Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
sich hinter den schmucken, ordentlichen Straßen, die vom Grosvenor Square abgingen, befinden mochte.
»Rue.« Christoffs Kopf und seine Schultern tauchten wieder auf. Er stützte seine Arme um das Loch im Fußboden und sah sie aus halb geschlossenen Augen an. »Was denn, meine Liebe? Schüchtern?« Hinter seinem entspannten Tonfall verbarg sich mehr als nur eine Spur Spott; er wusste genau, worüber sie nachdachte.
»Hast du hier keine Verwalter?«
Er zuckte mit den Achseln. »Sie sind im Erdgeschoss untergebracht. Angenehme Leute, schon Jahrhunderte alt und stocktaub. Wenn wir uns angezogen haben, werde ich vor ihrer Tür mit dem Tafelsilber klappern, um sie aufzuwecken.«
Als Rue sich nicht regte, lächelte er sie mit einem bedrohlichen Ausdruck an: »Rue, glaubst du wirklich, dass es einen Ort gibt, an dem ich dich nicht finden kann?«
»Ich kann hier nicht bleiben.«
»Das war die Vereinbarung.«
»Nein. Ich sagte, ich würde mit dir nach London kommen, und das habe ich auch getan. Ich verspreche, ich werde dich … morgen hier wiedertreffen.«
Er stieß ein ersticktes Lachen aus, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte. »Das Wort einer Dame. Und doch muss ich ablehnen. Wenn du also bitte kommen würdest.«
»Ich nehme an, es muss wunderbar sein, immer verlangen zu können, dass dem eigenen Willen Folge geleistet wird, anstatt darum bitten zu müssen!«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Es schmerzt mich, darauf hinweisen zu müssen, dass du es von allen am besten wissen solltest.«
Sie ließ sich vor ihm auf die Knie sinken, und ihre Locken wurden staubig, wo sie über den Fußboden wischten. »Sei vernünftig. Was glaubst du, was die feine Gesellschaft sagen wird, wenn sie erfährt, dass du mit einer unbekannten Frau zusammenwohnst?«
»Ich schätze, sie wird glauben … dass wir verheiratet sind.« Sie sah sein Tigerlächeln, wild und strahlend. »Was wir ja auch sind. Auf unsere Art.«
»Sie werden nichts dergleichen annehmen!«
»Vielleicht hast du recht. Aber ich wage zu behaupten, mein Ruf wird auch das überstehen.«
Sie stand auf. »Ich gehe nach Hause.«
Schneller als ein Blitz, schneller als sie, schoss er die Treppe wieder hinauf in die Kuppel, und seine Finger umschlossen warm ihr Handgelenk.
»Es tut mir sehr leid, liebste Rue, aber ich stelle fest, dass wir einige neue Regeln zwischen uns festschreiben müssen. Wohin auch immer du gehst, ich werde dir folgen. Wenn du fort musst, werde ich dich begleiten . Dein Haus ist das meine - selbst dein geheimes Versteck, das du so eifrig beschützt. Ich bin mir nicht zu schade, mit einem blanken Fußboden anstelle eines Bettes vorliebzunehmen, wenn es sein muss. Aber wir werden zusammenbleiben.«
»Wenn du wirklich daran glaubst, dass du mich überall finden kannst, Mylord, dann begreife ich nicht, warum du so darauf bestehst, dass wir uns nie trennen.«
»Ich genieße deine Gesellschaft.«
»Tja, wenn das doch nur auf Gegenseitigkeit beruhen würde.«
Er machte in der Dunkelheit einen Schritt auf sie zu. »Das könnte es.«
Seine Brust berührte flüchtig die ihre: ein kurzer, elektrisierender Schock für ihre Sinne. Es schien sie beide zu verblüffen: Sie erstarrte ebenso wie er. Die Luft, von Licht durchströmt, schien plötzlich zu schwer, die Holzwände wirkten viel zu nah, alles war zu sehr von ihm erfüllt. Sie versuchte, nicht zu atmen, die Luft anzuhalten, doch es schien unmöglich. Immer, wenn ihre Brust sich hob und senkte, streiften ihre Brustwarzen seinen Körper, und es war wie ein schneidendes, heißes Brennen in ihrer Lunge, ein entsetzlicher Schmerz, der ihren Körper durchströmte und dafür sorgte, dass ihre Knie weich wurden und sie sich töricht fühlte.
Er war so warm. Er war so nah. Ein vereinzelter Streifen von Licht lag bernsteinfarben über dem Braun seiner Wimpern und ließ seine Augen jadegrün leuchten. Sie sah, wie sich die Lider senkten, während er sich Zeit ließ und ihr Gesicht musterte.
»Nicht …«, flüsterte Kit, neigte seinen Kopf und suchte ihre Lippen.
Sie hatte nicht gewusst, dass ein Kuss so sanft sein konnte. In den vielen Verkleidungen während ihrer Jahre hier in London - als Comte, den sie erfunden hatte, Zimmermädchen, Näherin, einmal sogar als Kurtisane bei Mim - hatte sie einiges übers Küssen gelernt. Vor allem genug über die Art und Weise, wie Höflinge es kurz, kühl und förmlich hielten. Ein Kuss war nichts als eine weitere Waffe, so nützlich und unpersönlich wie
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