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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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offiziell.« Er versuchte ein Lächeln und drehte eine Locke ihres Haares um seinen Finger. »Aber ich hoffe … dass es jeden Augenblick so weit ist.«
    Sie flüsterte: »Du musst den Verstand verloren haben.« Dann zog sie ihr Haar weg.
    Aus keinem anderen Grund als der Tatsache, dass er plötzlich mit leerer Hand dastand, kam Christoff wieder zu sich. Spürte wieder den rauen Boden unter seinen Füßen und den metallischen Geschmack in seinem Mund, und er erinnerte sich an all die Pläne, die er mit ihr hatte, die sich mit nur einem weiteren achtlosen Fehler in Luft auflösen könnten. Er hatte sie erschreckt; das hatte er nicht gewollt, und sie würde das auch nie zugeben, aber es war für ihn so offensichtlich wie ihre verknoteten Finger und der rasche, nervöse Blick, mit dem sie zu ihm aufsah.
    In gewisser Weise war das viel mehr ihre Welt als die seine. Wenn sie sich ihm nun verschloss, würde ihm eine verdammt
schwere Zeit bevorstehen, in der er sie davon überzeugen musste, freiwillig zu ihm zurückzukommen.
    Er drehte sich wieder zur Falltür. »Vielleicht hast du recht. Ich bin ausgehungert. Normalerweise lässt sich etwas Ordentliches in der Vorratskammer finden.« Und wieder stieg er die Treppe hinunter, weg von ihr, ehe er einen irreparablen Schaden anrichten konnte. Am Fuße der Treppe des Dachgeschosses wartete er auf sie und lauschte. Sie hatte nicht die Wandlung vollzogen, sich aber auch nicht gerührt. Eine ganze Minute verstrich, ehe ein zarter Fuß auf die oberste Stufe gesetzt wurde, gefolgt von dem anderen. Kit stieß die Luft aus, hatte jedoch vorher gar nicht wahrgenommen, dass er sie angehalten hatte.
    »Hier entlang«, sagte er noch einmal, leise, und bog um den zweiten Treppenabsatz, der hinunter ins dritte Geschoss des Herrenhauses führte. Dieses Mal folgte sie ihm, lautlos wie Rauch.
     
    Sein Haus war mit Möbelstücken vollgestellt, die beinahe alle von oben bis unten mit schweren Laken verhüllt waren und wie Gespenster wirkten. Christoff gönnte keiner der düsteren weißen Silhouetten einen zweiten Blick; er ging an stehen gebliebenen Uhren und Marmorbüsten vorbei und an etwas, das einst ein zusätzliches Bett gewesen sein musste, welches aber nun mit ebensolcher Gleichgültigkeit in einem der oberen Flure verstaut worden war. Der zweite Stock wirkte freundlicher mit Porträts an den Wänden und einem Deckenfresko, das speisende Götter zeigte, Weintrauben, Kelche und Engel. Christoff ging geradewegs auf eine Tür rechts von ihnen zu und verschwand in dem dahinterliegenden Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Sie kannte ihn unbekleidet; sie hatte ihn nackt gesehen und
nun auch gespürt. Sie kannte die straffen, angespannten Muskeln, die Farbe seiner Haut sowohl im Licht der Sterne als auch beim Schein der Kerze und die kräftigen, sie in Erregung versetzenden Haare auf seiner Brust. Wie er sich weiter unten anfühlte, das steife Drängen seines Geschlechts, ein heißes Pochen an ihrem Bauch. Seine Küsse, seine Liebkosungen, seine rauen Forderungen: Sie kannte all diese intimen Dinge. Es ängstigte sie nur, dass sie so viel mehr zu wissen wünschte.
    Aber er war im Dämmerlicht seines Hauses verschwunden. Der Raum, den er betreten hatte, war beinahe ebenso dunkel wie der Flur; vor den vier Fenstern hingen Jalousien und lange Vorhänge in der Farbe von kräftigem Wein. Es war ein Eckraum, in dem sich sammelte, was aus der Mode gekommen war, Stühle, Schränke und Paravents, Kommoden und Statuen, von denen die Laken zum Teil verrutscht waren. Er schlüpfte zwischen zwei bauchigen Orientvasen hindurch zu einer der größeren, gespenstischen Gestalten und zerrte den Stoff weg, sodass der Staub auf ihn niederrieselte.
    Rue legte die Hand vor den Mund, um nicht zu husten. Er hatte einen Kleiderschrank aus Satinholz enthüllt, mit Intarsien aus Lapislazuli und Malachit. Ein Bronzeschlüssel steckte im Schloss. Als er die beiden Türen öffnete, schlug ihnen ein starker Zederngeruch entgegen. Kit winkte Rue näher. Sie ließ ihre Finger Reihe für Reihe über hinreißende, aber nicht zu gebrauchende Kleidungsstücke gleiten.
    Schließlich hob sie den Saum eines Petticoats, auf dem Granatsteine funkelten.
    »Davon kommt keines in Frage.«
    »Warum nicht?«
    »Abgesehen von der Tatsache, dass alles hier drin seit ungefähr einem Vierteljahrhundert aus der Mode ist, handelt es sich um Ballkleider.«

    »Natürlich«, sagte der Marquis gedehnt. »Du hast ganz recht. Zweifellos möchtest

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