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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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ihm.
    Als er seine Augen wieder öffnen konnte, schien die Welt erstaunlicherweise unverändert. Schatten tanzten noch immer an der Decke und den Mauern; Lia lag reglos unter ihm, üppig und weich und voll süßer Hitze.
    Er zog sich aus ihr zurück. Ihrer beider Kleidung war halb zerrissen, und während sie sich auf die Seite rollten, strich er ihr wieder den Rock über die Beine, um sie dann erneut an sich zu pressen.
    »Lia-Herz«, flüsterte er in dieser scheinbar endlosen Nacht. Seine Lippen suchten ihr Haar, das wie goldener Flachs auf seiner Haut lag. Er fühlte sich von Grund auf verändert und war ein dankbarer Geist, der geläutert worden war. Alles war neu, alles war richtig.
    »Ich will dich heiraten«, hauchte er, und in diesem Augenblick glaubte er daran.

    Sie rieb ihr Gesicht an seiner Schulter; ihre Stimme war ein schläfriges Murmeln über dem Feuer.
    »Sei kein Idiot«, sagte sie.
    Er spürte, wie sie wieder zurück ins Dunkel sank. Als sich das Gift aus seinen Adern löste, folgte er ihr beinahe sofort.
     
    Sie schlief. Sie wusste, dass sie schlief, denn ihr war warm, und die Sonnenstrahlen legten sich wie geschmolzener Honig auf ihre Haut. Die Hügel von Darkfrith waren grün und dicht bewachsen mit den Wildblumen des Augusts. Sie unterhielt sich mit entspannter, fröhlicher Stimme mit ihrer Mutter und Joan, und alle drei saßen sie auf einer Decke am Wasserfall. Sie beobachteten, wie ihre Männer den Kindern das Angeln beibrachten. Die Ruten stachen wie Wildschweinborsten aus den Reihen der Kleinen heraus. Die Älteren - Audreys Jungen - hatten sich schon zuvor versucht und ihre Ruten weit hinein in den tiefblauen Teich geworfen, sodass kleine Wellen ans Ufer rollten. Aber für die meisten war es das erste Mal, und es herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Lias Vater machte vor, wie man die Angel mit einem raschen Wurf auslegte, und die kleineren Kinder versuchten, es ihm nachzutun. Die Schnüre verfingen sich, und man beschuldigte sich gegenseitig. Jemand hatte seine Rute zu kräftig nach vorn geschleudert, sodass sie im Wasser landete.
    Mitten in diesem Chaos sah sie, wie Zane seinen blonden Schopf schüttelte. Er watete bis zu den Oberschenkeln in den Teich hinein und bückte sich, um die Rute wieder herauszufischen.
    Als Amalia den Blick senkte, bemerkte sie, dass sie eine Gänseblümchenkette in den Händen hielt. Jetzt erinnerte sie sich: Sie hatte sie für ihre Tochter geknüpft.

    Sie öffnete die Augen. Die Dämmerung war sowohl prickelnd kalt als auch wunderbar tröstlich hereingebrochen. Sie war in einer festen Umarmung gefangen, in der sie einen Herzschlag spüren und einen Atem hören konnte. Ihr Gesicht war eiskalt. Schläfrig blickte sie zur niedrigen, behauenen Decke des Tunnels empor und dann auf den Schatten, der sich auf Zanes Brust abzeichnete.
    Ein Mädchen stand über sie gebeugt, das Licht im Rücken.
    Sie hatte dunkle Haare, war schlank wie eine Nymphe, und sie begegnete Lias Blick mit gespenstisch hellen Augen. Sie trug keinerlei Kleidung. Lias Messer lag flach auf ihren ausgestreckten Handflächen.
    Amalia fuhr auf. Das Mädchen taumelte einen Schritt zurück und wurde zu Rauch. Das Messer, das sie gehalten hatte, landete mit einem Klappern auf dem Steinboden.
    Gerade als Zane nach ihr greifen wollte, hatte Lia die Wandlung vollzogen und jagte der Kreatur aus der Höhle hinaus hinterher, hinauf in den makellos blauen Himmel.

15
    Sie bewegte sich, weil sie es sich wünschte. Sie hatte keinen Körper und keine Augen, aber sie sah, wie der Wald unter ihr grün und weiß verschwamm, und sie folgte der Rauchwolke, die aufstieg und sich ausbreitete, dünner als die dicken Wolken über ihnen, eine graue Spirale, die sich gegen den Wind stemmte.
    Lia verfolgte das Drákon -Mädchen. Sie kam nun näher,
während sie höherstiegen und auf die rasiermesserscharfen Bergspitzen zuschossen. Die Bäume wurden lichter und bildeten eine niedrige, zitternde Linie. Metallisches Licht blitzte blendend unter ihr auf: Seen, so funkelnd wie Münzen, Flüsse, die sie speisten, der frische Schnee, der die Sonne widerspiegelte, und kräftige, lange Schatten aus Purpur und Blau.
    Das Kind umrundete einen mächtigen Felsvorsprung und verschmolz einen Augenblick lang mit den filigranen seidigen Wolken, die sich um den Gipfel gesammelt hatten. Und ganz plötzlich, einfach so, verlor Lia das Mädchen aus den Augen. Es gab keine Spur von Rauch in diesem Dunst, nur ein schwaches, kaum spürbares

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