Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
sollte.
    Eine Eroberung. Sie planten, ihre Heimat nach einer Invasion zu besetzen! Sie hatten das die ganze Zeit über vorgehabt, vielleicht schon seit Jahren. Vielleicht seit dem allerersten. Und die Zaharen - stolz und von der Welt abgeschnitten und unvorsichtig -, die Zaharen würden fallen,
weil diese Drachen stärker waren als ihre eigene Art. Dank ihrer Gaben, ihrer Ränke und ihrer lächelnden, falschen Diplomatie waren sie stärker.
    Sie sollten zur Hölle fahren.
    Und Kimber... Kimber...
    Das Beben, das sie in der Kammer des Rates erfasst hatte, stahl sich wieder durch ihre Glieder, trübe und eisig, kälter als selbst der Schnee, an den sie sich erinnerte.
    In ihren dunkelsten Vorahnungen hatte sie sich etwas in der Art vorgestellt. Es erklärte ihre wiederholten Fragen nach ihrer Heimat, das Drängen, zu ihr zu kommen oder sie zu einer Reise nach England zu bewegen. Aber sie hatte auch angenommen, diese englischen Drákon glichen mehr ihrem eigenen Volk, den Nachkommen einer einst mächtigen Rasse, mit wenigen Mächtigen und einer Mehrheit dünnblütiger Leute. Bevor sie hierherkam, war Amalia die Einzige von ihnen gewesen, der Maricara je begegnet war, und die junge Frau war ohne Frage ganz großartig gewesen, aber auch nicht großartiger als Maricara selbst.
    Selbst für den Fall, dass sich ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten, hatte sie angenommen, dass die Zaharen siegen würden. Sie hatten eine Burg und mindestens hundert gute, starke Männer, welche die Wandlung vollziehen konnten und dadurch den Sieg davontragen würden.
    Aber sie hatte sich geirrt.
    Die Zuflucht von Darkfrith war erheblich größer, als sie sich das vorgestellt hatte. Es musste beinahe tausend Männer geben, die Drachengestalt annehmen konnten.
    Eintausend.
    Es würde ein Massaker werden.
    Also würde sie sie verlassen. Sie würde nachhause fliegen. Sie gehörte zu den Zaharen, durch Geburt und durch Heirat,
und dieses Mal würde sie ihr Volk nicht im Stich lassen. Sollten der Graf und sein englischer Stamm doch kommen; ihr Volk würde trotzdem kämpfen. Sollten sie doch sehen, welche Macht in den Karpaten noch übrig war.
    In einem Anflug von Entschlossenheit stemmte sie sich von der Bergesche weg. Ein weiterer Schmetterling zitterte hoch und davon, aber Maricara beachtete ihn kaum. Sie machte zwei Schritte in den dunklen, feuchten Wald hinein, ihre Kräfte schwollen in der kurzen Sekunde vor der Wandlung an …
    Dann hörte sie Musik. Steinmusik - nicht die Töne des Kurhauses. Sie konnte sich nicht vorstellen, welchen Grund Sir Rufus haben mochte, einen solchen Unsinn zu erfinden; gewiss gehörte es zu ihrem verschwörerischen Plan - aber das, was sie hörte, klang eher gebrochen und seltsam und gespenstisch vertraut. Maricara kannte dieses Lied. Sie kannte die Melodie.
    Durch die schwüle Hitze kroch Kälte über ihre Haut. Sie hielt inne, rieb sich die Arme, musterte die Baumstämme und die Wildblumen, die sich weit nach unten neigten, um die Köpfe auf dem Boden ruhen zu lassen. Eine Brise fuhr durch die Bergesche und übertönte die Melodie; sie wartete, bis sich die Luft wieder beruhigt hatte, und lauschte. Und dann setzte sie sich in Bewegung.
    Die Töne waren so zerbrechlich, so beunruhigend, so schwach unter den vielen Liedern von Steinen und Metall, dass sie sie dreimal verlor. Und es gab Zweige und Käfer, und sie sollte eigentlich nicht weiterlaufen, aber sie wusste, dass sie für den Fall, dass sie sich verwandelte, der sofortigen Aufmerksamkeit der Drachen am Himmel gewiss sein konnte. Maricara hatte Zutrauen genug, um sicher zu sein, ihnen entkommen zu können, wenn die Zeit dafür gekommen war. Aber zunächst wollte sie einfach nur sehen …

    Sie ging eine ganze Weile durch den Wald. Die Ärmel von Kimbers Hemd verfingen sich im Gebüsch, und einmal platschte sie in einen flachen kleinen Bach, der vor schlammigem Treibgut fast erstickte. Nach einer halben Stunde starrten ihre Füße vor Dreck, und der Schweiß ließ ihr das Hemd wie eine zweite, durchscheinende Haut an Armen und Körper kleben, aber die Töne wurden jetzt klarer.
    Der Wald öffnete sich auf eine von scharlachroten Lichtnelken und Glockenblumen übersäte Wiese, und nicht wenige der Blumen waren zu Boden gedrückt worden. Die Erde war aufgewühlt, und der Geruch nach Männern und Stahl sättigte die Luft. Und der nach Blut.
    Sanf inimicus.
    Vorsichtig ging sie zwischen die Gräser. Sie schaute nach oben und in alle Richtungen, bewegte

Weitere Kostenlose Bücher