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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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an der Wange kratzte. »Er trug eine Bratsche. Es ist einer der Musiker.«
    Sie musste davongehen, ehe sie Christoffs Antwort hörte.
     
    Sie verschwand im Zwielicht, eine schlanke Gestalt, die schon bald von den Schatten und dem unruhigen Flackern der Fackeln verschluckt wurde, welche die Stalljungen in regelmäßigen
Abständen entlang der Auffahrt in den Boden gesteckt hatten. Kit sah zurück zu Marlbrokes Haus, ließ die warmen, goldenen Fenster auf sich wirken, die farbigen Vorhänge und die Stuckdecke des Ballsaals, die hinter dem Glas wie eine Eisschicht auf einer Hochzeitstorte wirkte.
    Er riss sich zusammen. Dann ließ er seine Gedanken kreisen, seine Sinne erwachen … an den Ställen vorbei, durch die kühle Abendluft … an Kalkstein und Mörtel und Backstein vorbei, zu den Leuten hinter den Mauern, zu Tanzschritten und Gebrabbel, zu Gewürzen und Fruchtpunsch und dem herben Aroma von Champagner, der gerade geöffnet worden war … zu rauschendem Blut und klopfenden Herzen und etwas anderem, etwas, das nicht stimmte …
    »Sir? Soll ich Ihnen eine Kutsche rufen?«
    Kit wandte den Blick einem schmuddeligen Stalljungen zu, der nun vor ihm stand und nervös von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Eine Kutsche?«, bot der Bursche noch einmal an, und nun dachte er auch daran, seine Mütze abzunehmen.
    Kit blickte an sich hinunter auf die aufgebogene Krempe des Hutes in seinen Händen, auf seine Handschuhe und den Stock, und ihm fiel nichts ein, was er in Marlbrokes Eingangshalle vergessen zu haben vorgeben konnte. Hinter dem Jungen näherte sich jemand. Der Vorsteher, den er schon kurz zuvor gesehen hatte, kam mit dröhnendem Schritt näher.
    »Bitte um Entschuldigung, Mylord«, sagte der Mann und schickte den Knaben mit einer finsteren Kopfbewegung fort.
    »Nein«, entgegnete Kit, als antwortete er damit auf eine Frage. »Nein, es ist alles in Ordnung. Guten Abend.« Und er ging hinaus durch die Haupttore, wie ein Mann, der wusste, was ihn in der Dunkelheit erwartete.
    Und so war es auch.

    Sie hockte zusammengekauert, die Arme über ihren Knien verschränkt, auf den obersten Stufen einer dunklen, leeren Eingangstreppe zwei Blöcke weiter. Sie musste ihren Mantel wie die anderen Arbeiter abgegeben haben. Zunächst spürte er sie, wie es immer der Fall war, aber unmittelbar danach sah er sie, ihr schlichtes Gewand und die Perücke, die trübe und blass in der dunklen Nacht wirkte. Sobald er näher kam, stand Rue auf.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte sie eindringlich mit gedämpfter Stimme.
    »Nein.«
    »Er ist hier. Ich weiß es einfach.«
    Eine Kutsche, der noch vier weitere folgten, ratterte unter Quietschen und Klingeln und dem Schnauben der Pferde an ihnen vorbei. Kit ging wieder weiter, den Blick starr nach vorne gerichtet. Sie lief ihm nach, blieb aber drei Schritte hinter ihm.
    »Wenn du nicht mit mir zurückkommen möchtest …«
    »Bitte zieh keine voreiligen Schlüsse«, unterbrach er sie schroff. »Ich sagte, ich habe ihn nicht gesehen. Aber ich habe etwas gespürt. Ich weiß nur nicht, was es war.«
    »Aber ich.«
    Die Nacht um sie herum fühlte sich schwer an, die Luft klamm. Der Schmerz in seiner Wade schien von Tausenden stechenden Insekten zu stammen, die unaufhaltsam sein Bein emporkrabbelten.
    »Wir müssen zurück«, sagte Rue und blieb stehen. Kit drehte sich zu ihr um.
    »Wir können dort drinnen die Wandlung nicht vollziehen. Auf keinen Fall können wir unbekleidet oder als Drachen erscheinen. Es gibt nur einen Weg zurück an diesen Ort.«
    Er hatte den Kopf schräg gelegt, und sein Gesichtsausdruck
war zweifelnd. Sie war so einnehmend, so unerhört halsstarrig, dass er sie hier auf offener Straße an sich ziehen und küssen wollte, ganz egal, wer vorbeigehen mochte.
    »Was schlägst du vor?«, fragte sie.
    »Komm mit mir mit nach Far Perch . Dann wirst du schon sehen.«
     
    Sie konnten sich nicht ankündigen lassen. Der Schlüssel zum Anschleichen war das Anschleichen, wie der Marquis in boshafter Untertreibung leichthin bemerkt hatte. Wenn der Diener sie auf dem Ball ankündigen würde, wäre damit jede Chance auf einen Überraschungsangriff zunichte gemacht, und er würde nicht all diese Mühen auf sich nehmen, damit ein Bursche mit einem Turban seinen Titel in einen Raum voller Menschen schrie, von denen einer der Läufer sein konnte - oder auch nicht.
    »Wir werden einfach durch die Hintertür hereinkommen«, sagte er und warf einen Blick die Gasse hinunter, die zu Marlbrokes

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