu schlimm wurde, konnte es geschehen, dass diese Person davonlief, und der Stamm würde dann alles in Bewegung setzen müssen, um sie wieder zurückzubringen.
    Mehr als alles andere war es diese Vorstellung, die den jungen
Christoff an jenem Ort hielt: die Demütigung, falls man ihn gefangen nähme; die Sinnlosigkeit des Versuchs, seinem Schicksal zu entfliehen.
    Das Feuer knisterte und knackte, und Funken sprangen gegen das Gitter.
    Kit hob die Zeitung und las die Beschreibung laut vor, die der Herzog von dem Dieb gegeben hatte: »Dunkelhäutig, groß gewachsen und von ausnehmend verderbtem Gesichte mit kohlrabenschwarzen Haaren und einer Narbe auf der Wange.« Er blickte zu den beiden anderen Männern auf. »Klingt das nach irgendwem, den wir kennen?«
    George und Rufus schüttelten beide den Kopf. Die Mitglieder des Stammes neigten eher zu hellen Haarfarben, und es gab viele blonde und rote Schöpfe und nur einige wenige braune. Kit konnte sich nicht daran erinnern, in seinem ganzen Leben überhaupt schon mal einen Stammesabkömmling mit schwarzen Haaren gesehen zu haben.
    Eine weitere Lüge also, dachte er.
    »Sind die Familienlisten schon vollständig?«, fragte er George.
    »Jawohl, Mylord. Wir haben die Namen von jedem möglicherweise erfolgreichen Läufer der letzten vierzig Jahre zusammengetragen. Es sind nicht viele Männer, kann ich Ihnen sagen, höchstens sechs, und es gibt guten Grund zur Annahme, dass sie allesamt tot sind. Vier sind offenkundig einem Feuer zum Opfer gefallen - Sie erinnern sich sicher an die Feuersbrunst, die ’33 die Taverne dem Erdboden gleichmachte -, einer ist ertrunken, und ein Bursche scheint, äh, von Wölfen gerissen worden zu sein.«
    Kit hob die Augenbrauen. »Von Wölfen?«
    »Das sagt jedenfalls sein Sohn. Stirling John ist sein Name. Jagte gerne abends. Mochte Herausforderungen. War bekannt
dafür, dass er sich gerne über unsere Grenzen hinauswagte. Es wurden Knochen gefunden. Vermutlich seine. Das ist alles.«
    »Wie alt wäre dieser Mann jetzt?«
    »Warten Sie mal … beinahe achtzig, würde ich sagen.«
    Kit warf ihm über das Durcheinander von Porzellan und Papieren einen Blick zu.
    »Ihre Anweisung war, jeden in Betracht zu ziehen«, sagte George und rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Und ich habe, verdammt noch mal, jeden in Betracht gezogen.«
    »In Ordnung.« Kit schob seinen Stuhl vom Tisch weg und stand auf. Er war nervös, und sein Geist kam nicht los von diesem Puzzle, bei dem er jedes Teil immer wieder neu drehte. »Und der andere Mann? Der ertrunkene? Was ist mit dem?«
    »Sie meinen, wie alt er wäre?«
    Kit nickte und starrte aus dem Fenster. Vor dem nächtlichen Himmel konnte er das Spiegelbild des Feuers erkennen, den gedrungenen, verschwommenen Schatten von Sir George und weiter entfernt den von Rufus.
    »So um die dreiundzwanzig«, sagte George nach einem Augenblick. »Er ist jung gestorben.«
    »Sein Leichnam wurde nie gefunden?«
    »Nein - nicht vollständig jedenfalls.« Wieder bewegte sich George unbehaglich. »Es gab da eine Hand, die seinen Ring trug …«
    »Mein Gott!«, rief Rufus angewidert dazwischen.
    »… und man fand seinen Mantel unten im Schilf bei Aberthon.«
    Irgendetwas gefiel Kit daran nicht. Irgendetwas fehlte. Es kreiste in seinem Hinterkopf, ein ferner Gedanke, der zu flüchtig war, als dass er ihn hätte greifen können. Irgendetwas, das mit dem Fluss zusammenhing.

    »Ein Mann kann auch ohne Hand weiterleben«, sagte George bedeutungsschwer in die drückende Stille hinein. »Er könnte auch noch weiterhin stehlen.«
    Ja. Das könnte er.
    Kit schloss die Augen und grübelte über die Gesinnung des Diebes nach, über das Spiel, das er mit der Presse und dem Gesetz trieb. Von welchem Schlag mochte er sein?
    Ohne Zweifel war er intelligent. Er musste einen Weg gefunden haben, offen in die Häuser der Vornehmen

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