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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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dann wusste Amalia, dass die letzten Fäden ihrer sicheren, bewachten Existenz für immer durchtrennt wären.
    Die Drákon blieben ein Leben lang beieinander. Sie konnte nicht bei Zane liegen und dann einfach wieder fortgehen. Sie konnte ihren Körper nicht so leichtfertig benutzen. Vielleicht lag es daran, dass es nur noch so wenige ihrer Art gab, aber Paarung und Heirat wurden in der Grafschaft mit großer Ernsthaftigkeit betrachtet. Die kleinen Kinder dachten sich Spiele aus, in denen sie die Liebe nachahmten. Je älter sie wurden, desto sinnlicher und ernsthafter wurden auch diese Zerstreuungen. Wenn in Darkfriths einziger Kapelle zwischen all dem Marmor die Ehegelöbnisse ausgetauscht wurden, fanden alle Spiele ein Ende. Ehemann und -frau waren ihrem Volk heilig. Niemand trennte sie. Niemand versuchte es jemals. Ein solches Bestreben würde eine Bestrafung
durch den Stamm zur Folge haben: Einkerkerung oder sogar den Tod.
    Sie war in eine Welt voller harter, schillernder Gesetze geboren worden. Wenn sie Zane ihren Körper gäbe, würde sie ihm auch ihr Herz schenken. Und damit ihr Leben.
    Er würde sie niemals ehelichen. Sie wusste aus ihren Träumen, dass es nicht dies war, wonach es ihn verlangte. Seine Hoffnungen und sein Begehren waren weitaus finsterer.
    Er strebte nach Macht und Wohlstand. Es gelüstete ihn nach Besitz, nicht nach Liebe. In der blinden Zukunft würde sie selbst ihm ungekannte Reichtümer und Freuden bringen. Sie würde stehlen und lügen und das Schicksal für ihn verändern. Und für einen sterblichen Mann, der sein Herz nicht wirklich öffnen konnte, würde das genug sein.
    Für eine Kreatur aber, die ihr Herz vor langer Zeit an ihn verloren hatte, würde es kaum zu ertragen sein.
    Sie saß in der Falle. Sie war gefangen zwischen den Welten, denn sie war zu sehr ein Biest, um ganz und gar ihm zu gehören, und zu sehr die Seine, um wirklich ein Drákon zu sein.
    In Darkfrith hatte sie die Orte gemieden, an denen ihre Altersgenossinnen, wie sie wusste, gestohlene Momente erlebten. Sie hatte sich so weit wie möglich von den verborgenen Plätzen im Wald ferngehalten, von der alten Kornkammer, dem Bach, in dem gebadet wurde, und der geheimen Höhle am Blackstone Fell, die keineswegs geheim war - jedenfalls nicht für die jungen Paare. Selbst ihre eigenen Brüder und Schwestern hielten Lia für übertrieben züchtig.
    Doch das war sie nicht. Gott wusste, dass sie das nicht war.
    Lia seufzte noch einmal, beugte sich vor und ließ den Kopf
in die Hände sinken. Sie war neunzehn Jahre alt, eine Jungfrau, die niemals geküsst worden war - und doch wusste sie alles über den Vollzug der Liebe. Sie wusste, wie ein Mann der Menschen schmeckte, und jede Nacht erlebte sie, wie schwer sein Körper auf ihrem war und welch wildes Vergnügen er ihr zu bereiten vermochte. Sie tat, was immer er von ihr verlangte, worum auch immer er sie bat. Sie tat Dinge, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass ein Mann und eine Frau sie gemeinsam tun konnten.
    Berühre mich hier. So.
    Nimm mich in deinen Mund auf.
    Leg dich zurück.
    Streck deine Arme über deinen Kopf.
    Spürst du das, Lia? Sag es mir. Sag mir, wie es sich anfühlt.
    Sag mir, was ich tun soll.
    Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte.
    Aber sie war so müde, und ihr war so kalt .
    Sie fror. Als sie sich aufsetzte und die Vorhänge vor dem Fenster zur Seite schob, sah sie, dass sich an diesem Morgen die Wolken zornig und drohend zusammengeballt hatten. Der Himmel hatte sich zu einem tiefen Lila verdunkelt und die Sonne verschlungen. Die Kutsche wand sich unablässig durch Reihen von kahlen, hölzernen Weinstöcken, die auf schlichte Art schön waren und sich endlos auszudehnen schienen. Vor dem Horizont zeichneten sich blau geäderte Berge ab, um deren Gipfel Stürme tobten.
    Sie zog das Schaffell auf ihren Knien etwas höher. Es würde Schnee geben.
    Gerade als ihr dieser Gedanke gekommen war, landete die erste Flocke auf dem Fenster, und nur einen Herzschlag lang behielt sie ihre Form, ehe sie hinabrutschte. Den nächsten
drei Flocken erging es ebenso, doch die vierte blieb haften. In weniger als einer Minute war das Fenster weiß.
    Sie streckte ihre Hände in die Falten ihres neuen Mantels aus Kammgarn und sah zu, wie die Weinstöcke nach und nach unter dem weißen Puder verschwanden. In der Ferne war nichts zu erkennen, was eine Stadt oder ein Dorf hätte sein können, nicht einmal ein Bauernhaus, das zu diesen Weingärten gehörte. Das

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