Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
die Köchin füttert sie vor dem Schlafengehen immer mit zu viel Pudding.«
    »Ja«, stimmte Audrey zu. »Auch für mich ist es Zeit zu gehen. Ich habe den Jungen versprochen, eine Partie Backgammon mit ihnen zu spielen. Rhys?«
    »Nein danke. Ich wohne hier, wenn du dich daran erinnern möchtest.«
    »Ich meinte, mein Lieber, ob du uns hinausbegleiten willst?«
    »Nein. Dafür sind die Diener da.«
    »Was bist du nur für ein sturer Bock.«
    »Ja, aber wenigstens im Trockenen.«
    Beide Schwestern näherten sich Kimber, also drehte er sich um und nahm die kurzen Küsse entgegen, die sie ihm mit ihren rot geschminkten Mündern auf die Wange drückten. Sie hatten Häuser, in die sie zurückkehren mussten, Familien und Ehemänner. Sie führten ihr feines, ordentliches Leben.
    »Beim nächsten Mal«, sagte er plötzlich, als sie den Raum in Richtung Tür durchquerten, »also kommenden Mittwoch - lasst uns den Tee draußen zu uns nehmen, im Pavillon.«
    Alle schauten erstaunt drein, selbst Rhys, aber es war Joan, die binnen eines Augenblicks Tränen durch ein Lächeln ersetzen konnte. Sie stieß ein perlendes Lachen aus. »Warum,
Kimber - es ist April! Es hat beinahe jeden Tag geregnet. Was für ein verrückter Vorschlag!«
    Wortlos schaute er zu ihnen hinüber, senkte die Lider und schenkte ihnen ein halbes Lächeln, um sie wissen zu lassen, dass er gescherzt hatte. Hinter den Schwestern stieß Rhys ein leises Schnauben aus.
    Dann zogen sich Audrey und Joan mit ihren gestreiften Röcken, Fächern und Kaschmirschals gemessenen Schrittes in den Schatten zurück, wagten sich in die Haupthalle und schließlich hinaus in das graue Licht des Sturms.
    Die Diener würden sie nur bis zum Ende der Einfahrt begleiten. Danach würden die Schwestern den Weg zu ihren Häusern allein finden. Eigentlich brauchten sie keine Eskorte. Der Gedanke, jemand - irgendjemand - könne auf den Gedanken kommen, ihnen Schaden zufügen zu wollen, war so weit hergeholt, dass er geradezu lächerlich wirkte.
    Er hatte sie beim Fliegen beobachtet, alle beide. Er hatte ihre Klauen und ihre tödliche Schlauheit gesehen. Jede für sich war bemerkenswert genug, die einzigen beiden Frauen in der Grafschaft, welche die Wandlung vollziehen konnten. Als Paar fand er sie großartig.
    Rhys wartete, bis sie gegangen waren; er und sein Bruder hörten, wie sich die massiven Holztüren des Herrenhauses mit ihrem ganz besonderen, gut geölten Klicken schlossen.
    »Sie werden immer schlimmer«, sagte sein Bruder.
    »Ja, ich weiß.«
    »Bald werden sie Sitze im Rat fordern.«
    » Das «, meinte Kimber, »wäre sehenswert.«
    Sie wechselten einen Blick. Dem Rat standen Männer vor - Kimbers Meinung nach eine Mehrheit von uralten, mürrischen Männern -, und das war immer so gewesen. Man erlaubte Frauen nicht einmal, Ratssitzungen beizuwohnen, etwas, das
Kimbers Mutter besonders verbittert hatte. Aber wie alle anderen Aspekte des Lebens hier war diese Regel eisern.
    Er fragte sich, ob irgendjemand sein Wissen teilte, dass Rue dazu übergegangen war, während der Ratssitzungen zu stricken. Sie hatte ihren Stuhl nahe dem Kamin des Blauen Salons aufgestellt, der eine Wand mit dem privaten Gemach des Rates teilte. Kimber hatte während seiner Zeit in Eton mehr als einen schief gestrickten Schal in den Paketen von daheim empfangen, dazu Briefe seiner Mutter voller milder Ironie.
    Sie hätten sie teilnehmen lassen sollen , dachte er plötzlich. Vielleicht wäre sie dann geblieben.
    Der Regen draußen wurde stärker. Er spritzte auf das Glas und rann in silbernen Tränen daran herunter, wodurch der Nebel und die Bäume und das Gras zu Flecken in gedämpften Farben verschwammen. Das Licht der Kerzen warf einen warmen, weichen Kreis in ihre kleine Ecke des Zimmers.
    Rhys ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen. Er zählte zwei Jahre und eine ganze Lebensspanne weniger als der einunddreißigjährige Kimber und wirkte auf eine Art poetisch, wie das nur ein zweiter Sohn konnte. Von einem seiner Ohren baumelte ein einzelner, makelloser Smaragd, und unter weißem Leinen und einer Weste aus italienischer Seide schlug das Herz eines Piraten.
    »Sag ihnen, dass ich gehe«, sagte er. »Du kannst das tun. Teile es dem Rat mit.«
    »Nein.«
    »Kim!«
    »Ich werde mich nicht wieder mit dir darüber unterhalten.«
    »Eigentlich tust du es aber gerade. Schau, ich spreche Französisch, Italienisch und Deutsch. Ich kann fechten, und wie du weißt, bin ich ein verteufelt guter Schütze. Ich

Weitere Kostenlose Bücher