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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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drüben.«
    Und sie hob ihre Hand ein drittes Mal und wies auf etwas. Lia folgte ihrem Finger. Zuerst sah sie nichts außer Bergrücken, schimmerndem Eis und dünnen, lilafarbenen Wolken, doch dann ließ der Wind nach. Am Rande eines kargen, kristallenen Gipfels funkelte etwas. Es hatte Mauern und Türmchen in der Farbe des Winters, und es sah wie eine Burg aus.
    Lia spürte, wie ihr das Herz schwer wurde.
    »Du solltest ihn dorthin bringen«, sagte Mari.
    Lia schirmte ihre Augen mit der Hand ab und suchte ganz langsam den ganzen Bogen des Abhangs ab. Aber das Mädchen hatte recht: Es gab keine Dörfer und keine menschliche Spur rings um sie herum, abgesehen von einem einsamen Pfad, der hinauf zu dieser Spitze führte.
    »Ich muss es wohl tun.«
    »Wie du willst«, antwortete das Drachenmädchen, und ohne ein weiteres Wort wurde es zu Rauch und glitt davon.

    Er wartete inmitten des frisch gefallenen Schnees draußen vor der Höhle. Vom Himmel aus konnte sie das Oval seiner Fußspuren sehen, die um das Dickicht der Fichten herum und wieder zurück führten. Rauch vom Feuer der vergangenen Nacht schwebte noch immer über dem Höhleneingang.
    Er erkannte sie in der Luft, denn er hatte offenbar suchend emporgestarrt. Als sie sich zu ihm hinabsinken ließ, richtete er sich auf, die Hände in den Taschen, einen unergründlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Lia wurde wieder zur Frau, und erneut stand sie nackt und barfuß im Schnee.
    »Komm herein, es ist eiskalt«, war alles, was er sagte, und er nahm ihre Hand, um sie ins Innere der Höhle zu ziehen.
    Sie hätte ebenso gut ein Pinienzapfen sein können, so wenig beachtete er ihre Blöße.
    Ihr Kleid und ihr Mantel lagen gefaltet auf dem Schaffell, Strümpfe und Schuhe waren ordentlich danebengelegt. Ihr seidiges Hemd krönte den Kleiderberg.
    »Zieh dich an«, sagte Zane. »Schnell.«
    »Zane.«
    »Nein.« Unter den Wimpern hervor warf er ihr sehr rasch einen finsteren Blick zu, ehe er die Augen wieder abwandte. »Zieh dich zuerst an, Lia. Bitte. Oder wir werden überhaupt nicht miteinander sprechen.«
    Und so tat sie, wie er sie geheißen hatte.
     
    Es war nicht schwer, den Weg zu finden, nun, da sie wusste, wo sie danach suchen musste. Tatsächlich war es derselbe, auf dem sie mit der Kutsche gereist waren. Es gab keinerlei Gabelungen und Abzweigungen, nur Ahnungen von Tierpfaden.
Eber, Wölfe oder Bären hatten den Weg mal gekreuzt, ohne Pfotenspuren im frischen Schnee zu hinterlassen.
    Der Pfad war so wenig benutzt worden, dass er verschlammt war, und bei jedem Schritt quoll Matsch unter dem Schnee hervor. Mühsam bahnten sie sich ihren Weg voran. Sie hatten seit anderthalb Tagen nichts mehr gegessen, und Lia war sich dessen schmerzlich bewusst, auch wenn Zane es nicht zu bemerken schien.
    Stunden vergingen. Die Sonne stand tief. Das Licht in den Bergen war so rein, dass es manchmal eine Erleichterung war, die Augen zu schließen und sich blind voranzutasten. Immer wieder jedoch brachte sie ein Felsen oder ein niedergestürzter Ast dazu, mit einem Ruck wieder die Lider zu heben. Zane, so hatte sie bemerkt, geriet niemals ins Straucheln, nicht im Schlamm und nicht im Wasser. Ob in der Sonne oder im Schatten des Waldes - er passte sich lediglich ihrem Schritt an. Wenn sie langsamer wurde, tat er es ihr gleich. Wenn sie stolperte, stützte er ihren Arm. Er sprang über Bäche, die aus der Schneeschmelze gespeist wurden, anmutig und rasch wie ein Panther, und kaum war er auf der anderen Seite, drehte er sich um und streckte ihr seine Hand entgegen, während er sie mit seinen durchdringend gelben Augen beobachtete.
    Gewöhnlich griff sie nach seiner Hand. Seine Finger waren das Einzige, was an diesem Tag wirklich Wärme spendete.
    Die Stille umfing sie wie eine Glocke; außer knappen, warnenden Worten oder mitgeteilten Beobachtungen sprachen sie nicht miteinander. Sie hatte ihm bereits im Tunnel alles gesagt, was er wissen musste.
    Sie hatte das Drachenmädchen, das sie beim Aufwachen gesehen hatte, beschrieben, wie es mit dem Messer in der
Hand über ihnen gestanden hatte. Sie hatte Zane erklärt, wie sie nicht daran gedacht hatte, sie verfolgen zu wollen, sondern es einfach getan hatte und wie sie wie eine Kugel aus einer Muskete in die Luft geschossen war.
    Dies hatte ihr ein aufrichtiges Lächeln von ihm eingebracht. Sie hatte stehen bleiben und so tun müssen, als würde sie sich an ihrem Mantel zu schaffen machen, nur damit er nicht bemerkte, was dieses Lächeln bei

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