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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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wichtigsten Teil ihrer selbst.
    Aber abgesehen davon, weit über Geschwindigkeit oder Zweckmäßigkeit hinaus, hatte sie es getan, weil sie wusste, dass es verboten war. Und sie wollte seine Reaktion darauf sehen.
    Er lieferte ihr keine. Als Drache flog er nur besonders nahe an sie heran, so nahe, dass sie die fantastischen Gravierungen seiner Schuppen erkennen konnte, reiche metallische Töne von Saphirblau und dem Rubinrot der Sonne, und seine Augen schimmerten in leuchtendem, golden eingerahmten Grün.
    Er hob den Kopf und stieß den Atem aus, so dass die Illusion von Rauch entstand, blies klarere Luft durch den Nebel und bleckte die Zähne. Es sah aus, als grinse er.
    Sie lächelte zurück, dann schloss sie die Augen und navigierte mittels ihrer Sinne, mit der Welt unter und ihm über ihr. Und der Geschmack des Morgens erfüllte fröhlich ihren Mund.
     
    Dieses Mal wartete niemand auf sie. Keiner der Ratsmitglieder hatte sich an der Auffahrt aufgereiht, tatsächlich war überhaupt niemand in der Nähe. Kimber brachte Maricara auf dem Weg in das Herrenhaus, den er selbst in jüngeren - viel jüngeren - Jahren benutzt hatte, wenn er unbeobachtet hineinschlüpfen wollte, nämlich durch das Fenster seines
abgelegenen Schlafzimmers. Er hatte ausgetüftelt, einen Metallstreifen quer über den Fensterrahmen verlaufend zu befestigen, dünn genug, um von innen nicht bemerkt zu werden. Außen stand das Metall gerade weit genug vor, um zu verhindern, dass der Riegel ganz einschnappte.
    Das bedeutete, dass er sich in einen Menschen verwandeln musste, um daran zu ziehen. Auf dem Fenstersims hatte er gerade noch genug Platz, um auf den Zehenspitzen zu balancieren. Bei der Hälfte der Gelegenheiten war er nach hinten umgekippt, hatte sich im letzten Augenblick verwandelt, um zu verhindern, dass er sich auf dem harten Boden blaue Flecke holte. Und niemals hatte er das bei hellem Tageslicht probiert, wenn man ihn vom Rasen und den dahinter liegenden Gärten aus hätte sehen können.
    Seine Gemächer schauten nach Osten in Richtung der Wälder und der ersten stattlichen Straßen des Dorfes. Die heißen Sonnenstrahlen waren nichts im Vergleich zu der Hitze, die ihm ins Gesicht stieg.
    Wie unglaublich raffiniert: Der Graf Chasen, der mit nacktem Hinterteil auf einem Fensterbrett seines ehrbaren und stattlichen Hauses hockte und an einem verwitterten Zinnstreifen zerrte, der nicht nachgeben wollte. Er hätte ebenso gut durch die Vordertür gehen können.
    Der Metallstreifen brach, Kimber fiel, das Fenster öffnete sich.
    Er stieg zuerst hinein, während Maricara hinter ihm her wirbelte. In ihren Augen stand ein unübersehbares Glitzern, als sie sich in der Mitte seines Schlafgemachs verwandelte.
    »Sage kein einziges Wort«, warnte er sie und ging rasch zu ihr hin, bevor sie diesem Glitzern mit Worten Ausdruck verleihen konnte. Er packte sie bei den Schultern und küsste sie auf den Mund.

    »Ich war nur …«
    »Nein.« Er küsste sie fester.
    »… auf der Suche nach diesem …«
    Er hob die Hände, vergrub sie in ihrem Haar und fühlte das Gewicht der Strähnen kühl zwischen seinen Fingern.
    »Unvergesslich«, keuchte sie, als er innehielt, um Luft zu holen. Er drückte das Gesicht an ihren Hals. Sie hob die Arme und schlang sie um ihn; er spürte, dass sie vor Lachen bebte. »Das perfekte englische Wort. Ich glaube, dass ich das richtige verwendet habe. Unvergesslich. Ich werde niemals, niemals vergessen …«
    »Wunderbar«, murmelte er. »Willst du es nicht allen erzählen?«
    Als Maricara jetzt weitersprach, geschah das mit wohlüberlegter Sorgfalt. »Ich bezweifle sehr, dass ich der Szene gerecht werden könnte. Man muss wirklich mit eigenen Augen zugesehen haben, um sie voll und ganz zu würdigen. Hast du irgendwo ein Kleid in diesem Zimmer?«
    Das hatte er nicht. Selbst Amalias Gemächer befanden sich ein Stockwerk entfernt. Wenn der Tag nicht verstrichen wäre und niemand nach ihnen Ausschau gehalten hätte … Aber die hellen Strahlen der am wie frisch gewaschenen Himmel scheinenden Sonne fielen bereits schräg auf den Teppich...
    Er ließ sie in seinem Ankleidezimmer zurück, wo sie mit den Händen über Reihen von Hemden strich und langsam an den gesichtlosen hölzernen Köpfen vorbeischlenderte, auf denen seine Perücken saßen. Ein ganzer Schrank aus Kirschbaumholz war mit Juwelen besetzten Gegenständen vorbehalten, Röcken und Westen und Schnallen und Taschenuhren an ihren Ketten. Sein letzter Eindruck von ihr war

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