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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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jede Menge Zeit. Es ist schließlich nicht so, dass sie uns hätten folgen können. Wir sind ihnen mühelos entkommen.«
    »Was auch für ihren Köder gilt!« Ihre Wangen begannen zu glühen. »Sie haben auf einen Drákon gewartet. Wir hätten genauso gut eine Visitenkarte hinterlassen können!«
    »Sie wissen aber nicht, ob es eine Falle für einen Drákon gewesen ist«, warf Joan ein.
    »Selbstverständlich weiß ich das.«
    »In den Gazetten war von Wölfen die Rede.«
    »Die Gazetten«, bemerkte Rhys, der bei seinem dritten Glas Wein angelangt war, »werden von Gin saufenden Hammeln gemacht. Die werden wohl kaum das Wort ›Drache‹ drucken, oder?«
    Audrey mischte sich ein, bevor Joan eine scharfe Erwiderung parat hatte. »Warum hast du den Ochsen befreit, Kim?«
    Unbehaglich zuckte der Graf die Achseln. Er wünschte, seine verteufelte Zwillingsschwester hätte sich herausgehalten; vielleicht hatte sie als Einzige erraten, dass er keinen guten Grund zu nennen vermochte.

    Der Ochse hatte sich gefürchtet. Mehr war an der Sache nicht dran. Vielleicht hätte er die Wandlung nicht vollziehen sollen, aber er hatte es nun einmal getan, und danach hatte er keinen Grund gesehen, ihn nicht zu befreien.
    Das Tier hatte sich gefürchtet. Nicht durch eigene Schuld, sondern durch eine Fügung hinsichtlich Geburt und Umständen war es an seinen Tod gefesselt worden.
    »Was ist es nur gewesen?« Rhys klang amüsiert. »Milde einem einfachen Tier gegenüber?«
    Sein Bruder hatte die einzige Stelle im Raum gefunden, in die kein Licht schien. Schatten umspielten ihn aus allen Richtungen, Schicht über Schicht, und Kimber konnte von seinem Stuhl aus sein Gesicht kaum erkennen. Aber es war der Tonfall seiner Stimme, diese besondere harte Note, die Kimber auf düstere Weise warnte, so dass sich seine Haut zusammenzog.
    »Letzten Endes«, sagte der Graf, »sind wir alle Tiere.«
    Schweigen breitete sich aus. Es dauerte fast eine Minute, bis man wieder Silber gegen Porzellan klirren hörte. Als Kimber aufschaute, stellte er fest, dass Maricara ihn jetzt anstarrte, ohne zu blinzeln.
    »Da wir gerade von Tieren reden …« Rhys hob ein Glas. Die Rüschen an seinem Handgelenk fielen in geisterhaften Falten zurück. »Wie haben Sie diese Männer zuvor genannt, Prinzessin? In der Ratsversammlung? Sie hatten einen Namen für diese menschlichen Jäger.«
    Sie senkte den Blick. Der Zauber war gebrochen. » Sanf inimicus.«
    »Was bedeutet das?«
    Maricara seufzte und beäugte die Spargelspitze auf den Zinken ihrer Gab e l. »So etwas wie … ›sanfter Feind‹.« Sie beförderte die Spargelspitze auf den Teller zurück, ohne sie
zu essen. »Oder Delis inimicus , wie manche meines Stammes sie zu nennen vorziehen.«
    »Zerbrechlich?«, riet Joan.
    »Mehr wie in ›köstlich‹ oder ›süß‹.« Als plötzlich Stille am Tisch eintrat, blickte die Prinzessin auf. »Oh. Nein, ich natürlich nicht.«
    »Sie haben hier keine Wächter«, sagte Kimber und legte Messer und Gabel nieder. »Oder?«
    Sie hob eine Braue. »Wie ungemein scharfsinnig, Mylord. Sie haben lediglich die ganze Zeit gebraucht, um das Rätsel zu lösen.«
    Audrey stieß einen ungläubigen Laut aus. »Sie sind ohne Begleitung nach England gekommen?«
    »Warum auch nicht?«
    »Warum nicht? Zum einen sind Sie eine Prinzessin, zumindest hat man uns das erzählt.«
    Kimber murmelte den Namen seiner Zwillingsschwester, aber die hob zur Antwort nur die Stimme.
    »Nein, Kim, ganz ehrlich, sie kommt unangekündigt an, sie hat uns alle in Gefahr gebracht - ich will wissen, wie Sie die Überfahrt gebucht haben. Wer Ihnen als Zofe gedient hat. Wer hat Ihr Essen gekocht, sich um Ihre Unterkunft gekümmert und Ihre Kleider und Ihre Edelsteine? Ich bezweifle doch sehr, dass Sie all das allein geschafft haben. Sie sind wie alt - neunzehn? Zwanzig? Gab es nicht eine vernünftige Seele in Ihrem Gefolge, die Ihnen sagte, dass es keine gute Idee sei, die ländlichen Gegenden heimzusuchen?
    »Keine Überfahrt«, sagte die Prinzessin. »Keine Zofe, kein Gefolge. Ich bin allein hierhergeflogen.«
    Joan stellte ihr Weinglas klirrend auf den Tisch. Der darin enthaltene Riesling spritzte heraus wie flüssiger Bernstein. »Sie sind … geflogen?«

    »Ja.«
    »Brillant«, sagte Rhys aus den Schatten heraus.
    »Oder einfach nur verdammt verrückt .« Joan vergaß sich so weit, dass sie sich vorbeugte, als wolle sie sich mit dem Ellenbogen auf das Leinen stützen. Ein paar ihrer Perückenlocken wischten

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