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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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treffen.«
    »Männer?«, wiederholte er und drehte erstaunt den Kopf, um sie anblicken zu können. »Was redest du da?«
    Mit vor Frost rosigen Wangen erwiderte sie seinen Blick. »Ich habe niemanden getötet - jedenfalls nicht diese beiden Männer. Sie waren Drákon und Engländer. Wenn sie es darauf angelegt hätten, hätten sie mich in einem Kampf vielleicht getötet. Sie wären zweifellos größer und stärker gewesen als ich. Aber sie starben in ihrer menschlichen Gestalt, was bedeutet, dass sie überrascht wurden. Auf ihren Körpern gibt es keine Krallenspuren, nur diese eine Wunde in der Brust.«
    »Du hast die neue Leiche gesehen?«
    »Das habe ich.« Sie presste die Lippen fest zusammen, seufzte und blickte weg. »Heute Nachmittag, als Allererste. Ich bin dorthin geflogen, sobald ich davon hörte.«
    »Oh.«
    Auch Sandu schaute in eine andere Richtung, wobei ihm Tränen in die Augen traten. Seine Füße waren bis zu den Knöcheln taub. Er kreuzte die Arme und krampfte die Finger in die Armbeuge, um sein Zittern unter Kontrolle zu bekommen, aber Maricara stand nur reglos da wie ein Fels, eine Statue. Ihr Haar wand sich wieder um ihn, ein Mantel aus dunklem Wind.

    »Ich nehme nicht an, dass sie mir glauben werden«, sagte er leise und blinzelte, um die Tränen zu vertreiben, die seinen Blick verschleierten. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Dann werden sie sterben«, antwortete sie. »Du wirst den Beweis bald genug bekommen. Ich gehe. Wenn das Töten anhält, dann weißt du, dass ich es nicht gewesen bin.«
    Tief in seinem Herzen hatte sich Sandu für diesen Augenblick gerüstet. Vielleicht hatte er sich nur deshalb auf die Suche nach ihr gemacht, um es ihr zu sagen. Aber er empfand Erleichterung angesichts der Tatsache, dass sie es an seiner Stelle laut ausgesprochen hatte. Er fühlte sich augenblicklich erleichtert, schuldig und dankbar zugleich in einem Ansturm warmer Verwirrung. Der Schnee, die zerklüfteten Gipfel, das gnadenlose Blau und Weiß seiner Welt, all das kristallisierte sich zu einem neuen, reinigenden Empfinden. Sie war im Begriff zu gehen, und alles würde wieder richtig sein …
    Nachdem sich die Wolke seines Atems in der Luft aufgelöst hatte, sprach er zu dem Eis auf dem Boden.
    »Wohin willst du gehen?«
    Sie langte nach oben, um sich das Haar hinter ein Ohr zu streichen. Die mädchenhafte Geste ließ sie jünger und gewöhnlicher aussehen, als es ihrer wahren Natur entsprach.
    »Nach Westen, glaube ich«, antwortete Maricara. »Ich muss eine Nachricht überbringen.«
    »Mari…«
    »Du wirst es schaffen. Behalte den Kopf oben. Halte die Augen offen. Du bist jetzt der Prinz, und das Volk wird wünschen, dass du unbarmherzig bist. Vergiss das niemals.«
    Wie konnte er das? Wegen ihr umschlossen die vergoldeten Käfigdrähte des Alpha jede Sekunde seines Lebens.

3
    Es bedeutet keine geringe Willensanstrengung, uns vor den Anderen zu verbergen. Versuchungen locken uns überall - der Geruch des köstlichen Himmels auf unseren Zungen; das wilde, brennende Strecken unserer Flügelknochen, wenn wir einen Aufwind umarmen. Die Freude, uns durch Wolken zu wälzen oder zu einer zu werden; sich in dünnen, rauchigen Fäden in verschlossene Gasthäuser zu stehlen, um das zu tun, was uns gefällt.
    Essen schmeckt besser, wenn man ein Drache ist. Farben, die euch dunkel und trübe erscheinen, sind für unsere Augen so leuchtend wie ein Sonnenaufgang. Düfte können uns überwältigen; aus meilenweiter Entfernung vermögen wir Mäuse oder Apfelblüten zu riechen oder diese kleine Träne der Furcht, die in eurem Auge funkelt, wenn ihr zu uns aufschaut, die wir das Firmament durchspießen.
    Kälte, Hitze, Wasser, Wind: Alles gleitet von unseren Schuppen ab.
    Wir sind viel schöner als ihr und unendlich klüger. Wir können so hoch über euren gewöhnlichen kleinen Städten dahingleiten, dass ihr euch einredet, wir seien nur eine Ausgeburt eurer wildesten Phantasien. Zu viel Bier. Zu wenig Schlaf.
    Wenn also eine Drákon mit solch außergewöhnlicher Gabe zum Reisen gezwungen ist, wird sie dann den gewöhnlichen menschlichen Weg wählen mit Pferden, stinkenden Kutschen und Schiffen, die im Schneckentempo über das offene Meer kriechen? Oder wird sie nur die Flügel ausbreiten und losfliegen?
    Ihr wisst, was ihr tun würdet, sofern ihr es denn könntet.

4
    Jahre später, als sich sein Leben wieder in durchdachte Klarheit aufgelöst hatte, würde Kimber sich an die Nacht erinnern, die

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