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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ein höchst überraschender Gedanke gekommen. Dann runzelte er die Stirn.
    »Ich glaube beinahe, du meinst es ernst.«
    »So ist es.« Sie drehte sich ganz zu ihm um. Ihre Finger nestelten an den Bändern ihres Mieders.
    »Lia.«
    Sie schenkte ihm keine Beachtung, sondern löste die straff gezogene Schnürung und ließ ihr steifes, grünes Oberteil aufschlagen. Er wartete, bis sie das letzte Band gelockert hatte und das gesamte Mieder mit seinen kurzen, engen Ärmeln hinabglitt. Es gab ihr Korsett und die feine, durchscheinende Seide ihres Unterhemdes frei. Dann erhob er sich und ging zu ihr hinüber.
    »Tu das nicht.«
    »Gut.« Sie ließ ihre Arme zur Seite sinken und sah ihn unverwandt an. Ihr Blick war klar und konzentriert, und sie spürte, wie sich in ihr ein Sturm sammelte.
    Ja , flüsterte der Drache wieder.
    Ohne es zu wollen, vollzog sie ganz und gar und mit einem Mal die Wandlung und wurde zu Rauch.
    Es war wie ein Schock. Die Heiterkeit jenes Tages in Edinburgh, das leichte, schwebende Glücksgefühl durchströmte
ihren ganzen Körper. Sie war nichts. Sie war eine Wolke, ein Trugbild, kein Körper oder schwerer, dunkler Gedanke. Die Schmerzen, von denen man sagte, dass sie das erste Mal begleiteten, kamen nicht; es gab nur die wilde, überwältigende Freude, ihren Körper der Luft zu überlassen.
    Sie schwebte empor und berührte die Decke, wo sie die Maserung der Holzbalken erkundete, die kalte Steifheit des weißen Putzes und des cremefarbenen Stucks. Die Luft war erhitzt und dick und hielt sie wie eine Wolke in der Luft. Sie streckte sich und wurde dünn wie Papier im bunten Licht der Lampen, dann zog sie sich zu einem massiven, brodelnden Gebilde zusammen. Nur vage war sie sich des Mannes bewusst, der reglos in Hemdsärmeln unter ihr stand, das Gesicht emporgereckt, und die Arme hatte zur Seite sinken lassen.
    Zane.
    Sobald sie seinen Namen gedacht hatte, spürte sie, wie die Schwere zurückkam. Auch diesmal, ohne es wirklich zu wollen, ohne bewussten Entschluss, nahm Lia wieder Gestalt und Form an. Als sie als Frau wieder vor ihm stand, holte sie tief Luft; ihr Haar hing wallend herab, ihr Körper war vollständig unbekleidet.
    Ihr Kleid lag auf dem Boden zwischen ihnen.
    Lia streckte Zane die Hände entgegen. Er griff danach und schloss die Finger um ihre.
    »Das war neu«, sagte er.
    Selbstvergessen lächelte sie freudig. »Ich weiß.« Die Tränen, die ihr kamen, blinzelte sie weg. »Ich hab’s getan. Ich hab’s getan.«
    »Du hast es getan.« Seine Stimme klang anders, gefühllos, und sein Griff war ganz leicht. »Es war … atemberaubend. Ich gratuliere.«

    Sie holte tief Luft und spürte ihren Körper und ihre Lungen wieder. »Habe ich dich erschreckt?«
    »Sei nicht albern. Ich bin doch daran gewöhnt zu sehen, wie sich halbnackte Damen in Rauch verwandeln.« Er gab ihre Hände frei. »Mach dir keine Gedanken.«
    »Was ist denn dann los?«
    »Löwenmäulchen.« Er bückte sich und hob ihr Kleid auf, starrte auf das Durcheinander und schüttelte den Kopf. »Vielleicht solltest du dich besser wieder anziehen.«
    »Ist es nicht das, was du wolltest?« Sie griff nicht nach dem Kleid. Noch immer brodelte ein Hochgefühl in ihr, das ekstatische Gefühl des Erfolgs. »Hier bin ich, Zane. Hier ist deine Nacht.«
    »Ja … Aber ich fürchte, ich habe meine Meinung geändert.«
    »Du hast gesagt, ich sei schön.«
    »Habe ich das?« Ihm entfuhr ein freudloses Lachen. »Wie wenig originell. Ich muss ein Meister der Untertreibung sein. Ich denke, du bist verflucht betörend, und das weißt du auch. Manchmal denke ich, wenn ich dich zu lange ansehe, könnte ich blind werden, wie ein Narr, der geradewegs in die Sonne starrt. Nein«, sagte er schließlich mit einem wilden Unterton in der Stimme und ließ das Kleid wieder auf den Boden fallen. »Du bist nicht schön.«
    Sie trat einen Schritt von ihm zurück zum Bett. Dort schlug sie die Decke zurück und ließ die Hand über die Laken gleiten.
    »Hör auf damit«, sagte er.
    »Eine Nacht.«
    »Nein.«
    »Es war dein Vorschlag.«

    »Ein Anflug von Wahnsinn. Zweifellos wird das wieder vergehen.«
    Sie stieg ins Bett, schmiegte sich in die Laken und streckte sich wie eine Tigerin, während sie den Blick nicht von ihm löste.
    »Du bist zu jung«, sagte er brüsk. »Wir sind zu verschieden. Bei Gott, das jedenfalls hast du gerade bewiesen. Du … Ich verliere mein Gleichgewicht in deiner Nähe, und das ist gefährlich. Es könnte zu einer Katastrophe

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