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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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voller Erwartung.
    »Mein lieber Herr, wir sind unverzeihlich grob.« Zane nickte Hunyadi zu. »Ich kann meine schlechten Manieren nicht entschuldigen, außer mit dem Gefühl, Ihre Gastfreundschaft schon zu lange strapaziert zu haben. Sie waren so freundlich, derartig mitgenommene Reisende in Ihr Haus zu bitten; wir können Ihre Festlichkeiten nicht noch einen weiteren Tag lang stören. Und wir haben Verabredungen in Bukarest«, fuhr er fort, lauter nun, um Hunyadi, der zu Einwänden ansetzte, zu übertönen. »Und ich fürchte, sie zu verpassen, wo uns doch einige wichtige Gentlemen erwarten.«
    »Aber die Straßen …«
    Zane deutete mit der Hand zu den Fenstern und zu den Eiszapfen, die an der Traufe hingen und tropften. »Ich denke, der heutige Tag ist wärmer.«
    »Ja«, stimmte Madame Hunyadi mit einem Mal zu. »Ich glaube, es wird ein schöner Tag werden.«
    Es war eher ein annehmbarer Tag, was aber gut genug war. Es war nicht so eisig, dass die Pferde Schwierigkeiten
bekommen würden, und das war Zanes einzig wahre Sorge. Aber es hatte den Anschein, dass der Sturm, welcher sie hierhergetrieben hatte, sie in einem unberührten, weißen Niemandsland zurückgelassen hatte. Der Zigeuner schüttelte den Kopf und murmelte unter den vielen Lagen von Schals um seinen Hals vor sich hin, während Lia und Zane sich verabschiedeten und in die Kutsche kletterten.
    Die Zufahrt zur Villa war bis zum Haupttor und noch einige Meter weiter geräumt worden. Dahinter erstreckte sich eine undurchdringliche Schneelandschaft.
    Eine bunte Mischung von adligen Damen und Herren hatte sich versammelt, um ihnen Lebewohl zu sagen: geschminkte Gesichter unter Kapuzen, gepuderte Perücken und extravagante Kleidung, die sich grell von der schlichten Klarheit der kalten Farben der Natur abhob.
    »Auf Wiedersehen«, rief Lia mit einem fröhlichen Winken durch das geöffnete Fenster.
    Hände wurden zum Gegengruß erhoben. Zane legte die Hand an seinen Hut und wollte gerade gegen die Decke klopfen, um dem Kutscher das Startzeichen zu geben, als sich Hunyadi aus der Menge löste.
    Er kam zum Fenster und blinzelte gegen das Licht.
    »Guter Mann«, sagte Zane und ergriff seine behandschuhten Finger.
    »Ich habe darüber nachgedacht. Wenn Sie noch immer nach diesem Diamanten suchen - wenn Sie die Zeit erübrigen können und den Wunsch verspüren -, dann können Sie die Burg der Zaharen tief in den Karpaten besuchen …, ungefähr hundertfünfzig Meilen nordöstlich von hier. Zaharen Yce wird sie genannt. Man sagt, dass dies die alte Festung der Drákon ist. Heute lebt dort ein Prinz. Vielleicht weiß er,
wo Ihr singender Stein zu finden ist.« Der Mann lächelte wieder fröhlicher. »Wie wäre es, wenn Sie wiederkämen, sobald Sie ihn gefunden haben, um ihn uns zu zeigen. Ich würde eine meiner besten Flaschen entkorken, um Draumr in einer Halskette zu sehen zu bekommen.«
    Hunyadi trat zurück und verbeugte sich, noch immer mit Rubinen behangen. »Gott beschütze Sie beide. Viszlat .«

11
    »Hundertfünfzig Meilen nach Nordosten.« Nervös trommelte Lia mit den Fingern auf ihre Knie.
    »Ich darf dich daran erinnern«, bemerkte Zane höflich, »dass wir bereits in dieser Richtung unterwegs sind.«
    »Ja.« Sie schloss die Augen und lauschte auf die Musik von Draumr , während sie sich bemühte abzuschätzen, wie viele Straßen und Berge noch zwischen ihnen lagen. Aber es war, als versuche man dem Flügelschlag eines Kolibris zu folgen; alles, was sie wahrnehmen konnte, war das Erspüren von etwas Lebendigem in großer Höhe, und das Lied drängte immer wieder aufs Neue in ihr Innerstes.
    »Hat er ihn? Dieser Prinz auf der Burg?«
    Sie öffnete die Augen. »Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe nicht.«
    »Ich ebenso wenig.« Zane schlug die Füße übereinander und verschränkte die Arme, während sein Körper träge dem Schaukeln der Kutsche folgte. »Es macht allerdings sehr den Eindruck, dass dies der letzte Ort der Welt sein dürfte, in den wir uns vorwagen sollten.«

    »Da stimme ich dir zu.«
    Die Minuten verstrichen, und sie sprachen nicht weiter miteinander. Die Luft war schneidend kalt. Lia hatte die Vorhänge vor dem Fenster neben ihr zurückgebunden, sodass sich ein Sonnenfleck auf ihrer Schaffelldecke und dem Stoff ihres Rockes abzeichnete. Es war das erste Mal, dass Zane einige Zeit mir ihr eingepfercht in der Kutsche verbrachte, doch obwohl sie inzwischen außer Sichtweite der Villa waren, schien er nicht vorzuhaben, sie wieder zu

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