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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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seinem Kiefer. Ihre Haut war warm, brennend heiß unter ihrer winterlichen Blässe, und ihre Taille war schmal. Ihr Rock raschelte an seinen Beinen. Wolken und Blumen und das aufgeladene Sirren eines Blitzes. Christoff spürte sie so unmittelbar, dass es wie die Klinge eines Messers war, die an seinen Nerven kratzte, ein zugleich köstliches wie auch erschreckendes Gefühl. Sie war so starr wie Stein in seinem Griff, gehüllt in Spitze und Lilien, und alles, was er wollte, war, voller Freude aufzulachen.
    Eine weibliche Drákon, die frei in …

    Seine Ohren nahmen das kurze, klirrende Geräusch von berstendem Glas wahr. Geschrei erhob sich dort unten, gellende Rufe. Die lockere Menschenansammlung um sie herum drängte an das Geländer. Er blieb wie angewurzelt stehen und gab ihnen beiden Halt, als sich aus dem Stimmengewirr von fast vierhundert Museumsbesuchern einzelne Ausrufe herauskristallisierten:
    »Haltet ihn! Haltet ihn! Er hat den Diamanten …!«
    »Ein Dieb! Haltet ihn auf. Dort, dort läuft er …«
    Pistolenschüsse fielen, Frauen kreischten, ein heilloses Durcheinander entstand.
    In dem Sekundenbruchteil, ehe sie niedergetrampelt zu werden drohten, wandte Kit den Blick zurück zu Clarissa Hawthorne. Sie lächelte zu ihm empor: herrlich und verblüffend siegesgewiss. Ehe er sich bewegen konnte, verwandelte sie sich in seinem Griff zu Rauch.
    Er stand am Rande der aufgebrachten Menge und hielt ein leeres Kleid in den Händen.

4
    Am Tag, als Clarissa Rue Hawthorne starb, war sie siebzehn geworden. Es geschah an einem Morgen spät im März, der mit einer stürmischen Kälte heraufgedämmert war, die sich eher nach Winter als nach Frühling anfühlte. Eis überzog den Fluss Fier in dunklen, zerfaserten Streifen, und kristallklar funkelnde Wolken jagten über den ausgebleichten Himmel.
    Clarissa war die Einzige des Stammes, die an diesem Tag Geburtstag hatte, doch ungeachtet dieser Tatsache wurde er nur wenig feierlich begangen. Sie verbrachte ein stilles Frühstück
mit ihrer Mutter, trank Tee und aß Würstchen und Fruchtmarmelade auf Sauerteigfladen und räumte den Tisch ab, als sie fertig waren, denn es gab niemanden, der ihnen hätte zur Hand gehen können.
    Nachdem sie gefrühstückt hatte, brach Clarissa zu einem Spaziergang am Fluss auf. Ihre Mutter dachte sich üblicherweise nichts dabei, denn es zog ihr einziges Kind häufig hinaus in die weitläufigen Gebiete der Wälder und hügeligen Weiden. In diesem Punkt glich Clarissa immerhin dem Rest des Stammes.
    Ihr Hut und ihr neues Schultertuch aus rosenrotem Popeline, das sie zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, wurden erst am nächsten Abend gefunden, im Dornengestrüpp hängen geblieben und rot befleckt von ihrem Blut.
    Rue tat es leid um dieses Tuch, auch jetzt noch. Gott allein wusste, wie lange ihre Mutter jeden Penny zweimal umgedreht hatte, um es sich leisten zu können. Als Clarissa es an diesem klaren, klirrend kalten Morgen um die Schultern geschlungen hatte, hatte es sich so sauber und schön und neu - neu - angefühlt, und als der Zeitpunkt gekommen war, hatte sie sich zwingen müssen, es eigenhändig zu zerreißen und ihr Blut daraufzureiben.
    Aber es war notwendig gewesen. Es hatte getan werden müssen.
    Jetzt hatte Rue Schals für jede Gelegenheit und für jeden Tag. Mit silbernen Fäden durchzogene, feine Gaze, himmlischen Kaschmir, irische Spitze, die sorgfältig von frommen Nonnen gefertigt worden war: Aller Glanz und jeder Stich wären einer Prinzessin angemessen gewesen. Doch kein Tuch schien ihr jemals so wertvoll wie dieses eine aus rosenfarbenem Popeline, das ihre Schultern unter dem frühmorgendlichen Himmel gewärmt hatte.
    Sie hockte auf dem sandigen Boden eines verlassenen Glockenturmes und wischte mit der Hand durch Schmutz und leicht gerollte Unterfedern von Tauben, bis sie schließlich das Astloch im Fußboden fand. Rue hakte einen Finger ein und zog an der Planke, die sich mit einem hölzernen Ächzen löste. Ihre Tasche lag noch immer darunter verborgen, fest in den engen Hohlraum gezwängt, schmutzbedeckt, aber nach wie vor fest verschlossen. Mit fahrigen Händen griff sie danach.
    Es war Jahre her, seit sie das letzte Mal solche Angst verspürt hatte. Es war Jahre her, dass sie zum letzten Mal in die Augen von Christoff Langford geblickt hatte, und die gleiche seltsame Mischung aus Schmerz und Hoffnung und argwöhnischem Stolz hatte sie überfallen, kaum dass er sie berührt hatte. Sie hatte einen Fehler gemacht,

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