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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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war, hatte einen entschieden boshaften Unterton gehabt.
     
    Nachts legte sie die Waffe ab. Zane hatte zeitgleich mit ihrem auch ein eigenes Messer erstanden, eines, das viel größer war, und sie wusste, dass er es immer in Reichweite hatte. Vielleicht schlief er auch einfach weniger unruhig als sie. Lia wäre nie das Risiko eingegangen, eine scharfe Klinge neben ihrem Gesicht liegen zu haben.

    Wenn sie am Tag Ruhepausen einlegten, zeigte er ihr einige grundsätzliche Handhabungen des Messers; der Stahl in seiner Hand beschrieb einen Bogen blendenden Lichts und sauste so schnell durch die Hand, dass nicht einmal sie mit den Augen folgen konnte.
    Unter den gespannten Blicken des Kutschers verlangsamte Zane seine Hand und zeigte ihr erneut, was sie tun sollte. Ansonsten bewegte er sich bei seinen Demonstrationen wie Quecksilber, stieß zu, drehte sich und wirbelte herum, und sein Zopf flog wie eine Peitsche hinter ihm her. Er schien dafür geboren zu sein und wirkte wie eine menschliche Verlängerung seiner Waffe. Sie hatte nicht gewusst, dass sich ein sterblicher Mann so rasend schnell bewegen konnte. Ihre eigenen Bemühungen, es ihm gleichzutun, waren vergleichsweise schwerfällig. Aber immerhin lernte sie Schritt für Schritt.
     
    Dies waren die geheimen Samen seines Lebens. Diese Dinge hatte er als Junge von seiner Mutter erlernt und als Mann selbst vervollkommnet. Es gab einen guten Grund dafür, dass er der Schrecken von London war und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt war. Es gab einen guten Grund dafür, dass in ihren schlimmsten Träumen ein Stammesmitglied nach dem anderen sein Leben ließ.
    Und doch hatte der Dieb ihr erklärt, dass ein Messer nichts gegen eine Rauchwolke würde ausrichten können. Lia wusste es. Wenn sie im Zwielicht den Himmel absuchte, wusste sie es, aber dessen ungeachtet beruhigte sie das Gewicht der Waffe in ihrer Hand.
    Da draußen war jemand, der sie beobachtete, der ein Auge auf sie und Zane hatte. Aber Amalia war nicht so ausgeliefert, wie es den Anschein hatte.

    Nun komm schon , dachte sie und starrte in den Himmel. Komm schon .
    Wenn sie noch viel länger warten musste, würde der Drache in ihr sie in Stücke reißen.
     
    Am Abend des dritten Tages auf ihrer Reise ins Hochland schlug ihnen der brave, anständige Vorsteher eines kleinen Weilers, den sie erreicht hatten, die Tür seines Hauses vor der Nase zu.
    Amalia stand reglos davor und starrte auf das verwitterte Holz. Zane befand sich kurz hinter ihr, wischte sich eine Haarsträhne aus den Augen und ließ den Blick über die Terrasse des Hauses wandern.
    Sie waren so hoch wie noch nie im Gebirgszug der Karpaten gelangt. Der Sonnenuntergang im Westen war ein Feuerwerk an Farben, prächtig und unwirklich, und die Farben schienen so undurchlässig und massiv, dass sie wie geschmolzenes Wachs auf den Horizont zu tropfen schienen. Entlang den Stufen standen Schalen mit welken Kräutern, und eine getigerte Katze versteckte sich an der Hausecke. Mit riesigen, orangefarbenen Augen starrte sie sie unter einem Busch hervor an.
    Lia reckte das Kinn. Dann hob sie erneut die Hand, aber Zane umschloss ihre Faust mit seinen Fingern, ehe sie gegen das Holz pochen konnte, und ließ ihrer beider Arme sinken.
    »Das hat keinen Sinn«, sagte er, so freundlich, wie er es vermochte. »Die Dämmerung ist schon hereingebrochen. Wir sind Fremde. Sie werden uns nicht hineinlassen.«
    Sie sog die Luft durch die Nase ein und starrte unverwandt auf die geschlossene Tür. »Lia«, begann er noch einmal
und schob seine Hand zu ihrem Ellbogen hinauf. »Meine liebe Ehefrau. Lass uns gehen.«
    Er zog sie mit sich die Stufen hinunter, zurück zur wartenden Kutsche. Der Zigeuner auf dem Bock beäugte sie missmutig über seine Schals hinweg. In den Nächten zeigte sich der Winter gnadenlos, und sie waren klar und grimmig. Ohne Zweifel fragte sich der Mann, wo zur Hölle sie es als Nächstes versuchen wollten. Und bei Gott, auch Zane fragte sich das.
    Er hatte so etwas schon seit Tagen erwartet. Tatsächlich war er eher erstaunt, dass es nicht schon früher geschehen war. Hier stießen sie nicht auf gelangweilte Adlige, die die Zeit vertrödelten wie in Hunyadis Villa und sich nach frischem Klatsch und Tratsch verzehrten. Diese Menschen hier waren Bauern und vom Gesetz her noch immer Leibeigene. Ihr Leben war vermutlich kurz und hart, und Folklore spielte eine große Rolle darin. Niemand hieß einen Fremden willkommen, der nach Sonnenuntergang klopfte.
    Als

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