Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
Kirchenmauern.
Und sie kannte Zane, den Dieb, den Mann der Drákon - Lady Amalia.
Zugegebenermaßen nicht besonders gut. Während ihrer gemeinsamen Zeit war Amalia beinahe ständig ebenfalls dabei gewesen, und das Paar hatte reichlich geheime Blicke und Sätze in einer Sprache gewechselt, die Maricara nicht gelernt hatte. Aber sie hatte Amalia sehr gemocht und war geneigt, auch Zane gern zu haben, der - für einen Anderen - gut aussah und über Scharfsinn verfügte. Und er hatte Augen von goldener Bernsteinfarbe.
Es war möglich, dass Zane Maricara während der Monate
seines Aufenthalts in ihrer Burg ein klein wenig betört hatte.
Aber er war verliebt, genau wie Amalia, und die elfjährige Maricara hatte mit eigenen Augen gesehen, was ihre Liebe für die beiden bedeutete: Blut und Opfer und eine große Menge edlen, wortlosen Leidens. All das hatte sie ein wenig gelangweilt.
Dennoch erinnerte sie sich an den Mann Zane wegen mehr als seinem Aussehen oder seiner Zuneigung zu einer ihrer Art. Sie behielt ihn vor allem wegen der letzten Worte im Gedächtnis, die er zu ihr sprach, kurz bevor er in seine Kutsche kletterte und aus ihrem Leben verschwand.
Er hatte sich umgedreht, um die kleine im Burghof versammelte Menge zu mustern, die darauf wartete, dass er und Amalia aufbrachen, dann war er langsam zurück zu Maricara gehinkt, die sich ein wenig von den anderen zurückgezogen hatte. Die Pferde fürchteten sich, wenn sie näher herantrat.
Er hatte ihre Hand ergriffen und sich vor ihr verbeugt, obwohl er ihr bereits sein Adieu entboten hatte.
»Sie werden kommen, um dich zu holen«, murmelte er sehr leise in Französisch.
Verwirrt hatte Maricara den Kopf in Richtung Schulter geneigt. In der Burg hatte es seit Imres Tod bereits einige Unzufriedenheit gegeben, aber selbst dieser Mensch verstand gewiss, dass sie damit fertig werden würde.
»Die Leibeigenen?«, fragte sie.
»Nein, Prinzessin.« Zane hob den Blick und bedachte sie mit diesem klugen, schiefen Lächeln, das vielleicht, nur vielleicht, ihr Herz dazu brachte, ein wenig schneller zu schlagen. »Die Drákon. Die englischen. Sie wissen jetzt von dir, und du wirst ihnen weitaus teurer sein als ein schlichter Diamant.
Sie werden kommen.« Er ließ ihre Hand los, nachdem er ihre Finger ein letztes Mal gedrückt hatte. »Hier ein kleiner ungebetener Rat, mein Liebes: Sie werden dir den Hof machen und dir schmeicheln und dir jedes süße Versprechen geben, von dem sie glauben, dass du es hören willst. Aber du wärst eine Närrin, wenn du ihnen traust.«
Und er war zu seiner Kutsche zurückgegangen und verschwunden.
Als sie dann endlich den Weg zu den Grenzen von Darkfrith gefunden hatte - einem Land so üppig und kühl, wie die Lady Amalia es einst träumerisch beschrieben hatte - war Maricara bereits auf der Hut und flog tief, während all ihre Sinne prickelten. Aber dennoch überraschte sie die schiere Anzahl der Drákon, die die Lüfte dieses dunklen, englischen Ortes patrouillierten.
Aus meilenweiter Entfernung hatte sie ihre Anwesenheit gespürt, zunächst nur einen, dann drei weitere, und dann plötzlich - als der halbe Mond über ihrem Rücken schien und sie den frischen, warmen Geruch eines Flusses tief unten wahrnahm - über zwei Dutzend. Und es handelte sich um eine Patrouille, das konnte sie erkennen. Sie folgten einem festen Muster, von dem sie nicht abwichen. Einige waren Rauch, andere wiederum Drachen.
Maricara war sofort abgebogen, ein paar Meilen zurückgeschwenkt, um ihre Spur zu verwischen, wobei sie den Schutz von Bergen und Bäumen nutzte. Es schien zu funktionieren, denn niemand folgte ihr. Vielleicht war sie entkommen, bevor einer der Drákon sie spürte.
Sie landete neben einem schattigen, aufragenden Granitfelsen, der unter Flechten zerbröckelte, und blieb eine ganze Weile dort, überlegte und beobachtete den Himmel und die Umgebung.
Die Wandlung in Rauch konnte sie nicht vollziehen, um an ihnen vorbeizuschlüpfen, da sie ihren Koffer bei sich trug. Er enthielt all ihre Kleider und Brot und Käse sowie einige ihrer liebsten Edelsteine. Sie wollte verflucht sein, wenn sie all das hier zurückließ, nur um eine Truppe von Wächtern zu meiden. Außerdem vermutete sie, dass sie immer noch viel zu weit laufen musste, um Darkfrith zu erreichen. Um sich herum sah sie nur Wälder oder Felder; so etwas wie ein Dorf hatte sie seit einer Stunde nicht mehr erblickt.
Und wenn sie am Himmel patrouillierten, dann bewachten sie den Boden
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