Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
Kopf ein wenig schief und atmete tief ein. Sie glaubte, ihn in dem Leinen zu riechen. Vielleicht gelang es ihr ja sogar, den Geruch ihrer Vereinigung auf ihrer Haut einzufangen - aber das war Einbildung. Die Sonne brachte ihr das Gehirn durcheinander, und sie war tatsächlich verwirrt, zumindest schien es die beste Erklärung für dieses warme Gefühl in ihrer Brust, das dem Brennen von Scotch ähnelte. Die Schmetterlinge von vorhin versammelten sich und ballten sich zu Erwartung, Freude und Licht zusammen. Als sie sich auf Kimber konzentrierte, wurde dieses Gefühl umso stärker. Sein Gesicht, die langen braunen Wimpern, die kristallgrünen Augen; der Schwung über glatten
Muskeln, wo seine Schultern in die Arme übergingen. Die Berührung seiner Finger, langsam und sanft, oder fester, drängender. Sein Drachengrinsen. Sein Menschenlächeln.
Sie hatte ihr eigenes geheimes Lächeln, das auch nicht verschwand, als sie eine Manschette an die Nase hob und einmal mehr tief einatmete.
In einer Lücke im Wald erscheinen zwei Kinder. Ein Junge, ein Mädchen, beide etwa zehn Jahre alt. Ihre Röcke waren braun und blau und zerknittert, sein Kragen und seine Knie von Dreck verschmiert. Sie stritten wegen etwas, einem Stock, einem Ball, dem Fluss, der den Ball mitgenommen hatte … Maricara lauschte ihnen, ohne sich zu regen.
Und sie erinnerte sich an eine Zeit, als sie dieses Mädchen und Sandu derjenige gewesen war, der sie immer ausgeschimpft hatte. Diese Kinder hier hatten flachsfarbenes Haar und sprachen eine fremde Sprache, und auch der Ort war fremd. Aber sie waren die Nachkommenschaft ihrer Art. Als hätten sie es geprobt, blickten beide Kinder im gleichen Augenblick in ihre Richtung, fanden sie, eingerahmt vom Fenster und von Licht, selbst über eine solche Entfernung.
Das Mädchen hob die Hand und winkte. Nach einer Sekunde folgte der Knabe ihrem Beispiel.
Zur Antwort hob Maricara einen Arm. Sie drückte die Handfläche gegen das Glas, als die beiden, sich immer noch streitend, weitergingen.
Dann hörte sie weitere zänkische Stimmen. Sie erkannte ihren Namen, ihren Titel. Die Worte trafen sie wie ein kalter Wasserguss: Sperrt sie ein .
Sie beugte den Kopf, dann stieß sie sich vom Fenster ab und schaute rasch auf die Tür, die zum Wohnzimmer führte, von dem aus dem man den Korridor erreichte. Beide Türen standen offen.
Das Risiko ist viel zu groß .
Trotz der Größe des Hauses und des Labyrinths von Gängen fiel es ihr nicht schwer, das Stockwerk zu finden, wo sich all die Männer befanden. Sie spürte sie selbstverständlich, aber sie machten sich nicht einmal die Mühe, die Stimmen zu dämpfen.
Auf dem Marmorboden fühlten sich ihre nackten Fußsohlen sehr warm an.
Können wir ihr je trauen?
Sie ging, ohne innezuhalten, an drei Dienern vorbei. Eine Küchenmagd in der Ecke einer Galerie, die einen Schrubber in den Händen hielt, unterbrach mit gesenktem Kopf ihre Arbeit und verharrte immer noch in ihrem tiefen Kicks, als Maricara längst an ihr vorbeigelaufen war. Niemand blickte sie direkt an. Wie Mäuse in den Pfoten einer Katze erstarrten sie, und die scharfen Ausdünstungen von Furcht hüllten sie wie ein Mantel ein.
Immerhin, Kimber, wissen wir nicht, wer sie wirklich ist.
Sie befand sich in einem seltsamen, vertrauten Traum: Ein vergoldeter Spiegel hing nahe der Haupttreppe, und ihr eigenes Spiegelbild wirkte wie ein sich bewegender Schatten. Sie blickte hinüber, und dort war wieder die Prinzessin, blass und geisterhaft, kalt und glänzend. Ihr Haar floss ihr wie ein grobes schwarzes Band über den Rücken. Sie hatte Drachenaugen aus flüssigem Silber. Ihr glühendes Strahlen beherrschte ihr Gesicht.
Wo mag ihre Treue liegen?
Sie hatte nicht bemerkt, dass sie diese Gabe besaß. Niemand hatte ihr je davon erzählt, und sie hatte nichts davon gewusst. Sie verlieh ihr das Aussehen eines Tiers hinter einer Maske. Kein Wunder, dass die kleine Magd den Kopf nicht gehoben hatte.
Sie ist mein Eheweib.
Nein, Mylord, das ist sie nicht. Noch nicht .
Als Maricara die Tür des Raums erreichte, in dem sich all die Männer versammelt hatten, fand die Unterhaltung ein jähes Ende. Sie überschritt die Schwelle und stand ihnen allein gegenüber.
»Guten Tag«, sagte sie, und selbst ihre Stimme klang anders in ihrem Kopf, weicher, dunkler, mit einem Unterton von Bedrohung und Verzweiflung unter jedem Wort.
Sie entdeckte Kimber in ihrer Mitte, mit ihr halb zugewandtem Gesicht und Körper. Er hatte ohne
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