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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Ställen führte. »Wir werden behaupten, wir hätten uns verlaufen.«
    »Verlaufen? In diesem Handtuch von einem Garten? Das werden sie uns niemals glauben.«
    Christoff drehte sich zu ihr um, und seine Augen blitzten. »Natürlich nicht. Aber ich bin mir sicher, ein oder zwei Schilling werden den Lakaien dabei helfen, in die andere Richtung zu schauen, um den guten Namen einer Dame zu retten. Immerhin dürften wir nicht das erste Paar sein, das aus einem Ballsaal schlüpft, um unter vier Augen zu sein.« Er schloss seine Hand um ihre Finger und hob sie empor.
    »Lass deine Maske auf, Liebes. Niemand wird wissen, dass du es bist.«
    Sie dachte, dass das immerhin der Wahrheit entsprach.
Rue hatte als Dieb viele Verkleidungen ausprobiert, aber keine davon war so dramatisch gewesen, so unglaublich extravagant wie diese. Sie war in smaragdgrünen Satin und zarte, französische Spitze gekleidet, eingeschnürt in ein Korsett, das ihr die Luft aus den Lungen presste, und sie stakste auf hohen, dünnen Absätzen, die jeden Schritt zu einem Wagnis machten. Winzige Perlen aus geschliffenen Jetsteinen bedeckten in dichten Schichten ihren Rock bis hinunter zum Saum und erweckten den Eindruck von kleinen, vollkommenen Schuppen. Fischbein und Draht, mit Goldbrokat überzogen, bildeten kleine, zusammengefaltete Flügel, die an ihrem Rücken befestigt waren. Sie erhoben sich in einem Halbkreis über ihren Schultern und endeten in einer dolchartigen Spitze neben ihrer Hüfte. Sie trug weder Perücke noch Handschuhe; stattdessen war sie von den aufgetürmten Locken auf ihrem Kopf bis zu den Fingerspitzen mit feinem, metallischem Goldpuder bedeckt, der so fein wie Feenstaub war.
    Die Drachenkönigin. Und Christoff, in dazu passendem Satin und Puder. Perlen überzogen seine Weste in Silber und Grün: der Drachenkönig. Sie war das Dunkel zu seinem Licht, die Nacht zu seinem Tag. Kein Wunder, dass der alte Marquis seiner Frau untersagt hatte, so in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Die Marquise hatte diese Kostüme vor langer Zeit für einen bal masqué erstanden und sie dann ungetragen, zusammen mit dem Puder, weggepackt. Bis zu dieser Nacht. Bis Christoff sich daran erinnerte.
    Ihre Maske bedeckte das halbe Gesicht und bestand aus Federn in schimmerndem Grün und Blau, die sich an den Enden auffächerten. Der Griff war aus Ebenholz gefertigt.
    Der Marquis hob seine eigene Maske, die mit ihrer identisch war, und warf ihr einen letzten strahlenden Blick zu.

    »Ich gebe zu, so gerne ich dich in Kniebundhosen sehe: Dieses Kleid kannst du auch einigermaßen tragen.«
    Sie musterte ihn durch die Augenlöcher ihrer Maske. »Du hast auf jeden Fall den Versuch aufgegeben, charmant zu sein.«
    »Du bist die atemberaubendste Kreatur auf der Welt, süße Rue, selbst wenn du hinter Federn und Perlen versteckt bist. Wie war das?«
    »Angemessen, wenn auch nicht ehrlich gemeint.«
    »Dann hast du mich missverstanden.« Er griff nach ihrer freien Hand und presste ihre Fingerspitzen an seine Lippen, Gold an Gold, und ließ damit einen plötzlichen, wohlig warmen Schauer ihren Arm hinaufsteigen. Seine Stimme wurde rauer. »Ich bin völlig sicher.«
    Er sah ihr tief in die Augen, unverwandt, ernst, während er ihre Hand hielt. Sie starrte ihn an und versuchte, ihr Herz nicht zu spüren, versuchte, nicht seine Lippen zu erahnen, so warm unter ihrer Berührung, weicher als Wolken.
    Kit senkte den Blick, küsste ihre Finger und lächelte. »Arme Lady Cynthia. Sie wird am Boden zerstört sein, wenn sie feststellt, dass sie nicht die Schönste auf dem Ball ist.«
    Ehe sie antworten konnte, hatte er ihren Arm genommen und sie untergehakt und zog sie mit sich die Gasse hinunter. Rue war gezwungen, sich auf das Kopfsteinpflaster zu konzentrieren, um ihre Knöchel zu retten. Wenn einer ihrer Absätze feststeckte, würde sie entweder die Wandlung vollziehen müssen oder beim Sturz ihren Hals riskieren.
    Atemberaubend. Sie blinzelte auf die Steine hinab. Er fand sie atemberaubend.
    Sie erreichten das Wäschehaus und bogen um die Ecke zu den nach Heu duftenden Ställen, wo sie vor nicht einmal zwei Stunden gestanden hatten. Das Licht der Fackeln
tauchte die Auffahrt und die Hecken in ein warmes Gelbbraun und ließ die barocken Simse des Herrenhauses tanzen und seltsam unbeständige Formen annehmen. Gelächter wehte durch die Nacht, zweihundert Stimmen plauderten und verschmolzen zu einer einzigen Masse. Und unter all dem war die beschwingte Melodie eines Menuetts

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