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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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vorwärtszustürmen.
    Bei Rauch handelte es sich um eines ihrer raffinierteren Täuschungsmanöver. Rauch war die Gabe, die am besten dazu geeignet war, das menschliche Auge zu narren, und sie erlaubte es ihnen, als Nebel an Stellen vorzudringen, an die kein Mensch und auch kein Drache gepasst hätte, nämlich durch Mäuselöcher oder die Leisten eines Fensterladens. Zu viele Andere in den alten Zeiten hatten geglaubt, der Rauch um Drachen herum bedeute Feuer, wobei er in Wirklichkeit doch von Auflösung kündete: Heimlichkeit, Nachstellung, Tod. Zumindest für ihre Feinde.

    Sie schwebten jetzt über eine schöne, abgelegene Landschaft, die so perfekt wirkte wie mit einem breiten Pinsel gemalt. Wälder, Höhenzüge, Straßen und Hecken. Ziegel und Schiefer von an Flüssen liegenden Dörfern. Kirchen. Mühlen. Eine Gruppe von Männern in roten Röcken, die Fasane jagten.
    Das Bellen ihrer Hunde, als Maricara und ihre Begleiter über ihre Köpfe flogen.
    Der Graf blieb dicht hinter ihr, manchmal so dicht, dass sich ihre Ränder berührten. Sie hatte so etwas noch nie mit jemand anderem erlebt. Die Männer der Zaharen mieden sie immer, wenn sie flog. Selbst ihr Bruder hielt sich von ihr fern.
    Aber Kimber … Kimber war eine Schicht aus flüsterdünnem Grau, ein Echo ihrer selbst. Er neigte sich, wenn sie sich neigte, er stieg auf, wenn sie aufstieg. Die anderen Drákon folgten ihnen weiter hinten, aber er blieb genau da, wo sie sich befand, und glich sich ihrer Konsistenz an, selbst wenn sich ein Strom erhitzter Luft zwischen sie wand.
    Sie drehten sich mit der Luft. Maricara rollte herum, machte sich flacher und stellte fest, dass er dasselbe getan hatte. In diesem Augenblick berührte er sie zum ersten Mal, und es fühlte sich an wie die allerschönste, unwirkliche Seide, die an ihren Sinnen entlangstrich. Wie der lebendige Wind oder die sich rasch bewegende Freude von Metall oder Stein. Sie wurde davon überwältigt - nur für einen kurzen Moment - und verlor den richtigen Weg. Er berührte sie wieder, dieses Mal langsamer, bedachter, und das erschütterte sie so sehr, dass sie zurückschreckte und ihre Geschwindigkeit vergrößerte, so dass die Baumwipfel und Wiesen unter ihr zu einem undeutlichen Muster aus Sonnenlicht und Schatten verschwammen.
    Er hielt mit ihr Schritt.

    Inzwischen waren sie fast am Ziel angelangt. Der Bauernhof stand abseits irgendwelcher Dörfer oder Weiler. Er bestand aus einem mit Stroh gedeckten Haus und zwei Scheunen, einem Pferch voller großäugiger Schafe und etlichen Feldern mit gelbgrünem Weizen.
    Auch daran führte sie sie vorbei und zu einer schlammigen Lichtung neben einer Windmühle, deren knarrende Flügel sich langsam in der heißen Brise drehten. Wasser aus der Mühle tröpfelte stetig aus einem Riss in dem Vorratsbecken aus Zinn. Es war die perfekte Stelle für eine Schar von Gänsen gewesen, darin herumzuwaten.
    Sie war hier mitten in der Nacht aufgewacht, an diesem fremden Ort zu sich gekommen, eine nackte, zitternde Frau, der Schlamm zwischen den Zehen hervorquoll, während sie aufrecht und verwirrt an dem Becken stand. Der Geruch von Gänseblut vermischte sich mit dem des torfigen Drecks, des dunkelfarbigen Schlicks, der zu ihren Füßen das Mondlicht widerspiegelte. Überall um sie herum glänzten engelhaft weiße Federn, und ein paar sanken noch immer in langsamen Spiralen nach unten.
    Und sie konnte hören - sie hätte schwören können, die letzten, erstickten Schreie der letzten Gans zu vernehmen, als sie sich vorbeugte und das erbrach, was sie gerade im Schlaf getötet und hinuntergeschlungen hatte. Ihre Hände, Knie und Haare tauchten in den Dreck, Tränen rannen ihr heiß über die Wangen und tropften von ihrem Kinn herunter …
    Eine Ecke der Lichtung war immer noch von Federn bedeckt. Maricara schwebte hinüber, nicht zu dicht heran, und wartete darauf, dass die anderen ihr folgten. Sie ließ ihnen ein paar Minuten, all das in sich aufzunehmen. Ihr Geruch hing immer noch über der Stelle, außerdem der der toten Gänse, des rostigen Beckens. Der Graf verließ sie, und sie beobachtete, wie er näher zu dem Schlamm trieb - inzwischen
ohne jeden Zweifel von nicht natürlicher Abstammung, denn keine Wolke würde sich so bewegen -, aber wenigstens hielten sich keine Anderen in der Nähe auf. Dessen war sich Maricara sicher.
    Er glitzerte im Sonnenlicht. Er verschob sich, wurde dichter, dann wieder dünner, stieg wieder zu ihr herauf, eine Flagge aus Nebel, die sich

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