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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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uns. Sie sind doch bloß Andere . Also benutzen sie jemandem von Drachengeblüt, nicht zu mächtig, sondern nur ausreichend, um uns aufzuspüren. So haben sie es immer gehalten.«
    »Ein Opfer?«, fragte Kimber. »Oder ein Kollaborateur?«
    »Beides. Oder nur eins davon. Den Sanf inimicus ist das gleichgültig.«
    Joan hatte die Hand auf die Brust gepresst. »Aber - wer hat solches Blut? Bei niemandem aus der Grafschaft ist es so verdünnt, dass wir nicht erkennen könnten, was sie sind.«
    »Keiner von euch ist so?«
    »Nein«, sagte Kim. »Manche von uns sind stärker als andere,
aber jeder verfügt über ein unterschiedliches Maß an Gaben. Es ist - das liegt daran, wie wir uns vermehren. Unsere Blutlinien werden sorgfältig erhalten.«
    »Aha.« Die Prinzessin griff erneut nach ihrem Löffel. Sie sprach mit diesem leisen, verzerrten Lächeln, das die Linien ihres Gesichts schärfer hervortreten ließ. »Aber ich versichere Ihnen, dass es dort, wo ich herkomme, reichlich Bastarde gibt.«

11
    Es würde regnen. Das konnte sie in den Knochen spüren, vor allem im kleinen Finger ihrer rechten Hand. Sie hatte sie sich im Alter von zehn Jahren gebrochen, und er war geheilt, bevor der menschliche Doktor auch nur die Reise aus dem drei Tagesmärsche entfernten Dörfchen in die Burg hatte machen können. Er war selbstverständlich gerade verheilt. Der Bruch hatte kaum so etwas wie eine Verdickung hinterlassen. Aber gelegentlich schmerzte er, eine Art Phantomschmerz, der sie daran erinnerte, wie es gewesen war, zehn zu sein, eine Frischvermählte allein in einem von Echos erfüllten Palast, einem blattvergoldeten, mit Diamanten übersäten Gemach und einem Ehemann, der sie ernsthaft dafür schalt, weil sie versucht hatte, die Tür ihres Zimmers vor ihm zu verriegeln.
    Die dunklen englischen Wolken brodelten über der dunklen englischen See. Die Feuchtigkeit, welche die Luft sättigte, fühlte sich wie Schleim an, der an Haaren und Haut klebte. Maricara war ein Wesen der kühlen, trockenen Alpen. Regen war nicht ihr Element.

    »Sie sollten heute Nacht hierbleiben«, sagte sie zu dem Grafen. Er war ihr beinahe bis in das Schlafgemach gefolgt und stand schweigend und mit vor der Brust verschränkten Armen gleich vor der Tür. Wandleuchter mit Kerzen hinter geschliffenem Glas zierten die Wände, und die Flammen brannten trübe, aber stetig.
    Kimbers Standort sorgte dafür, dass er im Schatten blieb. Sie fragte sich, ob er das absichtlich so eingerichtet hatte, weil er inzwischen wusste, wie viel sie ihm von den Augen ablesen konnte.
    Sie ging zu dem Nachttisch und hielt sich an einer Ecke fest, weil sie ihre hochhackigen Schuhe ausziehen wollte. Sie konnte Rhys und die Schwestern in dem weiter entfernten Salon hören. Die drei schienen in einem schweigenden Kreis gefangen zu sein und darauf zu warten, dass die Regenwolken aufbrachen und das Wasser niedergehen würde.
    »Sie sind sehr großzügig«, sagte Kimber. Er sprach seine Muttersprache genauso, wie er Französisch gesprochen hatte, nämlich mit lässiger Eleganz, als seien die Worte eigens dazu gemacht worden, um von seinen Lippen geformt und von seiner tiefen, angenehmen Stimme ausgesprochen zu werden.
    »Die Straßen werden in jedem Fall zu schlammig sein, um heute Nacht ein Vorwärtskommen zu ermöglichen.« Maricara streifte sich den rechten Schuh ab, balancierte einen Augenblick mit ausgestrecktem Arm und zog dann den linken aus. »Das Bett ist groß und bequem. Wenn Sie es versuchen, könnten alle vier von Ihnen hineinpassen.«
    Er zog die Brauen hoch. »Das ist nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe.«
    »Nun, ich nehme an, dass ein Gentleman es zuerst seinen Schwestern anbieten würde, aber Ihre scheinen mir robust
genug zu sein.« Der Spiegel auf dem Nachttisch rahmte ihr Gesicht in Zinn ein; sie schickte sich an, die Diamanten aus ihrem Haar zu entfernen. »Offen gesagt, wenn es eine Sache zwischen mir und der Braunäugigen wäre …«
    »Audrey.«
    »Ja. Dann würde sie auf dem Boden schlafen.«
    Der Spiegel war klein. Sie konnte Kimbers Gesicht nicht erkennen, also konnte sie auch nicht sehen, ob er lächelte. Aber sie spürte ihn, fühlte ihn so deutlich wie immer, selbst durch die erstickende Feuchtigkeit.
    Er stellte sich tausend mögliche Auswirkungen dieses Augenblicks vor. Der weit über der See wütende Regensturm schärfte nur noch sein Bewusstsein; er war in dieser Hinsicht wie sie. Sie konnten nicht anders, als die Energie in der Luft in sich

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