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Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Titel: Der träumende Kameltreiber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amor Ben Hamida
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verboten, so was auch. Und für eine Übernachtung im Freien ist es mir doch zu kalt.’ Ja, Freunde, so ging es drei Wochen lang. Ich versuchte jeden Blick, jedes Wort, jede Geste zu interpretieren. Und wenn auch der leiseste Verdacht auf Interesse bestand, dann schlug ich zu, mit Charme und Eleganz natürlich, niemals plump. Aber wohin sollte ich die Damen führen? Zu meiner Mutter etwa? Ausgeschlossen. Eine andere, adäquate Behausung hatte ich nicht.

    Und dann passierte es doch tatsächlich: Nach einem harmlosen Ritt, von dem ich nicht viel erwartet hatte, fragte mich diese – was war sie? – etwa vierzigjährige Frau, ob ich mit ihr etwas trinken wollte. Ich sagte höflich: ‚Madame, im Hotel ist es mir zu teuer, und anderswohin wollen Sie vielleicht nicht mitkommen.’ Sie antwortete aber spontan: ‚Doch doch, ich kenne mich aus, wollen wir uns im Café La Corniche treffen? Ich lade dich ein, kein Problem!’
    Mein Herz schlug schneller, denn ich dachte an den Professor, den ich schon mit mahnendem Finger sah: ‚Lass dir die Gelegenheit nicht entgehen, Junge, nimm sie, so wie sie es will, und dafür bekommst du ein One-way-Ticket nach Europa!’ Ich ging zu einem der hier Anwesenden.«
    »Er kam zu mir«, flüsterte Moncef, der Manager. »Ich dachte schon, er wolle noch an jenem Abend heiraten. Er wollte duschen, sich rasieren, frische Kleider von mir anziehen. Ich ließ ihn machen und dachte, er sei übergeschnappt vor lauter Langeweile. Mit wem wollte er denn ausgehen? Mit einer seiner Kamelstuten?«
    »Ich ging also zu jemandem von euch«, fuhr Ahmed fort, »und duschte heiß und mit viel Seife. Ich rasierte mich so glatt, dass ich dem Wattetest eines sadistischen Offiziers hätte standhalten können. Das Parfüm habe ich mir nicht nur um den Hals gesprüht, den ganzen Kopf habe ich mir damit nass gemacht. Die Kleider waren mir etwas zu groß, aber ich kam mir edel vor und meine Begleitung sollte es sehen.

    Sie saß schon da, als ich kam. Als Erstes fragte sie mich nach meinem Geburtsdatum. Kennt ihr alle euren Geburtstag? Ich wusste es nicht und musste meine Identitätskarte ziehen. ‚Ah’, sagte sie, ‚Schütze!’, und machte Zeichen eines Bogen spannenden und Pfeil schießenden Kriegers. Irgendwie schien sie viel davon zu halten. Ich glaube, hätte ich ein anderes Zeichen gehabt, wäre sie vielleicht aufgestanden und hätte mich einfach sitzen lassen. Denn sie erklärte mir im Laufe der nächsten halben Stunde, wie wichtig es sei, dass diese Zeichen zueinanderpassten. Ich habe keine Ahnung, unter welchem Tierzeichen sie geboren war, aber anscheinend passten wir. Auf einmal hatte sie es eilig und fragte aufdringlich, wo wir allein sein könnten.«
    »Er kam zu mir«, sagte Jamel, der Rezeptionist, hinter vorgehaltener Hand zu Samia, die zu seiner Rechten saß. »Ich bin sein bester Freund und konnte ihn nicht enttäuschen. Ich musste jene bitterkalte Nacht im Café verbringen, denn wir hatten vereinbart, dass er als Zeichen seiner erledigten Aufgabe, – entschuldige den Ausdruck – ein weißes T-Shirt am Fenster befestigen sollte. Vom Café aus konnte ich meine kleine Wohnung sehen. Es wurde drei Uhr, bis das erlösende Tuch sichtbar wurde. Ich war hundemüde und konnte endlich in mein Bett. Glücklicherweise hatten sie es nicht benutzt, sie müssen es irgendwo anders getrieben haben – entschuldige das Wort – aber ich wollte um diese Nachtzeit gar nichts mehr davon wissen.«

    »Wir haben uns noch in der Eingangstüre geküsst«, beschrieb Ahmed den Ablauf seines Abenteuers. »Sie hat mich sogar daran gehindert, die Türe zu schließen, so schnell stürzte sie sich auf mich. Und Freunde, ehrlich, unter uns, ich muss das nun mal sagen: Ich hatte zum ersten Mal eine Frau vor mir, die willig und fähig war, mit mir etwas anzufangen, ich wusste ja nicht, was auf mich zukommen würde, und da habt ihr doch Verständnis für meine Angst, oder? Ich war immerhin erst achtzehn. An jenem Abend hatte ich mit dem Blick auf meinen Ausweis erfahren, dass ich soeben achtzehn geworden war, drei Tage zuvor. Und bis dahin hatte ich doch nur gelegentlich mal mit einer Touristin geredet und ihr vielleicht auf die Brüste oder den Po geschaut. Niemals hatte ich eine Frau berührt, bis zu jener Nacht. Ich war also gespannt, was alles kommen würde.
    Sie zog mich an sich, sie küsste mich, liebkoste mich noch im Flur, sie zog mir meinen dicken Pullover, dann das Hemd, dann das Unterhemd aus. Sie riss mir die Hose

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