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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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an.
    Die Kutsche rollte ruckelnd an, und sogleich waren sie wieder in Schatten getaucht.
    »Lia«, begann er unvermittelt. »Was wird mit dir geschehen, wenn wir wieder in Darkfrith sind? Was wird dir der Rat dafür antun, dass du fortgelaufen bist?«
    »Nichts«, log sie. »Jedenfalls nicht viel. Mich vielleicht einen Monat lang einsperren. Mit einem Tuch vor den Augen, bei Wasser und Brot … Das war ein Scherz. Ich bin die Tochter des Alpha. Wenn ich meine Gründe darlege, wird jeder verstehen.«
    Seine Stirn legte sich in Falten. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr glaubte oder nicht.
    »Danke«, sagte sie, um ihn abzulenken. »Danke … für alles.«
    Ihr Plan ging auf. Er zuckte mit den Schultern, drehte sich weg und betrachtete durchs Fenster die Gebäude, an denen sie vorbeiglitten. Lia schloss die Finger um den Saphir und war zufrieden damit, Zanes Gesicht im dunklen, wechselhaften Licht zu beobachten.

8
    Einst gab es eine Prinzessin.
    Sie war wahrhaft schön, ja ohne Zweifel die schönste aller Prinzessinnen, die je gelebt haben oder je leben würden. Denn sie war genau genommen keine Prinzessin, sondern vielmehr ein verkappter Drache, und das bedeutete, dass ihr atemberaubendes Aussehen unübertrefflich war. Sie hatte Augen, die glühten, und eine Haut wie ein Regenbogen im Mondlicht. Wenn sie sprach, verstummten die Flüsse, um zu lauschen, und wenn sie sich bewegte, erzitterte der Boden unter ihren Füßen angesichts ihrer Herrlichkeit.
    Sie hörte die Steine, die in den Bergen sangen, in Diamantenhöhlen und mächtigen Goldadern. Zu Rauch konnte sie werden und am Himmel ihre Bahnen ziehen, mit Schwingen, Schuppen und überwältigender Anmut, denn in ihrer Auserlesenheit war sie die Beste ihrer Art.
     
    Es ist weithin bekannt, dass die Drákon unter allen Kreaturen die wohlgefälligsten für das Auge sind. Ihre Körper sind sehnig und schlank, ihre Augen sprühen, und ihre Klauen sind kristallene Dolche. Sie funkeln grün und blau und rot und golden, alle Farben eines jeden Edelsteins. Und da diese mittelalterliche Prinzessin selbst zwischen solchen Wesen hervorstach mit ihrem Gang, ihrem Gesicht, dem Schwung ihrer Hüften und Beine und ihren schmalen, geschickten Fingern, wurde sie über alle Maßen gepriesen.
    Drachenmänner aus allen vier Himmelsrichtungen kamen, um sie zu umwerben. Die Herren der Menschen bestreuten ihren Weg mit Blumen und lobten die Musik in
ihrer Stimme, die Farbe ihres Haares oder wie ihre Augen mit einem einzigen, gleichmütigen Blick bis in ihre Seele vorzudringen vermochten, um jegliche Hoffnung und alle Träume zu rauben.
     
    Es war nicht ihr Fehler, dass sie so war. So war sie geboren worden: als Krönung ihres Volkes. Sie war ein Schatz, bewacht in einer mächtigen Burg hoch in den Karpaten, einem Drachenprinzen versprochen. Ihr Leben war ein Funkeln von Edelsteinen und magischer Verwandlungskraft. Ihre Zukunft stand in Stein gemeißelt. Sie würde heiraten, sich paaren und außergewöhnliche Kinder gebären, und die Drákon würden Tausende und Abertausende von Jahren über die Erde gebieten.
    Wenn nur dieser Bauernjunge nicht gekommen wäre. Wenn er nur nicht gewagt hätte zu nehmen, was nicht für ihn bestimmt war.
    Und so:
    Einst gab es eine Prinzessin.
    Und einst gab es einen niederen Leibeigenen.
    Ihre Lebenswege kreuzten sich. Das Schicksal erbebte. Silberne Sterne stürzten zur Erde. Aber nichts konnte den Jungen davon abhalten zu stehlen, was er begehrte.
    Wenn man darüber nachdachte, dann war er ein wahrer Bastard.

9
    In den nächsten drei Tagen hielt sich das Wetter. Zane war froh darüber - mehr als froh. Der Himmel war strahlend blau, und es wehte ein sanfter Wind, sodass er dem Inneren der Kutsche fernbleiben und auf diese Weise Lia meiden konnte.
    Wenn der Roma es seltsam fand, dass sein englischer Passagier nicht den abgeschiedenen Komfort neben seiner Ehefrau genießen wollte, so behielt er dies für sich. Drei Tage lang saß Zane neben dem Wagenlenker, ließ sich von der Sonne durchwärmen, betrachtete die Sonnenblumenfelder, die Wiesen und die vorbeiziehenden dunklen Wälder.
    Und drei Nächte lang waren sie in angenehm abgelegenen Gasthäusern eingekehrt, wo ihnen beiden stets je zwei Zimmer zur Verfügung standen.
     
    Sanft stiegen die Wiesen zu Hügeln an. Jeden Abend saßen Lia und Zane beieinander und besprachen die Route des nächsten Tages. Viel mehr konnte er sie nicht fragen, nicht in den beengten Gaststuben, in denen sie einkehrten. Lia

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