Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Kleidungsstücke der Frauen, die sie in der Gegend getroffen hatten, geschmückt hatte. Sie war ganz und gar gewöhnlich. Gerade wollte er den Mund für diese Antwort öffnen, als die Bäuerin ihren Kopf zur Seite drehte, um zu ihrem Ehemann hinaufzusehen. Da erkannte er es. Im wechselnden Licht, mit emporgerecktem Kinn … war in ihrem Profil eine Ahnung von Lias eigener seltenen und atemberaubenden Schönheit zu erkennen.
Drákon .
»Ja«, sagte er und verbarg sein Erstaunen.
»Es ist nicht viel. Aber sie ist diejenige, welche.«
»Amalia«, sagte er, als das Paar ihnen bedeutete, mitzukommen. Er schloss seine Finger um ihren Arm, um sie davon abzuhalten, ihnen zu folgen. Sein Gesicht blieb eine
freundliche Maske. »Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass dies die Menschen gewesen sein könnten, die das Feuer in unserem Hotel gelegt haben? Dass wir ihnen geradewegs in die Falle laufen?«
»Ich bin doch kein Dummkopf.« Ihr eigenes Lächeln blieb unverändert. »Sie waren es nicht.«
»Weil …«
»Weil ich hier keine Macht spüre.« Als er ihren Arm nicht freigeben wollte, löste sie bedächtig seinen Griff und folgte der Frau, die sie zu einem Tisch drängte. Zane blieb einen halben Schritt hinter ihr. »Das Blut ist zu sehr verdünnt. Es ist wie … das Echo eines Liedes statt des eigentlichen Liedes.«
Sie setzten sich. Die Frau brachte Schüsseln und Löffel; der Ehemann und zwei der Kinder verließen die Hütte, um den Zigeuner zu holen. Der Junge Jakob und die kleine Schwester blieben bei ihnen. Sie schmiegten sich vor dem Feuer wie schläfrige Kätzchen aneinander und beobachteten Lia mit neugierigen Augen.
Die Drákon -Frau servierte ihnen dampfend heißes Gulasch. Ohne zu lächeln, setzte sie sich ihnen gegenüber an den Tisch, faltete die Hände und beobachtete jeden Bissen, den sie zu sich nahmen.
Lia murmelte ihr etwas zu, das wie ein Kompliment klang. Bei einem Satz hob die Frau die Augenbrauen und nickte, dann senkte sie ihr Kinn. Beinahe unhörbar flüsterte sie etwas, und Lias Löffel verharrte über der Schüssel.
»Was hat sie gesagt?«, fragte Zane aufgeschreckt.
»Nichts. Ich … ich habe nur gerade festgestellt, dass ich ein Wort falsch übersetzt habe.«
»Nicht zufällig Hier ist Ihr Eintopf statt Hier ist Ihr Gift , hoffe ich?«
Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem raschen, hübschen Lächeln. »Nein.« Sie schob sich den Löffel wieder in den Mund, kaute und schluckte. »Ich dachte, sie hätte Adlige gesagt. Zu mir.«
»Und?«
»Sie hat nicht Adlige gesagt. Sie sagte Edle.«
Er fischte ein Stück Kartoffel vom Boden seiner Schüssel.
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Sie senkte die Wimpern und hielt den Blick auf ihre Mahlzeit gerichtet. »Aber ich kann mir vorstellen, es bedeutet, dass diese Menschen - dass alle Menschen, denen wir bislang in diesen Dörfern begegnet sind - wissen, was ich bin.«
Wunderbar.
»Das wird ja immer besser«, sagte er.
»Ja.« Sie blies geziert auf das Gulasch auf ihrem Löffel.
»Und hast du bemerkt, dass es hier keine weiteren Räume und keine Betten gibt?«
Gemeinsam verbrachten sie die Nacht auf einer Matte auf dem schmutzigen Fußboden. Zane hatte seine Arme unter den Decken fest um sie geschlungen, seine Sinne schwirrten, und er war erschöpft von den Stunden, in denen er zwischen Dämmerschlaf und Wachzustand geschwebt hatte. Trotz Lias Versicherung, dass dies nicht die Leute waren, die sie jagten, wollte er kein Risiko eingehen.
Die Bauernfamilie ruhte rings um sie herum. Selbst der Roma hatte ein Lager vor der Eingangstür gefunden.
Niemand schnarchte. Vielleicht schlief niemand.
Zane hielt ihren Körper eng an sich gepresst, um sie zu
wärmen. Er sog den wunderbaren Rosenduft ein, ihr goldhaariger Kopf ruhte an seiner Schulter, und er ließ Bilder von Sonne und Sommer in seinen schläfrig werdenden Geist einziehen.
12
Nur wenig ist bekannt über das, was tatsächlich zwischen der Drachenprinzessin und dem Bauern geschah, der sie damals, vor all diesen Jahrhunderten aus dem Schoß ihrer Familie gerissen hatte. Wir wissen, dass er listig genug war, auch den Diamanten zu entwenden, denn nur Draumr vermochte, sie an ihn zu binden. Wir wissen, er verzehrte sich genug nach ihr, dass er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, um sie bei sich zu halten, und er war unbarmherzig genug, ihre Familie zu zerstören, als diese versuchte, die Prinzessin aus seinen Händen zu befreien.
Aber
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