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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Chemise-Kleid. Keine Reifröcke. Sehr befreiend. Es ist die neuste Mode in Paris.«
    »Mir gefällt es«, stellte Rhys fest.
    »Halt den Mund«, schnappte die Schwester mit den braunen Augen und kam mit einer geschmeidigen, kontrollierten Bewegung auf die Beine, so dass sie Maricara Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Beide Frauen trugen Absätze, beide ragten hoch auf und hatten die Schultern zurückgenommen. Durch puren Zufall waren sie von gleicher Größe. »Bitte, Prinzessin«, sagte die Schwester tonlos. »Möchten Sie nicht vorgehen?«
    »Ja«, antwortete Maricara. »Das werde ich.«

9
    Alle in die Welt geborenen Wesen sind mit einem schicksalhaften Mangel geboren. Das flinke Kaninchen mit dem zuckenden weißen Schwanz. Der schlaue Fuchs mit seinem auffälligen roten Fell. Winzige Vögel, die langsam fliegen. Muscheln, die sich nie tief genug im Sand vergraben können, weil sie sonst ersticken müssten.
    Die Drákon müssen sich mit der Wandlung herumschlagen. Wenn man uns die Sicht nimmt, bleiben wir in unserer menschlichen Gestalt gefangen. Kapuzen, Augenbinden, versengende Schüreisen in den Augen - dies alles sind Waffen, die wir aus gutem Grund fürchten. Selbst das Alter kann uns besiegen, denn wenn sich unsere Sicht umwölkt, sind unsere Tage des Unter-der-Sonne-Aufsteigens vorbei.

    Als Drachen können wir nicht sprechen. Wir können uns nur durch die Sprache unserer Körper miteinander verständigen. Im Krieg greifen wir still wie Schneegestöber in die Schlacht ein, und nur das Geräusch der Luft um uns herum kündet von unserer Wut.
    Und ihr, mit euren erhobenen Messern und Pistolen und den bereitgehaltenen Kapuzen. Ihr lernt dazu, nicht wahr?

10
    Sie führte sie zu ihren Zimmern. Sie stellte sicher, dass sie nicht als Erste ging, sondern schickte sie den luftigen, nach See riechenden Gang hinunter zu den richtigen Türen, während sie hinter ihnen blieb. Unter der Glaskuppel, die sich über der Eingangshalle wölbte, hatte sie sich umgedreht und Graf Chasen den Schlüssel übergeben.
    Die Halle war offen und recht dicht bevölkert - sie strotzte nur so von Anderen . Jedermann drängte sich um einen echten Teich in der Mitte des Raumes, in dem Seerosenblätter und ein ruheloser orangefarbener Karpfen zu sehen waren.
    »Nach Ihnen«, hatte Maricara gesagt, und der Graf hatte gelächelt - dieses leichte, beunruhigende Lächeln -, als seine Finger die Mitte ihrer Handfläche kaum merklich berührten, während er das Metall umfasste.
    Und da war es wieder, dieses schnelle, schockierende Gefühl, dieses unleugbare, sinnliche Ziehen. Es wurde stärker.
    Es bewirkte, dass sie an unschickliche Dinge dachte. Es ließ sie daran denken, wie sich sein Haar anfühlen mochte, wenn man den Zopf löste. Wie sich die Muskeln seiner Kiefer
unter dem Streicheln ihrer Finger anspannen würden. Wie ihre Lippen auf die seinen passen würden.
    Seine Lider hoben sich. Er hielt sie mit seinem eisblassen grünen Blick fest. Maricara trat einen Schritt von ihm weg.
    »Prinzessin«, dankte er ihr in Englisch und zog sich dann von ihr zurück, um sich einen Weg durch die Menge von Dandys zu bahnen, die mit ihren Taschentüchern gegen die Hitze anwedelten.
    Die luxuriöse, teure Kronensuite umfasste den gesamten dritten Stock des Hotels und war das Beste, was das Haus zu bieten hatte. Sie ließ den anderen den Vortritt, damit sie ihre Vorbereitungen würdigen konnten. Die Vorhänge waren mit jadegrünen Raffbändern zurückgehalten, die Fenster standen weit auf, und die Brise der Meeresluft bewegte die mit Troddeln versehenen Ecken des Überwurfs auf dem Bett im angrenzenden Zimmer. Sie verharrte an der Tür, während sie sich im vorderen Salon versammelten, vier aufmerksame, kultivierte Drachen, umgeben von Pongee-Seiden und Möbeln mit Platten aus Marmor. Eine hohe Cloisonné-Urne voller Flieder und Teerosen fügte der leichten Brise einen weichen, schweren Duft hinzu.
    Es wäre leicht, hier die Wandlung zu vollziehen, binnen eines Augenblicks verschwunden zu sein. Maricara wusste das sehr gut, denn das hatte sie in jeder einzelnen Nacht getan.
    Jede Nacht. Jedes Mal ging sie dann zu den altmodischen Fenstern und ließ die Hände über die kleinen Unebenheiten des Glases gleiten. Sie hatte die Augen geschlossen und das süßere Aroma des Meeres und des in der Nacht blühenden Jasmins eingeatmet, der wild in den Dünen unten wuchs. Sie überlegte, wie es jetzt in den Bergen sein mochte. Wie die Gipfel aussahen, wenn der

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