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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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über ihren Teller. »Sie sind als Drache über ganze Länder geflogen? Und wenn man Sie gesehen hätte? Wenn man Sie erschossen hätte? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Volk Ihnen erlaubt hat, das Land ohne Eskorte zu verlassen.«
    »Nun, das ist der Unterschied zwischen uns, nicht wahr? Ihr Engländer habt Regeln, die euch einschränken. Mein einziges Gesetz ist das, frei zu sein.«
    » Bravo «, sagte Rhys.
    »Frei, um Vieh zu töten«, erwiderte Audrey und schnippte mit den Fingern. »Frei, um unglückliche Gänse zu verschlingen.«
    »Hört damit auf«, zischte Kimber, und seine Familie kam der Aufforderung nach.
    Maricara legte ihre Serviette auf den Tisch. Kimber spannte die Muskeln an, bereit, aus dem Stuhl aufzuspringen. Aber sie erhob sich nicht, und sie vollzog auch nicht die Wandlung. Sie schöpfte nur tief Luft, so dass sich das Mieder ihres Kleides aus glänzendem Satin spannte.
    »Maricara«, sagte er leise. »Wir hatten alle einen anstrengenden Tag.«
    »Nein«, sagte sie zu ihm, dann zu den anderen. »Nein, Sie hat ganz recht. Ich habe das nicht gut gemacht.« Sie bot ihnen ein Achselzucken an, dann ein schwaches, gequältes Lächeln, ohne jedoch den Blick zu heben. »Ich mag Gans nicht einmal.«
    Die Schwingtür krachte auf, und die Magd trat wieder
ein. Sie trug eine Terrine, aus der es nach Lamm in Currysauce roch. Als sei dies ein Zeichen gewesen, widmete sich jeder wieder seinem Essen, selbst Maricara, obwohl Kimber sah, wie sie einen heimlichen Blick in die Nacht hinter den Fenstern warf.
    Die Magd bediente sie schweigend, und der Klang der Kelle, die gegen die Teller stieß, klang schmerzhaft laut in Kimbers Ohren. Nachdem das Mädchen geknickst und sich zurückgezogen hatte, brach Maricara sehr, sehr ruhig die Stille.
    »Wegen des Tötens, wegen der allgemeinen Aufmerksamkeit war es den Sanf möglich, meinen letzten Aufenthaltsort zu finden. Sie waren in der Lage, das Lockmittel auszulegen und die Falle aufzubauen, und ohne jeden Zweifel warten sie gerade jetzt mit einem anderen Ochsen, einer Kuh oder einem Schwein. Und wegen all dem wissen wir auch, dass sie sich in England befinden und nach unserer Art suchen.«
    Er hatte die Prinzessin beobachtet, ihren gesenkten Blick, die in Schatten liegenden Konturen ihres Gesichts. Aber ein Instinkt, den er nicht hätte benennen können, veranlasste ihn, Joan anzuschauen. Alles Blut schien ihr aus den Wangen gewichen zu seien. Er musste kein Gedankenleser sein, um zu wissen, was sie dachte. Sie hatte einen verkrüppelten Mann, der nicht fliegen konnte, außerdem zwei kleine Töchter. Und Audrey - mit drei Knaben und einem Mädchen, alle von ihnen verwegen und fröhlich - sah noch blasser aus.
    Er hatte es ihnen gesagt. Er hatte es jedem gesagt. Aber bis zu diesem Nachmittag waren es nur Worte gewesen. Bis zu dem schemenhaften Bild von Messern und Blut und den äußerst wirklichen schwarzen, entsetzten Augen des Ochsen war es nicht real gewesen.

    »Haben die Drákon, die Sie zu mir schickten, irgendetwas von Ihnen bei sich getragen?«, fragte Maricara Kimber. »Banknoten, Einführungsbriefe?«
    »Nein.« Kimber nahm einen Schluck des kalten Obstweins. »Wir wussten nicht, in welchen Umständen Sie leben mochten, wer von Ihnen wusste und wer nicht. Wir wagen es nicht einmal, öffentlich das Wort für das auszusprechen, was wir sind. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, irgendetwas niederzuschreiben. Die einzige Einführung, die Sie meiner Vermutung nach brauchten, war die Erkenntnis dessen, wer - und was - diese Männer waren.«
    »Also sind die Jäger noch nicht dort«, sagte Audrey immer noch entsetzt. »Nicht in Darkfrith.«
    Kimber wollte ihr antworten. Er holte Luft, spürte, wie seine Lippen das solide und tröstliche Wort nein formten - er konnte es in dem entschlossenen Tonfall eines absoluten Anführers aussprechen, es ohne weitere Erklärung und ohne Mühe wahr klingen lassen. Aber stattdessen hielt er inne. Wie sein Bruder und seine Schwestern schaute er Maricara an, die wieder einmal den Blick senkte. Sie nahm ihren Suppenlöffel, untersuchte dessen Wölbung und wie sie das dunkle, gelbe Licht auffing.
    »Was ist? Was ist jetzt los?«, verlangte Audrey zu wissen.
    »Es ist allgemein bekannt, dass vor Jahren … vor nicht ganz einer Dekade eine Fremde zu uns kam, eine neue Art von Drachen, die das Gleichgewicht meines Stammes störte. Alle wussten, dass sie Engländerin war, aus den nördlichen Gebieten Ihres Landes. Ihre Schwester

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