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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Anblick einen langen, geheimen Moment lang, die makellosen Konturen seines Gesichts, die Form seiner Hand, seine langen Finger, die entspannt und leicht gekrümmt auf dem Leinen lagen.
    Es konnte nicht sein, dass ein Mann so schön war. Es konnte nicht sein, dass er solche Gefühle in ihr auslösen konnte, als werfe er einen Zauberspruch über sie, der Herte im Vergleich dazu erblassen ließ.
    »Willst du dich zu mir gesellen?«
    »Oh.« Ihr Blick huschte zu Kit, der inzwischen die Augen aufgeschlagen hatte und sie mit verschlafenem Interesse begutachtete. Sie lachte kurz und verlegen. »Du bist ja wach.«
Er setzte sich auf und stützte sich gegen das Kopfteil des Bettes und auf die Kissen. Seine Haare fielen ungeordnet über seine Schultern, und die Bettdecke war bis zur Hüfte hinabgerutscht. Natürlich trug er keinerlei Nachtzeug.
    »Scheint so.« Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Wie spät ist es?«
    »Nach elf.«
    Er sah zu den noch immer geschlossenen Jalousien hinüber, woraufhin sie zum Fenster ging und an der Schnur zog, um das Licht über den safran- und hellgelben Vorleger fallen zu lassen.
    »Wie geht es deinem Bein?«
    »Gut. Warum hast du dich so angezogen?«
    Sie sah aus wie ein Lakai, von der passenden Weste bis zu den schlichten, wollenen Kniebundhosen und den Kupferknöpfen an den Ärmelaufschlägen, die im Sonnenlicht blitzende Punkte waren. Das Einzige, was fehlte, war die Perücke, die sie nie trug, wenn es nicht unbedingt nötig war. Eine Perücke zu pudern gehörte zu den Dingen, die den halben Tag lang dauern konnten.
    Es war Glück oder Intuition gewesen, dass sie diese besondere, aufeinander abgestimmte Kleiderauswahl in die Tasche gepackt hatte, die sie gestern von zu Hause mitgenommen hatte. Wenn sie wirklich in Far Perch festsaß, würde sie immerhin nicht ohne ein gewisses Maß an eigener Kleidung gefangen sein.
    Sie reichte Christoff ein viereckiges kartoniertes Schriftstück, das sie aus der Tasche ihres Mantels gezogen hatte. Es hatte etwas Pergamentartiges und machte einen höchst edlen Eindruck.
    »Der Earl von Marlbroke veranstaltet heute Abend einen Maskenball. Er hat zusätzliche Bedienstete dafür eingestellt.
Das ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich unbemerkt einzuschleichen.«
    Er sah von der Einladung auf. »Woher hast du das?«
    »Aus deinem vorderen Salonzimmer. Da liegt ein ganzer Packen ungeöffnet auf dem Kaminsims. Liest du jemals deine Post?«
    Kit klopfte mit der Ecke des Pergaments gegen seine Lippen und beobachtete sie mit der Andeutung eines Lächelns. »Darf ich fragen, warum es überhaupt notwendig ist, dass wir uns einschleichen?«
    »Marlbroke«, sagte sie und wartete ab. »Von den Rotherhamer Marlbrokes. Die mit dem Schatz aus Südseeperlen. Lady Marlbroke gibt bei jeder Gelegenheit, die sich ihr bietet, damit an.«
    »Ah. Der Läufer.«
    »Genau.«
    »Was lässt dich glauben, dass er heute Nacht dort sein wird?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er mag Perlen. Ich habe ihn in der letzten Saison zweimal in der Nähe des Stadthauses des Earls entdeckt. Ich glaube, bislang hat er noch nichts gestohlen. Aber er hat es vor.«
    Christoff nickte, senkte den Kopf und fuhr mit dem Ringfinger über die Kanten der Einladungskarte. Die Sonne schickte ein klares, eisiges Licht in den Raum, das von den Wänden und dem Fußboden zurückgeworfen wurde und ihn anstrahlte, sodass die Linie seines Kiefers, die Wangenknochen und sein Haar betont wurden. Seine Wimpern hoben sich, und ein grüngoldener Blick fesselte sie.
    »Wie sieht er aus?«
    »So, wie ich ihn Mim beschrieben habe. Rötliches Haar, groß. Gut aussehend.«

    Einen Moment lang herrschte Stille. »Gut aussehend?«, wiederholte er in vollkommen neutralem Tonfall.
    Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ausgesprochen gut sogar. Dachtest du, das wäre nicht der Fall?«
    »Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, um ehrlich zu sein.«
    Er ließ die Karte auf das Deckbett fallen und verschränkte die Hände um ein Knie. »Weiß er denn, wie du aussiehst?«
    »Das bezweifle ich. Unsere Wege haben sich nur kurz gekreuzt, wenn ich als Comte unterwegs war.«
    Nun, er wusste trotzdem, dass sie weiblich war, dachte Kit. Er musste es gemerkt haben, sobald er ihren Geruch aufgenommen hatte. Sie konnte, verdammt noch mal, so viele Kostüme anlegen, wie sie wollte, sie konnte sogar in Hosen vor dem König selbst erscheinen, wenn sie das wünschte, aber für einen anderen Drákon war ihr Geschlecht so

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