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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Krallen aus hellem, hartem Gold.
    Sein Stamm kreiste hier, um hin und her zu jagen und dann wieder abzutauchen. Sich windend und so glänzend wie polierter Stahl, schwenkten die anderen Drachen instinktiv ab und ließen ihn dorthin brausen, wohin es ihn gelüstete.
    Der Mond glich einer Elfenbeinperle, umgeben von Sternen und unendlich verlockend. Das Land unter den Wolken war nachgiebig und lebendig und das seine. Seine Leute, seine Heimat. Jeder Aspekt, jedes Atom der Luft, jedes Herz, das schlug. Er konnte sich nicht vorstellen, je den Wunsch zu
verspüren, all das zu verlassen. Er konnte sich keinen perfekteren Ort vorstellen.
    Kimber fletschte die Zähne und pumpte mit den Flügeln, um höher aufzusteigen, bis die Erinnerung an den Tag weggefegt wurde und nichts mehr von ihm übrig blieb als der rohe, animalische Schmerz, heftig zu atmen und die Muskeln anzuspannen.
     
    Den zweiten Leichnam fand man in einer Mine. Einer Mine, welche die Prinzessin - und jeder andere Drache in den Bergen - sehr gut kannte. Er war nicht sehr weit hineingezogen worden, aber der Winter war lang und viel kälter als üblich gewesen. Von November bis in den Februar hinein hatte es beinahe jede Woche geschneit, und die Winde hatten große Haufen von Blättern und Staub in jeden Winkel der Welt geweht. Im Mai begann der Schnee, seinen Griff zu lockern und Regen Platz zu machen, und ein Bauernjunge, ein Schafhirte, war zufällig in den Tunneleingang vorgedrungen, um Schutz vor einem niedergehenden Wolkenbruch zu finden.
    Einst hatte es sich um eine große, florierende Mine gehandelt, so wie alle Minen, welche die Karpaten durchbohrten. Einstmals hatte sie Wagenladungen voller Kupfer enthalten, und Drachenmänner wie auch Menschen hatten zusammengearbeitet, um ihre Reichtümer zu ernten. Aber seither waren Jahrhunderte vergangen. An diesem Tag bot sie dem durchnässten Schafhirten nur eine neue Entdeckung, nämlich die Überreste eines Mannes mit einem Loch in der Brust und hellem, zu Eiszapfen gefrorenem Haar, das langsam unter einer Decke aus Schnee auftaute.
    Und er trug einen Ring aus Gold. Einen Siegelring.
    Die Neuigkeit erreichte die Burg am Nachmittag. Bis vier Uhr hatte Sandu Maricara aufgespürt, und zwar nicht etwa
bei der Höhle - es überraschte ihn keineswegs, dass sie sich nicht dorthin begeben hatte -, sondern auf den hohen, nackten Gipfeln der entlegensten Berge, höher als die Anderen je steigen würden. Höher als die Baumgrenze, höher als jedes Dörfchen oder Kloster, höher selbst als Zaharen Yce.
    Sie stand allein mit in den Schnee gestemmten Füßen und über der Brust gekreuzten Armen da und starrte auf die wolkigen Türme aus Stein und Eis, die sich so weit erstreckten, wie er blicken konnte. Er wusste, dass sie ihn spürte, obwohl sie sich nicht regte. Nur ihr Blick schoss zu ihm herüber, bis ihre blassen, durchdringenden Augen den sich krümmenden Rauch fanden, der hinunter an ihre Seite floss.
    Maricara bewegte sich auch nicht, als er wieder Gestalt annahm. Er verwandelte sich in einen Menschen, stand mit dem Rücken zu ihr. Keiner von beiden drehte sich um.
    Hier oben blies ein verdammt starker, kalter Wind. Sie tat immer solch fremdartige Dinge, ging weg, um nackt im Schnee auf der Spitze eines Berges zu stehen. Manchmal fragte er sich, ob sie das wohl tat, um ihn auf die Probe zu stellen und zu sehen, wie sehr er sich tatsächlich anstrengen würde, ihr zu folgen.
    »Die Lage ist schlecht«, sagte Alexandru.
    »Ja. Das kann ich mir vorstellen.«
    »Nein, Maricara, ich meine richtig schlecht. Die schlimmste, die ich je erlebt habe. Die Anderen haben Angst, und sie sind wütend. Sie beklagen sich nicht länger wegen ihrer Schafe und Schweine. Inzwischen verstecken sie ihre Kinder. Großer Gott, Maricara. Selbst die Leibeigenen haben Gerüchte über das gehört, was in Frankreich geschieht.«
    Im Wind peitschte ihr Haar gegen seinen Rücken - so tiefbraun, dass es fast schwarz schimmerte. Lose Schneeflocken bohrten sich in seine Haut.

    »Ich weiß nicht, was zu tun ist«, bekannte Sandu und merkte selbst, wie ärgerlich seine Stimme klang. »Sag es mir, Prinzessin. Was soll ich tun?«
    Sie schwieg für lange Zeit, und als er gerade zu der Überzeugung gelangt war, sie würde überhaupt nicht antworten, ergriff sie das Wort:
    »Du musst zu ihnen zurückgehen und ihnen die Wahrheit sagen. Erzähle ihnen, dass Männer beschlossen haben, uns wieder zu jagen. Sie sollen jede nur mögliche Vorkehrung

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